Belleville Cop
Le Flic de Belleville
Baaba Keita ist Polizist im Pariser Stadtteil Belleville, spezialisiert auf Taschendiebe. Seine Freundin Lin ist chinesischer Abstammung, weshalb er vermutlich auch die Sprache spricht, gern chinesisch isst oder, wie in der Anfangssequenz, mit seiner Freundin beim chinesischen Neujahrsfest einen traditionellen Stockkampf auf den Straßen von Belleville aufführt.
Er lebt aber auch noch bei seiner Mutter - zumindest Ziehmutter, die er aber über alles liebt. Darum ist Lin auch recht sauer, dass Baaba jede Wohnung ablehnt, die die beiden suchen. Der will seine Mutter nicht im Stich lassen, die sogleich beim Straßenfest einen Taschendieb ausfindig macht und ihren Sohn hinterher schickt.
»C'es mon fils!«
Baaba trifft seinen alten Freund Roland, von dem er von einer Schmuggelroute erfährt, die Drogen von Afrika nach Paris bringt. Baaba ist schockiert, als sein Freund, der eigentlich in Florida tätig ist, vor seinen Augen erschossen wird. Eine Spur führt ihn nach Miami, wo er offiziell ermitteln darf. Er nimmt seine Mutter mit, die schon immer mal Urlaub machen wollte, was Lin wiederum zum Anlass nimmt, mit Baaba Schluss zu machen - natürlich auf die schmollende französische Art.
In Miami angekommen erwartet die beiden eine Luxusvilla mit Chauffeur und Putzfrau - und Pool, was Mutter Zohra die Sprache verschlägt. Während diese mit dem Chauffeur flirtet, begibt sich Baaba auf die Suche nach seinem Verbindungsmann bei der Polizei von Miami. Eigentlich hatte sich Baaba eine Teambildung wie bei Miami Vice oder Lethal Weapon vorgestellt, doch der gemütliche Ricardo, der wegen eines Vorfalls mit einer Diplomatin vom Dienst suspendiert wurde, ist so überhaupt nicht davon begeistert, seinen französischen Kollegen ständig aus irgendeiner Situation herauspauken zu müssen.
»I am too old for this shit. Danny Glover, Lethal Weapon!«
So ähnlich wie Baaba fühlt sich dann auch der Zuschauer, der irgendwie die französische Antwort auf Beverly Hills Cop erwartet - mit viel Spaß und Action. Aber schon bald erkennt man, dass Regisseur Rachid Bouchareb noch keine Erfahrung mit Komödien gemacht hat. Der Anfang in Paris wirkt typisch französisch, hat Action und bringt die Handlung mit etwas Witz in Gang. Doch als die Handlung dann nach Amerika verlegt wird, kommt das Ganze ins Straucheln.
»Ich wollte schon lange eine Kumpelkomödie machen. Aber ich brauchte erst eine Idee, denn ich gebe meinen Geschichten immer einen realistischen Ansatz«, sagt der Regisseur. »Dann war ich vor einiger Zeit bei Dreharbeiten in Los Angeles und lernte zufällig einen französischen Polizeibeamten kennen. Der erzählte mir, dass die französische Kripo ihre Leute in die Botschaften und Konsulate in USA schickt, um die Bewegung französischer Verbrecher auf amerikanischem Terrain zu verfolgen.
Einer seiner Kollegen war z.B. nach Miami entsandt worden, um den Drogenschmuggel zwischen Südamerika, Florida, Frankreich und den Französischen Antillen zu beobachten. Das fand ich ziemlich spannend, es war ein Thema nach meinem Geschmack. Ich begann also zu recherchieren. Ich las, was es darüber an Berichterstattung gab. Dadurch erfuhr ich, dass die Routen des Drogenhandels inzwischen über Afrika laufen. Dort funktioniert das Geschäft heute so ähnlich wie früher in den lateinamerikanischen Ländern: Wer politische Macht hat, profitiert auch gern vom Drogengeschäft.«
Einerseits versucht er, die Handlung so real wie möglich zu halten, weshalb er sich nur wenig Freiheiten nehmen kann, auf den Putz zu hauen, was wir anhand Baaba miterleben. Der ist nämlich in Florida nur ein Tourist, darf keine Waffe tragen und hat auch sonst keine speziellen Rechte. Aber auch der Witz geht oft flöten. Vermutlich hatte man deshalb beim Synchronisieren auf die klassische Die 2-Verbesserung gesetzt, indem man den gesprochenen Worten mehr Witz verleihen wollte.
Man lernt zwar die Figuren recht ausgefeilt kennen, macht z.B. eine Poolparty mit Baaba, Ricardo und derer Mütter, doch Stimmung will irgendwie nicht so recht aufkommen - weder Spannung noch Spaß. Spielen können die Akteure zwar, doch das Drehbuch wirkt oft zäh und uninspiriert und lässt das Publikum größtenteils im Stich. Es gibt zwar einen aktionsreichen „Showdown“, der das unfreiwillige Ermittlerduo bis nach Westafrika führt, doch trotzdem ist man froh, wenn der Film zuende ist.
🐉 🥖 🔫 ✈️ 🌴 👮🏾 🏃🏿‍♂️
Belleville Cop ist eine gemütliche, jedoch unlustige Kumpelkomödie mit wenig Drive aber viel Atmosphäre - in Paris die Straßen, Restaurants, das Ambiente, in Miami die Sonne, die Palmen, die Ruhe (auch wenn es dort kriminell zugeht), in Afrika militärisch und staubig. Da kommt dann auch wieder etwas Spannung auf, doch man sollte auch dann nicht allzu viel erwarten! Omar Sy und Luis Guzmán, vermutlich auch Biyouna, mögen zwar komödiantische Talente besitzen, doch in diesem Film können sie sie nur bedingt zeigen. Alles wirkt weichgespült, weshalb man den Film schon fast als Easy Viewing bezeichnen kann - einfach nur halbherzig umgesetzt. ■ mz
4. Februar 2019
Komödie/Krimi
F 2018
111 min


mit
Omar Sy (Baaba Keita)
Luis Guzmán (Ricardo Garcia)
Biyouna (Zohra)
Diem Nguyen (Lin)
Maïmouna Gueye (Iman Touré)
Eriq Ebouaney (Ladji Touré)
Franck Gastambide (Roland Weber)
Julie Ferrier (Konsul)
Mike Benitez (Captain Mendez)
Issaka Sawadogo (Aboulaye)
u.a.

drehbuch
Larry Gross, Rachid Bouchareb, Marion Doussot

musik
Éric Neveux

kamera
Alain Duplantier

regie
Rachid Bouchareb

produktion
Tessalit Productions
Davis Films
Metropolitan Filmexport
TF1 Films Production
Korokoro
OCS
TF1
TMC
Ciné+
Cofinova 14
SofiTVciné 5

verleih
Constantin Film


vorspann
Logos, Vorspann über Filmszenen

abspann
Titeleinblendung, bleibt im Hintergrund während des normal rollenden Abspanns

erwähnung
keine