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Interview mit Regisseur Alexander Adolph

Alexander Adolph wurde 1965 in München geboren studierte Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität und legte das 1. und 2. bayerische juristische Staatsexamen ab. Schon während des Studiums entstanden Hörspiele und Features für Radio Bremen und den Südwestfunk.

Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet Alexander Adolph als freier Autor, Journalist und Regisseur in München und machte sich zunächst als Autor einen Namen. Zu den vielfachen Auszeichnungen für seine Drehbücher gehören zwei Adolf-Grimme-Preise und der Deutsche Fernsehpreis. Insbesondere für die von ihm für das ZDF entwickelte Krimiserie Unter Verdacht bekam er große Aufmerksamkeit.

2006 gab er sein Regiedebüt mit der gefeierten Dokumentation Die Hochstapler, in der vier Hochstapler von ihren kuriosen Betrügereien, von ihren Opfern und ihrem Leben berichten. So glücklich war ich noch nie widmet sich in gewisser Weise dem gleichen Thema und ist Alexander Adolphs Spielfilmdebüt als Regisseur.

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So glücklich war ich noch nie
Interview mit Devid Striesow
Interview mit Nadja Uhl

Seit wann setzen Sie sich mit dem Thema „Hochstapler“ auseinander?

So genau weiß ich das gar nicht. Schon lange, und schon vor meinem Jurastudium jedenfalls, hat mich das Thema interessiert. Als Künstler finde ich die Frage spannend, was Lügen mit Menschen machen. Für mich ist das einer der spannendsten Konflikte. Der Lügner schenkt den Menschen ja etwas. Er macht ihnen eine Freude, indem er ihnen etwas Positives verspricht, Hoffnung schenkt, auch wenn der Nachteil darin besteht, dass es das Versprochene nicht gibt. Wer dem Hochstapler glaubt, kann ein glücklicher Mensch sein, auch wenn dieses Glück natürlich auf Sand gebaut ist. Und der Hochstapler macht gleichzeitig sich selbst etwas vor. In diesen eingebauten Widersprüchen liegt eine ungeheure Kraft.

Ihr letzter Film Die Hochstapler war eine Dokumentation über vier Hochstapler. Ist So glücklich war ich noch nie daraus gewachsen?

Nein, nicht ganz. Ich wollte diesen Film mindestens schon genauso lange machen, wie ich den Dokumentarfilm machen wollte. Den ersten Entwurf dieser Geschichte hatte ich schon vor 6 oder 7 Jahren. Aber durch die Treffen und die Beschäftigung mit wirklichen Hochstaplern hat sich das Drehbuch natürlich verändert. Die Grundidee zu So glücklich war ich noch nie ist letztlich sogar noch älter als der Dokumentarfilm.

Wie sah diese Grundidee aus?

Ich bin darauf gestoßen, als ich eine Komödie schreiben wollte. Ich hatte von einem Hochstapler gehört, der sich nach einem Gefängnisaufenthalt in eine Prostituierte verliebt und sie freigekauft hat. Vielleicht fällt es Menschen ja leichter, für Nähe zu zahlen, wenn sie Schwierigkeiten haben, sich so zu zeigen, wie sie sind. Davon ausgehend habe ich recherchiert und mich mit Hochstaplern und auch mit Prostituierten getroffen. Das Ergebnis dieser Recherchen war allerdings niederschmetternd, weil diese Geschichten lange nicht so lustig waren, wie ich es mir erhofft hatte.

Wie haben sich ihre Beschäftigung und die Treffen mit Hochstaplern auf So glücklich war ich noch nie ausgewirkt?

Es hat sich auf die Figuren ausgewirkt. Auf die Menschlichkeit der Figuren. Beim Thema Hochstapelei gerät man schnell in die Gefahr, eine bestimmte Vorstellung von Heldentum zu bedienen und den Betrug zu romantisieren. Sehr geholfen haben mir da meine realen Protagonisten aus Die Hochstapler und auch andere, mit denen ich gesprochen habe. Auch wenn sie richtig kriminell waren und dreiste Lügner, es gab immer das Bedürfnis, geliebt und anerkannt zu werden.

Und was haben Sie über das Betrügen gelernt?

Wenn man sich mit diesen Menschen auseinandersetzt, bekommt man eine Menge Tricks mit, wie man Leuten etwas verkauft, wie man Menschen dazu bringt, etwas zu glauben. Zum Beispiel lernt man, dass es oft besser ist, irgendeine Sache gar nicht erst anzubieten, sondern gleich zu sagen, dass man diese Sache gar nicht hergeben will. Es gibt also bestimmte Spielregeln, aber um dieses Spiel spielen zu können, muss man eine bestimmte Begabung haben. Man muss reflexartig die Wünsche anderer lesen können und verstehen, was in bestimmten Momenten am besten wirkt. Das ist etwas, dass die vier Herren in Die Hochstapler auf jeden Fall können, und das ist etwas, dass der Frank Knöpfel sicherlich auch kann. Diese Begabung hat man oder man hat sie nicht. Was ich übrigens auch gelernt habe: Dass man mit Menschen, die viel lügen, ganz besonders aufrichtig und ehrlich sein muss.

Ihr „Held“ in So glücklich war ich noch nie ist nicht nur eine, sondern gleich mehrere Rollen. Wie haben Sie Devid Striesow auf den Dreh vorbereitet?

Wir haben uns vor dem Dreh getroffen und sehr intensiv geprobt. Devid hat aber sicherlich auch einen Draht zu dieser Figur gehabt. Er kannte ihn irgendwie - vielleicht hat das damit zu tun, dass das „intuitive Lesen von Menschen“ sowohl für Schauspieler als auch für Hochstapler zum Handwerk gehört. Devid und ich hatten jedenfalls einen sehr ähnlichen Entwurf dieser Figur im Kopf. An fast jedem Drehtag haben wir dann an der Feinjustierung Frank Knöpfels gearbeitet und jede seiner Gesten, jede Bewegung und jeden Blick überprüft: Warum macht er das? Wie fühlt er sich selbst dabei? Was bewirkt es bei seinem Gegenüber? Wie spürt er den anderen und gibt ihm das, was der haben möchte? Und das hat dann irgendwann sehr gut funktioniert, aber es war tatsächlich eine große Herausforderung, weil wir außerdem nicht mal im Ansatz chronologisch drehen konnten. Das hat eine enorme Konzentrationsarbeit von Devid gefordert.

Werden Sie sich weiterhin als Filmemacher mit Hochstaplern befassen?

Mit So glücklich war ich noch nie habe ich einen Hochstaplerfilm so erzählen können, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Und jetzt würde ich mich gerne aufmachen und von anderen Leuten erzählen. Es werden aber sicherlich wieder Menschen sein, die sich auf die eine oder andere Art in Lügen verfangen. Die Hochstapelei, würde ich sagen, habe ich mit diesem Film hinter mich gebracht. Aber man weiß ja nie... ■ mz | Quelle: StudioCanal

Drama
D 2009
94 min


mit
Devid Striesow (Frank Knöpfel)
Nadja Uhl (Tanja)
Jörg Schüttauf (Peter Knöpfel)
Floriane Daniel (Marie)
Thorsten Merten (Schlickenrieder)
Elisabeth Trissenaar (Fritzi)
Christian Kahrmann (Mike)
Marc Zwinz (Bewährungshelfer)
Hansa Czypionka (Günther)
u.a.

drehbuch
Alexander Adolph

musik
Dieter Schleip

kamera
Jutta Pohlmann

regie
Alexander Adolph

produktion
EIKON Media GmbH
ZDF - Das kleine Fernsehspiel
arte

verleih
StudioCanal

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