Kinostarts Januar 2016
Autor und Regisseur Rick Famuyiwa ist wie auch Malcolm Sohn nigerianischer Einwanderer, auch wenn hier eine Generation weiter, und drehte 1999 bereits einen autobiografisch basierten Film - The Wood. Jetzt hat er den Ort, an dem er aufgewachsen ist, neu untersucht und für eine neue Generation aufbereitet. »Dope ist wie Risky Business für die Social-Media-Generation«, führt er aus. »Durch eine Reihe von verrückten Umständen haben Malcolm und seine Freunde ihren Weg aus einer schlimmen Situation zu finden. Er macht das, wie man denken würde, was ein Kind von Heute tun würde, und kommt letztlich durch seine Ambitionen, erfolgreich zu sein, da auch wieder heraus.«
Die Produzenten von Fruitvale Station, Forest Whitaker und Nina Yang Bongiovi, schnappten sich Sean Combs und produzierten den Film mit musikalischer Unterstützung von Pharrell Williams, der ein paar Parallelen zu seiner eigenen Jugend im Film wiedererkennt. Der Soundtrack des Films klingt dementsprechend auch nach den 90ern, auch wenn nur wenige Titel aus jener Zeit angespielt werden. Vermutlich wären sonst die Produktionskosten durch die Lizenzen in die Höhe geschnellt.
Forest Whitaker selbst übernimmt im Film die Rolle des Erzählers: »Tief im Innern ist Dope sehr universell. Man könnte Ricks Geschichte nehmen und sie in eine beliebig andere Gemeinschaft platzieren, denn es geht um ein Kind, das nirgends rein passt, aber irgendwo dazugehören will, das sich darum Gedanken macht, wie es zum Erfolg kommt, wie es ein mormales Leben führen, Spaß haben und ein Mädchen finden kann.«
Hauptdarsteller Shameik Moore ist noch recht unbekannt und gibt hier seinen Einstand als Charakterdarsteller. Und für den Anfang macht er seinen Job recht gut, auch wenn er das Publikum nicht so recht in sich hineingucken lässt. Umso überraschter ist man, wenn Malcolm am Ende die Geschichte auflöst. Ganz andere Kaliber mit etwas mehr Erfahrung sind da Malcolms Freunde, Jib und Diggy.
Jib alias Tony Revolori kennt man bereits als Pagen aus Wes Andersons ►Grand Budapest Hotel kennt, oder aus aktuelleren Filmen wie Umrika oder ►Die 5. Welle, während Kiersey Clemons bislang hauptsächlich im TV zu sehen war. Clemons spielt hier Diggy, ein Mädchen, das aufs gleiche Geschlecht steht und sich dagegen wehrt, wenn ein Weißer in ihrer Gegenwart das N-Wort benutzt. Im TV spielte sie in Steven Spielbergs SciFi-Serie Extant an der Seite von Halle Berry einen Androiden sowie in der prämierten amazon-Serie Transparent. Demnächst wird sie in der Fortsetzung von Bad Neighbors zu sehen sein.
Auch wenn überall das Wort Komödie zu lesen ist, ist der Film keineswegs eine solche. Dazu müsste man lachen können. Die Geschichte jedoch ist eher tragisch und kriminell und daher vermutlich auch beim Sundance Filmfestival aufgenommen und gefeiert worden. Mich erinnert der Film, oder vielmehr die Botschaft des Films, an die derzeitige Oscar®-Debatte um den Mangel an Vielfältigkeit. Einerseits vermittelt der Film, dass man alles schaffen kann, wenn man sich nur auf den Hosenboden setzt und lernt und gegebenenfalls die richtigen Entscheidungen trifft. Andererseits haben sich nun einmal die Filmemacher für Farbige entschieden, wodurch die von Whitaker erwähnte Austauschbarkeit der Geschichte nur beschränkt in andere Gefilde übertragen werden kann.
Es ist nunmal ein Film über Farbige, die ihren Weg aus dem Gangster-Ghetto finden müssen. Da kann man nicht viel Neues erzählen. Viele Farbige sind trotz mehr Aufklärung durch das Internet und Soziale Medien nicht aus ihrem Nachbarschaftskokon herauszuholen. Klar, man kann die Leute nicht (mehr) in irgendwelche Schubladen stecken, doch auch wenn sich diese Leute zwischen den Schubladen hin und her bewegen, bleibt der Schrank doch im selben Haus. Insofern ist der Film zwar intelligentes Aufklärungskino für das im Film auftretende Zielpublikum, kann allerdings sonst keinen Blumentopf gewinnen. Und um Malcolms Frage auf den Film zu übertragen: Würde die Geschichte funktionieren, wenn die Figuren Weiße wären...? ■ mz