Kinostarts März 2016
Interview mit Julie Delpy | Interview mit Dany Boon
»Männer muss man importieren.« - Ariane
Eigentlich wollte Violette nur ein paar Tage Auszeit mit ihren besten Freundinnen in Südfrankreich nehmen. Dort aber läuft ihr Jean-René über den Weg – und sie verliebt sich. Und das, obwohl er so gar nicht zu ihr passt. Violette liebt ihr Leben in Paris und ihren Job in der Modebranche, Jean-René dagegen ist ein nerdiger Informatiker und scheint nicht viel mehr von der Welt gesehen zu haben als die Provinz und seinen Computer. Doch sie ist schon so lange ohne Mann, und selbst ihre Freundinnen raten ihr, es mit ihm zu probieren. Was also spricht gegen einen Urlaubsflirt? Überraschenderweise läuft es so gut zwischen den beiden, dass Jean-René noch vor Jahresende nach Paris zieht.
Das junge Glück könnte perfekt sein, wäre da nicht Lolo, der mit 19 noch immer bei seiner Mutter lebt. Dieser denkt gar nicht daran, sie mit einem anderen zu teilen – und greift dafür zu immer drastischeren Maßnahmen. Von Verleumden bis Vergiften ist Lolo jedes Mittel recht. Lolo ist wahrlich ein Meister seines Fachs, doch Jean-René erweist sich als überraschend standhafter Gegner, der den Kampf um Violettes Herz würdevoll aufnimmt...
Vincent Lacoste in der Titelrolle ist so gemein - freundlich und kumpelhaft zu Mamas Neuem, doch hinten rum ein richtiger Rotzlöffel, der mal so richtig in die Schranken verwiesen werden muss. Am liebsten würde er Jean-René radioaktiv vergiften. Er recherchiert sogar im „Darknet“ nach Polonium, aber fürs Erste muss Juckpulver reichen. Violette hat eine Fashionauktion in der Métro organisiert. Heimlich mischt Lolo dem ahnungslosen Jean-René Beruhigungsmittel in den Champagner. Prompt fällt dieser zum Entsetzen von Violette vor deren Auftraggeber, Karl Lagerfeld höchstpersönlich(!), vollkommen aus der Rolle.
Das und viel mehr lässt die Liebe der beiden Mittvierziger lediglich auf eine Bestandsprobe herauslaufen, die sie zunächst besteht. Als Lolo dann schließlich Jean-René völlig zu Grunde richtet, kehrt der teuflische Sohn zufrieden ins Hotel Mama zurück. Doch diese hat ihn endlich durchschaut und eine Überraschung für ihn...
Mit screwballartigem Humor und Sinn für Slapstick, pointierten Dialogen und jeder Menge Herz bringt Julie Delpy eine beschwingte, mitweilen hart an der Klamaukgrenze (war vermutlich Dany Boons Einfluss) entlang schleifende Komödie mit viel Herz in die Kinos. Dabei achtet sie auch auf die kleinen Dinge, die den Film so natürlich wirken lassen - wie der Videoabend mit Mel Brooks' Der wilde wilde Westen oder der Gastauftritt ihres Vaters Albert im Centre Pompidou. Kurzum: Lolo ist eine bitterböse Komödie, die den Schabernack spiral abwärts Richtung Drama treibt, bis am Ende Genugtuung und Schadenfreude die Zuschauer entlassen. ■ mz