Mamma mia! Here we go again
Wer hätte gedacht, dass es eine Fortsetzung des beliebten Musicals mit den Hits von ABBA geben wird. Zehn Jahre, nachdem Mamma Mia! weltweit 600 Millionen Dollar eingespielt hat, kehren wir auf die fiktive griechische Insel Kalokairi zurück, auf der Sophie ihr Haus saniert und in ein Luxushotel umgebaut hat. Nach dem Tod ihrer Mutter Donna stehen ihr dabei Vater Sam und Hotelmanager Fernando zur Seite. Sky kann nur aus der Ferne die Daumen drücken, weil er in New York eine Ausbildung zum Hotelfachmann macht.
Die große Eröffnung soll mit einer aufwändig geplanten Party gefeiert werden. Rosie und Tanya sind bereits auf der Insel eingetroffen. Am Tag der Eröffnung bricht plötzlich ein Sturm über die Insel, der sie von der Außenwelt abschneidet. Doch als Sophie auf dem Tiefpunkt ihrer Enttäuschung angekommen ist, treffen doch noch eine Reihe von Überraschungsgästen auf der Insel ein, darunter die anderen Väter Harry und Bill, und die Party kann doch noch stattfinden. Sophie fühlt sich ihrer Mutter so nah wie nie zuvor.
Währenddessen wird in diversen Rückblenden erzählt, wie die junge Donna nach ihrem Abschluss an der Uni 1979 mit ihren besten Freundinnen Rosie und Tanya auf Kalokairi angekommen ist und die drei möglichen Väter von Sophie kennen gelernt hat.
I have a Dream
Während die Geschichte in Rückblenden grandios zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt, um zu zeigen, wie die Liebesbeziehungen in der Vergangenheit entstanden sind, und wie sie die Gegenwart beeinflussen, spielt Lily James die Rolle der jungen Donna. Mit Filmen wie Cinderella, Baby Driver und Die dunkelste Stunde hat die junge Schauspielerin bereits eine große Bandbreite zeigen können. Nun ging es darum, den Jeansoverall von Meryl Streep zu füllen.
»Lily personifiziert den Geist von Donna, sie ist die perfekte Besetzung«, schwärmt Produzentin und Schöpferin Judy Craymer. »Ich weiß, sie hat lange darüber nachgedacht, bevor sie die Rolle angenommen hat, denn eine junge Meryl Streep zu spielen, ist eine Herausforderung für jede Schauspielerin. Doch dann ist sie ganz in diese Idee eingetaucht. Das war eine einmalige Chance, ein beliebtes Musical für die Leinwand zu adaptieren. Und Lily hat eine reine, schöne Stimme.«
Natürlich war es den Filmemachern wichtig, dass ihre junge Donna das Publikum in irgendeiner Form an die beliebte Figur aus dem ersten Film erinnert. Aber es war nie der Plan, eine Schauspielerin zu finden, die der jungen Meryl Streep wie aus dem Gesicht geschnitten ist. »Lily verwandelt sich in diese Frau, und am Ende spielt es gar keine Rolle mehr, ob sie Meryl Streep ähnlich sieht oder nicht«, erklärt Produzent Gary Goetzman. »Sie spielt die junge Version von Meryl auf eine ganz eigene starke, kraftvolle und schöne Art. Sie ist ein Naturereignis. Und was für eine Stimme sie hat! Sie ist eine fantastische Schauspielerin.«
In der Vorbereitungszeit arbeitete Björn Ulvæus intensiv mit Lily James und war überrascht darüber, was er mit der Schauspielerin erlebte. »Lily kam nach Stockholm, um ihre Lieder für den Film aufzunehmen. Wir hatten sie auf Videos gesehen und hatten sie singen gehört. Aber wir wussten nicht, wie viel schauspielerisches Talent sie hat. Das war eine wundervolle Überraschung«, sagt er. »Als Texter bin ich besonders glücklich, denn sie hat diese natürliche Gabe des Genschichtenerzählens in ihrem Gesang. Das kann wirklich nicht jeder. Und die Art wie sie mit unseren Songs umgeht, ist einfach ein Genuss für die Ohren.«
Andante, andante
Das Eröffnungslied für Lily James in diesem Film ist „When I kissed the Teacher“, und mit ihm werden für den Zuschauer gleichzeitig die jungen Dynamos eingeführt. »Der Film beginnt mit Donna, die als erste Frau überhaupt in Oxford eine Abschiedsrede für ihren Jahrgang halten darf«, erklärt die Schauspielerin. »Sie hält also diese Rede für ihre Kommilitonen und fängt dann plötzlich an, dieses Lied zu singen, was totales Durcheinander auslöst. Diese drei Frauen repräsentieren den Geist der Rebellion und haben an dieser Stelle den Auftritt ihres Lebens, als sie die Roben ausziehen und um die Lehrer herumtanzen. Die Dynamos sind eine echte Girl-Power-Band, und in diesem Moment lassen sie uns direkt in ihr Herz schauen.«
Und mit Jessica Keenan Wynn und Alexa Davies hat man auch äquivalente Talente für Tanya und Rosie gefunden, die nicht nur gut singen können, sondern auch ihren älteren Egos ähnlich sehen, während die jungen Herr-schaften (bis auf den blonden Bill) eher austauschbar wirken, dafür aber gesangstechnisch ihren älteren Versionen ähnlich klingen. Wir haben bereits im ersten Film bemerkt, dass die Herren (bis auf Colin Firth, der bereits in anderen Filmen gesungen hat) keine wirklichen Singstimmen haben, doch auch diesmal legen sie sich erneut ins Zeug, um die ABBA-Lieder nicht zu verstümmeln.
Amanda Seyfried spricht über die Verbundenheit zu ihrer Rolle: »Es war eine ganz besondere Gelegenheit, Sophie noch einmal zu spielen. Als wir den ersten Film gedreht haben, war ich gerade 21 Jahre alt - es war einer meiner ersten großen Filme. Und eigentlich habe ich die ganze Zeit mich selbst gespielt, vom ersten bis zum letzten Drehtag. Jetzt sind wir wieder da, zehn Jahre später, und seitdem hat sich eine Menge in meinem Leben verändert. Aber die Verbundenheit zu dieser Figur ist immer noch da und wahrscheinlich sogar noch stärker als sie es vorher war.«
Was man ihr auch ansieht - aber nicht nur ihr! Sie wirkt sicherer, auch der Film wirkt weniger gekünstelt. Während man den Eindruck hat, dass der erste Film eher einfach und schnell dahingeschustert wurde, ist die Fortsetzung anno 2018 viel stimmiger. Das mag an den flüssigen Szenenübergängen liegen, an den zahlreichen Außendrehs auf der kroatischen Insel Vis, aber auch an den neuen Talenten, die vor und hinter der Kamera für diese gelungene Umsetzung gesorgt haben.
Super Trouper
Aber es gibt auch neue Figuren, die für Gesprächsstoff sorgen. Andy Garcia, der in letzter Zeit eher in Kurzauftritten über die Leinwand huschte, spielt die Rolle des Hotelmanagers Señor Fernando Cienfuegos, der den Herzen von Tanya und Rosie ordentlich einheizt, denn sein Nachname bedeutet übersetzt „Hundert Feuer“. Zu guter Letzt kommt dann noch Sophies Oma Ruby aus Las Vegas eingeflogen, die von niemand anderem als Cher gespielt wird! Und zu aller Überraschung besitzt diese eine ganz eigene Verbindung zum Manager.
Zum Lied, das Cher gemeinsam mit Andy Garcia singt, sagt sie: »„Fernando“ ist ein Lied über einen Mann und eine Frau, die sich 1959 kannten, während der Revolution. Sie haben sich geliebt, wurden aber getrennt. Als sie sich wieder begegnen, sind sie alt und grau. Doch die Leidenschaft ist immer noch da. Es ist ein Song über Liebende in Zeiten des Krieges, die sich aus den Augen verlieren. Das ist wirklich schön und wir singen das Stück wie eine Ballade.«
Gut, alt und grau ist Cher hier zumindest nicht. Wenn sie ins Rampenlicht tritt und lossingt, sieht sie eher wie eine Barbie-Puppe aus - glattgezogen mit Lockenmähne und Disco-Outfit! »Wenn wir „Fernando“ singen, stiehlt Cher allen die Show«, sagt Meryl Streep. »Es ist natürlich ein bisschen schockierend, dass sie meine Mutter spielt, aber die war göttlich! Und es war so eine große Freude, sie zu sehen! Wir haben zusammen im Film Silkwood gespielt, das muss ungefähr 36 Jahre her sein. Und jetzt sind wir wieder vereint! Und nicht das letzte Mal.«
Cher erklärt ihre Theorie, warum die Musik von ABBA bis heute so zeitlos und kultig ist: »Als ich früher die ABBA-Lieder gehört habe, gefiel mir vor allen Dingen die Musik. Auf die Texte habe ich ehrlich gesagt gar nicht so sehr geachtet. „Fernando“ kannte ich auch nicht, bis ich anfing, den Song zu singen. Deswegen war mir auch nicht klar, wie relevant und emotional dieses Lied ist. Björn und Benny haben diese Texte ja nicht als Amerikaner geschrieben, deswegen sind die Worte anders arrangiert und ich war dann richtig von ihnen ergriffen. Ich habe mir dann „Super Trouper“ noch einmal angehört, und das Mädchen im Text kam mir von Anfang an bekannt vor, weil ich das Gefühl kannte, das das Lied transportiert. ABBA wusste ganz genau, wie man mit einem Lied eine Geschichte erzählt.«
Und wenn man die Lieder hört, merkt man das auch! Interessanterweise sind in Mamma mia! Here we go again, was gleichzeitig Fortsetzung und Vorgeschichte ist, bis auf das Titellied komplett andere Lieder zu hören als die, die wir im ersten Film/Musical gehört haben! Ab und zu lässt Komponistin Anne Dudley die eine oder andere Melodie als Untermahlung erklingen, doch die gesungenen Lieder, die zur Hälfte nicht ganz so bekannt sind wie die Kassenschlager ABBAs, sind im Film noch nicht vorgekommen. Auf dem Soundtrack zum Film sind zusätzlich noch „I wonder (Departure)“ von den jungen Dynamos sowie „The Day before you came“ von Meryl Streep zu hören. Dafür fehlen dort die im Film auszugsweise zu hörenden Titel „Thank you for the Music“, „SOS“ und „Hasta Mañana“.
Natürlich sind auch die ABBA-Komponisten in kleinen Rollen zu sehen - Björn als Dozent neben der Rektorin in Oxford und Benny am Klavier in Paris, wenn Donna und Harry „Waterloo“ singen und tanzen. Allein die Choreografien für die Massen-Tanzszenen sind sensationell und erinnern dabei an die Musicals von vor einem halben Jahrhundert, aber auch an die Stauszene in La La Land. Und spätestens, wenn die gesamte Besetzung das Publikum mit „Super Trouper“ entlässt, kann man nicht mehr anders als mitzusingen oder -tanzen. Trotzdem der Film sehr melancholisch thematisiert die Stimmung drückt, schafft es Ol Parker, der neben seinen Filmen Eine Hochzeit zu Dritt und Now is good - Jeder Moment zählt (2012) auch für die Drehbücher der Best Exotic Marigold Hotel-Filme verantwortlich zeigt, das Publikum gut gelaunt zu verabschieden. ■ mz
20. Juli 2018
Komödie/Drama/Musical
GB/USA 2018
114 min
IMAX®

mit
Lily James (Donna/jung)
Meryl Streep (Donna Sheridan)
Amanda Seyfried (Sophie Sheridan)
Jessica Keenan Wynn (Tanya/jung)
Christine Baranski (Tanya Chesham-Leigh)
Alexa Davies (Rosie/jung)
Julie Walters (Rosie Mulligan)
Dominic Cooper (Sky)
Jeremy Irvine (Sam/jung)
Pierce Brosnan (Sam Carmichael)
Josh Dylan (Bill/jung)
Stellan Skarsgård (Bill Anderson)
Hugh Skinner (Harry/jung)
Colin Firth (Harry Bright)
Cher (Ruby Sheridan)
Andy Garcia (Señor Fernando Cienfuegos)
Celia Imrie (Rektorin)
Omid Djalili (griechischer Zollbeamter)
u.a.

drehbuch
Ol Parker, Richard Curtis, Catherine Johnson
basierend auf dem Musical von Catherine Johnson
basierend auf der Idee von Judy Craymer

musik
Anne Dudley, Benny Andersson, Björn Ulvæus

kamera
Robert D. Yeoman

regie
Ol Parker

produktion
Universal Pictures
Legendary Entertainment
LittleStar/Playtone

verleih
Universal


vorspann
Logos, Titeleinblendung

abspann
Rücklaufender Vorspann mit allen Mitwirkenden, die „Super Trouper“ singen, geht nahtlos in rollenden Abspann über, mit schwirrendem Glitzer im Hintergrund

erwähnung
In loving Memory of Alan MacDonald