Grand Budapest Hotel
In Grand Budapest Hotel berichtet der Erzähler (Tom Wilkinson) dem Publikum von einem jungen Autor (er selbst – Jude Law) der im gleichnamigen, in den 60er Jahren ziemlich heruntergekommenen Hotel in einem dunklen Teil Europas den Besitzer des Hotels (F. Murray Abraham) trifft, der ihm vom früheren Chefconcierge H. Gustave des Hotels (Ralph Fiennes) erzählt, der in der Blütezeit des Hotels in der 20er Jahren abenteuerliche Dinge erlebt.
H. Gustave muss sich mit den Marotten der lebenden und verstorbenen Hotelgäste rumschlagen, das Hotel vor einer bevorstehenden Revolution bewahren, seine Unschuld in einem Mordfall beweisen, den jungen Lobby-Boy Zero (Tony Revolori) in die Feinheiten des Hotels und des Lebens einweisen und ganz besonders die Versorgung der Gäste mit feinen Küchlein aus Mendls Bäckerei sicherstellen.
Wem bei dieser Kurzbeschreibung schon die Gehirnwindungen aus dem Kopf rieseln, sollte sich den neuen Film von Wes Anderson gleich schenken. Denn mit den Windungen und Verwicklungen dieses Films füllen andere Regisseure gleich drei Filme. Wie schon bei früheren Filmen wie Der Fantastische Mr. Fox oder Moonrise Kingdom verquickt Anderson eine skurrile, charmante und völlig abgedrehte Geschichte mit verschrobenen Charakteren und schrägen Schauplätzen.
So wirken alle Außenaufnahmen wie in Theaterkulissen gefilmt, wohingegen das Set des Hotels mit einer unglaublichen Detailfreude und Verspieltheit gestaltet ist. Obwohl der Autorenfilmer Anderson nicht mit großen Gagen ködern kann, strömen die Stars nur so in seine Filme, da sie hier ihre Liebe zum Schauspielen völlig ausleben können. Geschickt springt die Geschichte zwischen den verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen hin und her und lässt dabei jedem Darsteller genug Raum, seine verschrobenen Charaktere zu präsentieren.
Eine kleine „Sehhilfe“ gönnt uns Wes Anderson dann aber doch noch. Jede Zeitebene wird in einem anderen Bildformat präsentiert. So sind die 20er Jahren im klassischen 1.37:1-Bildformat (altes TV-Format) zu sehen, die 60er Jahre in dem damals gängigen Cinemascope-Format und die moderne Zeit im Breitbildformat (1.85:1). Allein schon diese ständigen Bildsprünge machen den Film optisch zu einem verspielten Genuss im Kino.
Aber auch ausnahmslos alle mit unglaublicher Freude spielenden Darsteller versprechen einen vergnüglichen Kinoabend. Bleibt nur zu hoffen, dass es auch genug Freunde schräger Filme gibt. Es wäre wirklich schade, wenn der Film sang- und klanglos im Kino verlorengeht. ■ ott