»This is MY house!«

Drei Jahre nach James Wans Gruselschocker The Conjuring erzählt der Regisseur eine weitere Geschichte aus den Aufzeichnungen von Lorraine und Ed Warren. Diesmal beginnt deren Geisterbezwingung und -austreibung mit der bekannten Geschichte um das Haus in Amityville, das Lorraine so sehr mitgenommen hat, dass sie ans Aufhören denkt, denn ein Dämon in Gestalt einer Nonne sucht sie nachhaltig auf und versorgt sie mit Visionen vom Tod ihres Mannes.

Doch sie machen weiter, denn ohne Lorraine als Medium weiß Ed nicht, was er austreiben soll. Wir schreiben mittlerweile 1977, als Ed von einem Priester um Hilfe gebeten wird, im Londoner Stadtteil Enfield einer Familie zu helfen, die von einem Geist in Angst und Schrecken versetzt wird. Die alleinstehende Mutter vierer Kinder weiß nicht mehr weiter, als ein Geist von Tochter Janet (hervorragend gespielt von Madison Wolfe) Besitz ergreift.

Also reisen die Warrens um den halben Erdball, um das Ganze zu erforschen. Dabei sammeln sie Fakten und Beweise, denn die Kirche genehmigt sonst keine Austreibung. Mit Hilfe des britischen Paranormaldetektivs Maurice Grosse (der wundervoll wandelbare Simon McBurney aus Mission: Impossible - Rogue Nation, Die Entdeckung der Unendlichkeit, Magic in the Moonlight) und der äußerst skeptischen deutschen Parapsychologin Anita Gregory (Franka Potente nach ihren Serien-Auftritten in American Horror Story, Copper - Justice is brutal und The Bridge mal wieder in einem Film zu sehen) versuchen die Warrens, eindeutige Beweise zu sammeln, um das Haus der Hodgsons zu „reinigen“...

»Sometimes you have to make a leap of faith.«

Da die Geschichten auf wahren Begebenheiten basieren, musste natürlich auch die Produktion selbst beschützt werden. Daher segnete Pater Steven Sanchez (ein romanisch-katholischer, von der Kirche genehmigter Exorzist und persönlicher Freund der Dämonologin Lorraine Warren) aus Albuquerque, New Mexico, am 21. September 2015 um 6:45 Uhr das Filmatelier 4 der Warner Bros. Studios im kalifornischen Burbank, bevor mit den Dreharbeiten begonnen werden durfte.

James Wan setzt auch bei diesem Werk auf das stille Grauen. Es sind die kleinen Dinge, die einem Gänsehaut einjagen, wenn z.B. der kleine Junge von seinem Spielzeug geweckt wird, das sich von allein in Bewegung setzt. Allerdings wirkt der Schauer nicht ganz so intensiv wie beim Vorgänger, da man als Zuschauer oft den handelnden Figuren auf der Leinwand voraus ist. Dennoch schafft es Wan, das gruselige Ambiente durch audio-visuelle Effekte aufzupeppen. Manchmal sind es jedoch zu viele, wenn man sich dann wundert, woher im Londoner Winter Grillenzirpen kommen soll.

Großen Applaus an das Setdesign! Man fühlt sich so richtig in die 70er Jahre zurück versetzt. Immer wieder gibt es witzige Anekdoten, wie z.B. die riesengroße Handkamera, die Ed hochnimmt und bemerkt „Die ist aber leicht!“ An der Wand im Zimmer der Mädels hängen Poster von Starsky & Hutch, weshalb dann auch der damalige „Hutch“ David Soul mit seinem Klassiker „Don't give up on us“ zu hören ist.

In Bezug auf die Lauflänge des Films bleibt anzumerken, dass so manche Wiederholungen im Film hätten gekürzt werden können, da diese dem Film Tempo und Spannung nehmen. Ansonsten ist The Conjuring 2 ein würdiger Nachfolger, und bei dem derzeitigen Erfolg ist eine weitere Fortsetzung so sicher wie das Grauen im Halbdunkel. Zuvor müssen wir aber noch eine weitere Annabelle-Ableger-Fortsetzung über uns ergehen lassen... ■ mz