1974 mussten Paul Newman und Faye Dunaway als erste einem flambierten Hochhaus entkommen. Damals war es lediglich ein Konstruktionsfehler, der zur Katastrophe führte. 1988 dann erlebten wir, wie Bruce Willis das Nakatomi-Hochhaus gegen deutsche Terroristen verteidigte. Zuletzt sahen wir 2011 in Mission: Impossible - Phantom Protokoll Tom Cruise am Burj Khalifa in Dubai umherklettern. 2018 macht sich nun Dwayne Johnson daran, „The Pearl“, das höchste Gebäude der Welt in Hongkong von innen und außen kennenzulernen.
»Welcome to heaven, Mr. Sawyer!«
Dabei ist die „Perle“ nicht einmal echt! »Ein Gebäude spiegelt die Menschen, die Kultur, die Stadt drum herum wider und die Zeit, in der es entworfen wurde«, so Produktionsdesigner Jim Bissell. »Auch wenn wir nur 5 Monate Zeit hatten, um „Die Perle“ zu entwickeln, musste das Design so aussehen, als hätte es Jahre der Entwicklung dafür gebraucht.«
Mit der chinesischen Fabel über die Drachenperle fanden sie ein Motiv, das sich als Grundidee perfekt eignete - zum einen architektonisch, zum anderen durch die tiefe symbolische Verwurzelung von Perlen und Drachen in der chinesischen Kultur. Bei den Reisen von Jim Bissell und seinem Team nach Hongkong wurde schnell klar, dass sie „Die Perle“ auf der Kowloon-Seite Hongkongs „bauen“ mussten, weil man so Hongkongs Skyline immer im Bild hat, und eben auch, weil „Kowloon“ übersetzt so viel wie „neun Drachen“ bedeutet – acht Berge im Hintergrund und der Herrscher als neunter Drache. So entstand der Name im 13. Jahrhundert.
Der Drache streckt sich nach der Perle im Himmel – so kann man den Eindruck des Wolkenkratzers beschreiben. Jim Bissells Team wollte, dass die Perlen-Sphäre an der Spitze des Wolkenkratzers aussieht, als würde sie in der Luft schweben. Und so gaben sie der Sphäre eine reflektierende Oberfläche, in der sich der Himmel spiegelt, so wie in den berühmten Salzebenen Boliviens „Salar de Uyuni“, die Pate dafür standen.
Die Aussichtsplattform wurde im Computer erschaffen, aber nur, weil es das wahre Gebäude nicht gibt. »Genauso wäre es möglich«, erklärt die für die digitale Architektur zuständige Petra Holthorf-Stratton. »Man geht raus und hat das Gefühl, am Rand zu stehen - wie bei einem „Infinity Pool“. Es ist eine Illusion. Wir konnten es nicht in echt bauen, aber es musste sich echt anfühlen und so, dass man sich beim nächsten Besuch in Hongkong fragt, wo denn „The Pearl“ steht.«
Der Produktionsdesigner hatte außerdem die Ehre, sich mit dem Architekten des Burj Khalifa unterhalten zu dürfen, und erinnert sich daran, dass Adrian Smith ihm sagte, dass man bei solchen Gebäuden manchmal fast Filmideen braucht. »Adrian erzählte, dass eines der Probleme bei so hohen Gebäuden die Fahrstuhlkabel sind«, so Jim Bissell. »Heutzutage werden extraflache Kabel genutzt, aber er hatte diese Idee, dass man Magnettechnologie nutzen könnte, um Fahrstühle 1000 Meter in die Höhe zu schießen. Das ist pure Science-Fiction, und das war ein schöner Moment einer ähnlichen Herangehensweise. Man braucht Fantasie, um so ein Bauwerk zu erschaffen.«
Und damit haben sich die Filmemacher wahrhaft übertroffen. Das Gebäude wirkt so echt wie nur irgend möglich, dass man sich fragt: Gibt's das Gebäude wirklich? Wenn Dwayne Johnson in schwindelerregenden Höhen herumklettert, ist man nicht nur mittendrin in der Action. Leute mit Höhenangst sollten in jenen Szenen die Augen schließen, denn, auch wenn niemand sagt „Nicht runtergucken!“ - er macht's, und die Kameras folgen seinen Blicken, dass einem ganz anders wird. Und der 3D-Effekt unterstützt das noch zusätzlich!
»Daddy loves who?«
Als mutiger Familienvater zeigt Dwayne Johnson einmal mehr, warum er der bedeutendste Actionheld unserer Zeit ist. Eine neue berufliche Herausforderung in Hongkong wird zum Albtraum für den Kriegsveteranen und ehemaligen FBI-Einsatzchef Will Sawyer, der im „The Pearl“, dem mit 240 Stockwerken höchsten Wolkenkratzer der Welt, für Sicherheit sorgen soll. Will hat sein Amt noch nicht ganz angetreten, da kommt es zur Katastrophe: Die 96. Etage steht plötzlich in Flammen. In den Stockwerken darüber ist seine Familie eingeschlossen - zusammen mit dem Pearl-Erbauer und den Terroristen, die noch eine Rechnung mit dem Tycoon offen haben...
Neve Campbell ist hier in ihrer ersten größeren Kinorolle seit Scream 4 (2011) zu sehen. Zuletzt spielte sie an der Seite von Kevin Spacey in der Netflix-Serie House of Cards. Sie war froh, dass man keine typische Fräulein-in-Nöten-Rolle aus Sarah gemacht hat, sondern dass sie ein aktiver Teil des Geschehens ist. Sarah ist eine brillante Navy-Chirurgin, die damals Will das Leben gerettet hat, aber sie kann zudem auch auf Kampferfahrung zurückblicken. »Es ist glaubhaft, dass sie so eine Kämpferin ist, wie man sie im Film sieht«, so die kanadische Schauspielerin. »Aber ein Teil davon ist auch nur eine Mutterlöwin, die ihre Babys schützt. Sie würde alles tun, um sie zu retten.«
Als Wills Ex-Kollege Ben ist Pablo Schreiber zu sehen, den man vermutlich in Filmen wie Criminal Squad oder 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi gesehen hat, doch so ganz ohne Bart kaum wiedererkennt. Dafür hat er in manchen Einstellungen eine gewisse Ähnlichkeit mit Fußballstar Cristiano Ronaldo. Aber spätestens seit Total Recall wissen wir, dass Arbeitskollegen nicht zu trauen ist. Und in der Tat ist Ben nicht nur aus beruflichen Gründen an Wills Seite beim Einstellungsgespräch im Pearl.
»Do you have any duct tape?«
Rawson Marshall Thurber ist bekannt für seine schrägen Komödien wie Dodgeball - Voll auf die Nüsse, Wir sind die Millers und zuletzt Central Intelligence, worin auch Dwayne Johnson eine Hauptrolle gespielt hat. Der bekennende Fan von 80er-Jahre-Actionfilmen ist auch diesmal Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion und zeigt, dass er es auch drauf hat, einen spektakulären SciFi-Actioner zu wuppen. Betrachtet man seine Vorgängerfilme, ist Skyscraper relativ humorlos. Relativ. Der Humor findet sich hier hauptsächlich in Wahnwitz und in Sprüchen wieder. Allerdings schafft er einen satirischen Seitenhieb, wenn Wills spektakuläre Aktion, in den Turm zu gelangen, live im Fernsehen übertragen wird und auf dem Platz in der Nähe auf einem Großbildschirm zum Public Viewing einlädt.
Keiner außer Dwayne Johnson kann Sätze sagen wie „Ich stabilisiere die Brücke“, ohne das auch halbwegs glaubwürdig durchzuziehen. Die Action ist oft haarsträubend - mal unglaublich, mal unglaubwürdig, aber immer unterhaltsam. Der ehemalige Wrestler hat sich zwar mittlerweile zu einer nicht mehr wegdenkbaren Actionfilmgröße in Richtung Schwarzenegger oder Stallone gemausert, doch so ganz scheint dem Möchtegern-MacGyver das blutige Unterhemd von John McClane nicht zu passen. Viel zu sauber läuft die Handlung ab - siehe Freigabe ab 12 Jahren, und trotzdem Will angeschossen wird, wähnt man ihn nie wirklich in Gefahr. Auch seine Frau samt Sohn sind recht schnell in Sicherheit gebracht. Erst am Ende des Films kann Neve Campbell noch kurz mal ihre Kampfqualitäten zeigen.
Die Spannung hängt hauptsächlich (und buchstäblich) von der Action der Hauptfigur ab, die eindrucksvoll von der Filmmusik von Steve Jablonsky unterzeichnet wird. Handlungstechnisch ist der Film vorhersehbar wie der Abspann am Ende, doch die grandiose Action und die überzeugenden Schauspieler lassen darüber hinwegsehen. Was allerdings nicht so herüberkommt, ist die deutsche Synchro. Die Bösewichte sollen Südafrikaner sein und einen entsprechenden Akzent besitzen, der zumindest in der Synchronisation flöten geht und man am Ende Sarah bewundert, die einen schwedischen Akzent herausgehört haben will! Daher meine Empfehlung: IMAX®, 3D, Originalfassung! Dann funktioniert's auch mit der Stimmung. ■ mz
12. Juli 2018
Krimi/Action
USA 2018
103 min
3D | IMAX®

mit
Dwayne Johnson (Will Sawyer)
Neve Campbell (Sarah Sawyer)
McKenna Roberts (Georgia Sawyer)
Noah Cottrell (Henry Sawyer)
黃經漢 (Xi Xhao Long)
Roland Møller (Kores Botha)
Noah Taylor (Mr. Pierce)
Byron Mann (Inspektor Wu)
Hannah Quinlivan (Xia)
Pablo Schreiber (Ben)
Elfina Luk (Sergeant Han)
Kevin Rankin (Ray)
Paul McGillion (Kommandant vor Ort)
馬志 (Feuerwehrmeister)
u.a.

drehbuch
Rawson Marshall Thurber

musik
Steve Jablonsky

kamera
Robert Elswit

regie
Rawson Marshall Thurber

produktion
Legendary Entertainment
Flynn Picture Company
Seven Bucks Productions

verleih
Universal


vorspann
Universal-Logo, Sterne werden zu Schneeflocken, Prolog, Titeleinblendung senkrecht zum Objekt

abspann
Rücklaufender Vorspann mit weiteren Luftaufnahmen vom brennenden Turm, endet mit Titel senkrecht zum Objekt, dann gewöhnlich rollender Abspann

erwähnung
keine