Donnerstag, 18. April 2024
All Eyez on me
Tupac hat sich ein Ziel gesetzt.
© Quantrell Colbert

Am 16. Juni 2017 wäre Tupac Shakur 46 Jahre alt geworden. Am 7. September 1996 wurde der zu Weltruhm aufstrebende Rapper in Las Vegas auf offener Straße angeschossen. Sechs Tage später starb er im jungen Alter von 25 Jahren und wurde zur Ikone aller Gegner des Gangsta-Raps. Tupac war auch Pionier der modernen Schreibweise der Zahlensilben. Sein Name wurde zu 2Pac.

Lesane Parish Crooks, wie er vor der Umtaufe in Tupac Amaru (ein Jahr nach seiner Geburt) hieß, wuchs in Harlem auf. Seine Eltern waren Aktivisten der Black Panther-Bewegung, weshalb seine Mutter ihn und seine Halbschwester mit durchs Land nahm, um dem Radar des FBI zu entkommen. 1984 zogen sie nach Baltimore in eine zum Großteil weiße, bürgerlich geprägte Nachbarschaft. Dort besuchte Tupac die Baltimore School for the Arts. Er belegte Kurse in Literatur und Ballett, las viel und spielte Theater. Gleichzeitig fing er an zu rappen.

»I'm gonna be a revolutionary.«

Vier Jahre später zog seine Mutter erneut mit ihm weg, was für ihn der entscheidende Punkt war, an dem er »auf die schiefe Bahn geriet«. Sein soziales Umfeld veränderte sich zum Schlechteren, auch musste er seiner besten Freundin Jada Lebewohl sagen. In den Ghettos von Oakland schaute er zu den erfolgreichen Zuhältern und Drogenhändlern seines Viertels auf und versuchte sich schließlich selbst im Drogenhandel.

Gleichzeitig aber kam er mit Leuten aus dem Musikgeschäft zusammen, was schließlich zu einigen Gigs mit der Rapgruppe Digital Underground führte. Mit einem Auftritt in dem Titel „Same Song“ machte er auf sich aufmerksam und erhielt seinen ersten Soloplattenvertrag bei der Firma Interscope Records. 1991 veröffentlichte Tupac Shakur sein erstes und zugleich politischstes Album „2Pacalypse Now“. Zwei Jahre später folgte „Strictly 4 my N.I.G.G.A.Z.“. Neben der Musik trat er in einer Reihe von Filmen auf, etwa in Poetic Justice an der Seite von Janet Jackson.

1994 wurde er angeschossen, als er sich mit Christopher Wallace, besser bekannt als The Notorious B.I.G., und Sean Combs alias Puff Daddy in den Time Square's Quad Recording Studios von New York traf, um einen neuen Titel einzuspielen. Er wurde von fünf Schüssen getroffen, einer davon traf ihn am Kopf. Er überlebte den Angriff und beschuldigte seine Kollegen des Attentats, was der Beginn der so genannten East-Coast-vs.-West-Coast-Fehde wurde.

Im Jahr 1995 wurde er wegen sexueller Belästigung verurteilt. Während er im Gefängnis saß, erreichte sein Album „Me against the World“ Platz 1 der Billboard Charts. Von den ursprünglich vorgesehenen viereinhalb Jahren Haft verbüßte er jedoch nur elfeinhalb Monate, da er vom Chef des Labels Death Row Records, Suge Knight, für 1,4 Mio. US-Dollar Kaution ausgelöst wurde.

Dort setzt auch der Film ein, denn ein findiger Journalist will eine Interviewreihe mit dem Künstler drehen, solange dieser im Gefängnis sitzt, dessen Geschichte mit eigenen Worten erzählen lassen. Regisseur Benny Boom ist nicht gerade bekannt. Sein mittelmäßiges Erstlingswerk Next Day Air von 2009, eine Krimikomödie mit Mos Def, Donald Faison und Mike Epps in den Hauptrollen, schaffte es außerhalb der USA lediglich in Argentinien, Österreich und Deutschland, auf DVD zu erscheinen. 2016 versuchte er sich mit Wild for the Night an einer Mischung aus Film Noir, Tanz und Mysterium in 3D, was nahezu unbemerkt im März in unsere DVD/BD-Regale kam.

Jetzt hat sich Herr Boom, dessen Name mehr Kraft hat als sein Können, die Biografie eines der berühmtesten Rapper vorgenommen - und versagt total. Gut, vielleicht nicht total. Immerhin hat er mit Demetrius Shipp jr., der hier seinen Einstand gibt, einen Schauspieler gefunden, der dem Rapper derart ähnlich sieht, dass es schon gespenstisch wirkt. Allerdings scheint auch dieser nur einen Gesichtsausdruck zu besitzen, was auch wieder die Essenz des Films ausmacht. Der Film mag zwar Tupacs Geschichte „aus seiner Sicht“ erzählen, aber woher will der Regisseur diese kennen?

Die Antwort darauf hatte Produzent L.T. Hutton, der in seiner „Tupac Bible“ alle Aussagen, die Tupac je in einem Interview gemacht hatte, gesammelt hat. Dort finden sich Antworten auf alle möglichen Fragen zu Tupacs Vergangenheit und Beweggründen. Und genauso wirkt der Film auch oftmals mit all seinen Rückblenden, die nach etwa der Hälfte aufhören und die Geschichte chronologisch fortfahren lässt, allerdings ohne die Zeitsprünge einzublenden. Man merkt dem Film die 22 Drehbuchversionen an.

Optisch und musikalisch ist der Film jedoch okay. Man kann sich auch in etwa ein Bild von Tupac machen, warum er in diese düstere Gesellschaft abrutschte. Ab dann wird jedoch Tupac wie ein Heiliger betrachtet. Es will doch wohl niemand weis machen, dass er nicht mit Drogen gehandelt hat oder nicht auch einmal mit der Knarre geschossen hat. Er hat zwar Talent als Rapper bewiesen und gesagt, dass sein Spruch „Thug Life“ einfach nur Show sei, doch kann ich mir kaum vorstellen, dass man in jenen Kreisen „jungfräulich“ ans Ziel kommt.

Wie dem auch sei, viel Neues kann der Film jedoch nicht erzählen. Tupacs plötzlicher Tod bleibt weiterhin ungeklärt. Die Figuren, die am besten bespielt wurden, waren, ganz groß Danai Gurira, die man erst einmal ohne ihre Mähne an ihrer doch prägnanten Stimme erkennen musste, Kat Graham als Jada, die zwar optisch nicht so ganz ans Original herankam, dafür aber später im Film, als sie und Tupac sich wiedertreffen, die Mimik Jadas 1A herüberbrachte, und Dominic L. Santana als der knallharte bullige Studiochef Suge Knight. Hinzu kommt noch die hevorragende stimmliche Darstellung von Jarrett Ellis' Snoop Dogg!

Doch die knapp 140 Minuten zehren an den Nerven, zumal man die Geschichte in groben Zügen kennt. Etwas mehr Kontinuität und Kürze hätten dem Film gut getan. Aber immerhin hab ich zwei Dinge über Tupac gelernt: Er war mit Jada Pinkett zusammen, und sein Schlager „California Love“ beinhaltete ein Sample von Joe Cockers „Woman to Woman“ aus dem Jahre 1972! Noch eine kleine Anekdote am Rande: In einer kurzen Rolle ist auch Danai Guriras Kollegin Lauren Cohan aus The Walking Dead zu sehen, wenn sie Tupac als Erste entdeckt. ■ mz

13. Juni 2017

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