Freitag, 19. April 2024

Arthur Hiller

† Arthur Hiller (1923-2016)


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Der Name Arthur Hiller sagt nicht jedem etwas. Filmliebhaber kennen aber den Film Love Story aus dem Jahr 1970 mit Ryan O'Neal und Ali MacGraw, der für 7 Oscars® nominiert war. Hiller bekam dafür einen Golden Globe® als bester Regisseur. Jetzt ist er im Alter von 92 Jahren in Los Angeles gestorben, wie die Academy of Motion Picture Arts and Sciences mitteilte.

Arthur Hiller, 1923 im kanadischen Edmonton (Alberta) geboren, war eines von drei Kindern von Harry Hiller und Rose Garfin, jüdischer Immigranten aus Polen. Sein Vater unterhielt ein An- & Verkauf-Geschäft für Musikinstrumente. Mit dem Showgeschäft kam er erstmals in Verbindung, als er seinen Eltern half, Sets zu bauen und zu bemalen, die sie für ihr Gemeinschaftstheater herstellten, in dem sie Theaterstücke auf Jiddisch präsentierten. So kam es, dass Arthur, kein Kind von Traurigkeit (sorry, der musste jetzt einfach sein), mit 11 Jahren erstmals auf der Bühne stand.

Nach der Schulzeit navigierte er im II. Weltkrieg für die Royal Canadian Air Force Bomber über feindliche Territorien in Europa. Danach studierte er an der Universität von Toronto Recht und Psychologie. Doch es zog ihn immer wieder ins Showgeschäft. Schließlich stand er eines Tages bei der CBC in Toronto am Empfang und fragte nach Arbeit. Drei Wochen später führte er Regie bei Talkshows.

Er begann beim Radio, stieg dann aber ins neue Medium Fernsehen auf, wo er sich der riskanten Hochdruckregiearbeit des Live-Dramas widmete. 1956 nahm er ein Angebot aus den USA an und arbeitete neben John Frankenheimer, Arthur Penn und Sidney Lumet an der CBS-Serie Playhouse 90. Als das Live-TV immer mehr ins gefilmte Fernsehen überging, führte er Regie bei diversen Serien wie Rauchende Colts, Alfred Hitchcock präsentiert und Route 66.

Sein erster Kinofilm The Careless Years war eine Teenagerromanze mit Dean Stockwell und Natalie Trundy, die unter einem Pseudonym von den damals schwarzgelisteten John Howard Lawson and Mitch Lindemann geschrieben wurde. Die zeitlich knappen Drehpläne und die noch knapperen Budgets beim Fernsehen lehrten ihn die Wichtigkeit einer sorgfältigen Planung, woraufhin sein Ruf entstand, schnell und kostensparend zu drehen.

Mitte der 60er Jahre war er bereits in Hollywood ein etablierter Regisseur leichter Komödien wie Versprich ihr alles mit Warren Beatty und Leslie Caron oder Penelope mit Natalie Wood. Er drehte 1969 mit Alan Arkin die sentimentale Komödie Leben um jeden Preis und 10 Jahre später mit ihm und Peter Falk die extravagante Farce Zwei in Teufels Küche. Arkin spielte darin einen New Yorker Zahnarzt, der von einem verrückten Regierungsagenten, gespielt von Falk, angeworben wird, um einen südamerikanischen Diktator zu töten.

1970 folgte sein größter Erfolg mit der Tragikromanze Love Story, der nicht nur die Zuschauer in Tränen versetzte, sondern auch die Karrieren der Hauptdarsteller zu Ruhm katapultierte. 1971 bekam er auf der Berlinale für seine Satire The Hospital mit George C. Scott und Diana Rigg den Silbernen Bären. Hiller verfilmte auch zwei Stücke von Neil Simon - Nie wieder New York mit Jack Lemmon und Sandy Dennis sowie Hotelgeflüster mit Walter Matthau, Maureen Stapleton und Lee Grant.

Und dann waren da natürlich auch die beliebten Komödien, die mit dem Gespann Gene Wilder & Richard Pryor - Trans-Amerika-Express und Die Glücksjäger, sowie Ein Single kommt selten allein mit Steve Martin, Die Aufsässigen mit Nick Nolte, JoBeth Williams, Judd Hirsch und Richard Mulligan, Nichts als Ärger mit dem Typ mit Shelley Long, Bette Midler und Peter Coyote und 1990 dann Filofax - Ich bin du und du bist nichts mit Jim Belushi und Charles Grodin.

Es gab aber auch schwerer wiegende Filme wie das Musical Der Mann von La Mancha (1972) mit Peter O'Toole, Sophia Loren und James Coco, wo er Regisseur Peter Glenville ersetzte, The Man in the Glass Booth (1975), in dem Maximilian Schell einen reichen jüdischen Geschäftsmann in Manhattan spielt, der als Kriegsverbrecher angeklagt wird, sowie einen der ersten Hollywood-Filme, der positiv die Liebe zweier Männer entdeckt - Making Love mit Michael Ontkean, Harry Hamlin und Kate Jackson.

In den 90er Jahren verblasste mit zunehmendem Alter sein Können. 1997 rechnete er in Fahr zur Hölle Hollywood unter dem berühmten Pseudonym Alan Smithee ab und setzte zuletzt 2006 Jon Bon Jovi in dem Klamauk National Lampoon's Pucked in Szene. 2002 erhielt er dann doch noch bei den Oscars® den Jean Hersholt Humanitarian Award.

Arthur Hiller hinterlässt seine Tochter Erica Hiller Carpenter, seinen Sohn Henryk und fünf Enkelkinder. Seine Frau Gwen Hiller, Sozialarbeiterin und Bibliothekarin, wurde 10 Tage vor ihm in Edmonton geboren. Bereits mit 8 Jahren soll er ihr einen Heiratsantrag gemacht haben. Sie starb zwei Monate vor ihm im Juni. Ihre Ehe währte 68 Jahre. Ruhet in Frieden! ■ mz

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