T'Challa/Black Panther kämpft um sein Erbe.
© Marvel Studios
Nachdem er in Captain America: Civil War seinen ersten Auftritt hatte, bekommt der Black Panther nun einen eigenen Film, der uns zeigt, woher diese doch recht kraftvolle Figur stammt. In den Comics erschien er erstmals 1966 in Ausgabe 52 der „Fantastic Four“, war dort sogar zwischenzeitlich mit Storm von den X-Men verheiratet. In Marvels Kinouniversum ist er gerade erst auf Tuchfühlung mit den Avengers gekommen.
In dem Kinofilm übernimmt der von Chadwick Boseman souverän gespielte T'Challa nach der Ermordung seines Vaters T'Chaka den Thron als neuer König Wakandas. Dank eines Meteoriteneinschlags und einer dadurch entstandenen Rohstoffquelle, des nur dort vorkommenden Metalls Vibranium, kann sich das afrikanische Land unter einer riesigen Tarnvorrichtung für die restliche Welt unsichtbar machen. Auch weil die Quelle des Fortschritts in den falschen Händen großen Schaden anrichten könnte, haben sich die ersten Führer von Wakanda für die Isolation entschieden, die bis heute aufrecht erhalten blieb.
Natürlich gehören die Wakandanesen zu den Guten, doch es zeigen sich Parallelen zur aktuellen Flüchtlingsthematik: Der König, der als Black Panther mit einem technisch hoch entwickelten Superanzug aus Vibranium sein Volk beschützt, sieht außerdem zu, dass Wakanda unentdeckt bleibt. Fremden ist der Zutritt nicht erlaubt. Wakanda soll rein bleiben, um die eigene Kultur zu bewahren. Dabei könnte die hochentwickelte Technik weltweit Leben retten und den Lebensstandard erhöhen.
Allerdings können aus Vibranium auch hochentwickelte Waffen gebaut werden, was der bei der CIA ausgebildete und im Exil aufgewachsene Cousin T'Challas, N'Jadaka alias Erik Stevens alias Killmonger, ausnutzt. Mit der Hilfe des skrupellosen Waffenhändlers Ulysses Klaue (der Name ist Programm), der das Geheimnis Wakandas entschlüsselt hat und in den Besitz von Vibranium gekommen ist, schafft er es, nach Wakanda zu gelangen und den frisch gekrönten König T'Challa zum rituellen Duell um den Thron herauszufordern.
»This never gets old.«
In der Marvel-Mythologie verbirgt sich hinter dem vermeintlich verarmten afrikanischen Land Wakanda tatsächlich die Wiege des undurchdringlichen Metalls Vibranium. Vibranium ist wohl am besten als das Material bekannt, das dem Schild von Captain America unvorstellbare Härte und Stärke verleiht. Wie jenes Vibranium aus Wakanda herausgekommen ist, könnte Teil einer anderen Geschichte sein. Fakt ist, dass in Iron Man 2 auf Nick Furys Monitor eine Karte zu sehen ist, auf der Wakanda eingezeichnet ist, und dass Howard Stark das Vibranium aus Wakanda extrahiert hat.
Mit Vibranium gehen enormes technologisches Wissen, Reichtum und große Macht einher. Nichts, was man sich in der modernen Welt vorstellen könnte, kommt diesem Rohstoff gleich. Er macht Wakanda zu einem technologischen, wenngleich auch zurückgezogen lebenden Riesen. Vibranium kommt in Wakanda in unbegrenzten Mengen vor und wird nur gefördert, wenn es benötigt wird.
»I never freeze.«
»Bei der Zeichnung der Figur des Black Panthers und der Welt von Wakanda ging es darum, Prüfsteine dafür aus dem realen Leben zu finden«, erläutert der Ausführende Produzent Nate Moore. »Sie verleihen dem Film unserer Ansicht nach eine Integrität, die er sonst vielleicht nicht hätte, machen ihn aber trotzdem zu einem aufregenden Erlebnis – zu etwas, das man so noch nie gesehen hat.«
Durch die Isolation von der restlichen Welt konnte sich das Volk Wakandas auch frei entfalten, weshalb es dort auch keine stereotypischen Darstellungen von Mann und Frau gibt. T'Challa ist nach dem Tod seines Vaters von Frauen umgeben - von seiner Mutter Ramonda, die ihn bei seiner Amtseinführung unterstützt und berät, seine jüngere Schwester Shuri, technisches Genie, eigensinnig und nicht auf den Mund gefallen, Okoye, Anführerin der Dora Milaje, einer nur aus Frauen bestehenden Spezialeinheit Wakandas, abgesehen von Black Panther der beste Kämpfer des Landes und absolut loyal dem Königshaus gegenüber, und Nakia, eine Agentin Wakandas, die undercover im Ausland lebt, und von dort über wichtige Entwicklungen berichtet. Sie muss sich entscheiden, ob sie sich von ihrer Verantwortung gegenüber ihrer Heimat oder von ihren Gefühlen für T’Challa leiten lassen soll...
»Nakia hat eine rebellische Ader, aber sie ist auch absolut loyal gegenüber ihrem Land«, beschreibt Lupita Nyong’o ihre Rolle. »Mit einigen Idealen ihrer Heimat steht sie in Konflikt, sie will ihren eigenen Weg gehen, aber gleichzeitig will sie unbedingt ihrem Land dienen, das sie so sehr liebt. Jetzt ist T’Challa König, doch er und Nakia haben unterschiedliche Ansichten darüber, welcher Weg eingeschlagen werden soll und dabei der beste für ihr Land ist. Aber sie haben auch eine gemeinsame Vergangenheit, müssen diese aufarbeiten, sich arrangieren und eine Lösung finden, wie es weitergehen kann.«
Nakia hat eine interessante Beziehung zu Okoye, der Anführerin der Dora Milaje. »Okoye und Nakia sind wie Schwestern, aber diese Bindung wird auch auf die Probe gestellt und herausgefordert, weil Nakia nicht so gut mit Autoritätsfiguren klarkommt«, setzt sie ihre Ausführungen fort. »Auf der anderen Seite hat Okoye ähnliche Probleme mit Rebellen, da sie die alte Garde und damit Tradition repräsentiert. Sie will die Traditionen unbedingt bewahren, während Nakia diese in Frage stellt. Beide Frauen empfinden großen Respekt voreinander, haben aber eine unterschiedliche Weltsicht.«
»Diese Frauen haben sich mit ihrem Leben dem Thron und der Wahrung der Sicherheit des Königreichs und vor allem des Throns verpflichtet. Meine Figur Okoye ist aber auch Wakandas Heerführerin und leitet darüber hinaus auch den Geheimdienst des Landes«, sagt Danai Gurira über ihre Rolle ala Anführerin der Dora Milaje. »Sie ist in diesem Königreich in alles involviert, weiß einfach alles und erstattet dann T'Challa Bericht. Sie fällt Entscheidungen, ist allgemein bekannt für ihre Qualitäten als Soldatin und Anführerin. Und sie hat eine komplexe Persönlichkeit. All das spielen und vermitteln zu können, war einfach cool.«
Danai Gurira, den meisten Zuschauern bekannt als Michonne aus der Serie The Walking Dead, tauschte hier ihr Schwert gegen einen Speer ein, mit dem sie jedoch nicht minder professionell umgehen zu können scheint. Auch wenn der Action-Aspekt für sie zweitrangig war, so machte sie in den Straßen der südkoreanischen Metropole Busan, wo die spektakuläre Verfolgungsjagd gedreht wurde, wie auch beim Endkampf in Wakanda eine extrem überzeugende Figur.
Für die synchron aufeinander abgestimmten fließenden Bewegungen, die die Mitglieder der Dora Milaje im Kampf zeigen, brachte Stuntkoordinator Jonathan Eusebio den Darstellerinnen eine Reihe von Grundbewegungen bei, die sie mit ihren Stäben ausführen konnten. Danach kamen Schritt für Schritt etwas komplexere Techniken hinzu, bis alle Darstellerinnen auf Kommando mehrere verschiedene Bewegungsabläufe meistern konnten.
Danai Gurira erinnert sich: »Es war wirklich schön, dass die Dora Milaje eine Kampftechnik zeigten, die vermutlich ein bisschen von der Idee inspiriert wurde, sich als Einheit zu bewegen. Das Ganze glich manchmal fast den Bewegungen von Tänzern. Wir kreierten viele interessante Formationen für die Szenen, in denen die Mitglieder der Dora Milaje zusammenarbeiten, um einen Gegner auszuschalten.«
»Es gab dabei ganz spezifische Elemente«, setzt die in Simbabwe aufgewachsene Schauspielerin ihre Ausführungen fort. »Wenn meine Figur zum Beispiel ein Kommando gibt, dann macht sie eine bestimmte Bewegung mit ihrem Stab. Wir haben Stäbe benutzt, das sind im Grunde sehr elegante hochwertige Speere, die aus unserem Wundermetall Vibranium gemacht sind. Mit diesen Stäben oder Speeren konnten wir viel machen.
Anfangs sah man sich den Stab an und dachte, das ist ja nur ein Stock. Aber nein, das war nicht nur ein Stock, und das fand man schnell heraus, wenn man damit übte und ihn falsch führte. Es gelang uns, eine wunderschöne Anmut und auch eine Wildheit bei diesen Frauen zu finden, die wir dann auch vermittelten. Meines Erachtens ist das eine wirklich großartige Kombination.«
»I must right these wrongs.«
Black Panther ist Ryan Cooglers dritte Arbeit nach Nächster Halt: Fruitvale Station und Creed, womit er seine wandelbaren Talente zeigt - vom gespielten Tatsachenbericht über den Rocky-Ableger zum Superheldenfilm - seine bislang aufwändigste Arbeit. »Allein der Gedanke, eine Geschichte wie diese mit all ihren Figuren auf der Leinwand verwirklichen und gleichzeitig sich mit einigen Aspekten befassen zu können, die Black Panther zu einem ganz normalen Menschen machen, war für mich unglaublich aufregend«, sagt der Regisseur und Drehbuchautor.
»Am meisten freue ich mich darauf, die Geschichte von Black Panther mit den Zuschauern zu teilen und dann sehen zu können, wie sie darauf reagieren werden. Vor allem erfreut es mich, Zeuge zu werden, wie sich Kinder davon beeindrucken lassen – so wie auch ich mich vor vielen Jahren beeindrucken ließ, als ich die Figur in den Comics kennenlernte.«
Für Michael B. Jordan ist dies bereits die dritte Zusammenarbeit mit dem Regisseur, weshalb er auch sofort zusagte, als dieser ihm vorschlug, sich darstellerisch von einer anderen Seite zu zeigen - als Bösewicht: »Er ist anderen immer mehrere Schritte voraus. Er ist sehr geduldig. Bei einem Bösewicht ist das eine sehr gefährliche Qualität, denn er wird ruhig bleiben und abwarten, wird planen und sich jeden seiner Schritte genau überlegen. Ich selbst halte mich eigentlich für einen vorausdenkenden Menschen. Ich liebe es, Schach zu spielen und Züge und Schritte vorauszuplanen. In diesem Punkt fühlte ich mich dieser Figur wirklich stark verbunden.«
Hauptdarsteller Chadwick Boseman freut sich, dass seine Figur jetzt noch tiefgründiger gezeichnet werden konnte, als er sie in Captain America: Civil War bereits vortragen konnte. Aber Black Panther ist noch mehr: »Ein Beweggrund, diesen Film machen zu wollen, ist meines Erachtens, dass er die Perspektive verändert. Menschen können einen Superhelden mit anderen Augen sehen, in einem anderen Licht betrachten. Seine Hautfarbe kann anders sein und auch seine Weltsicht. Auch das wünscht man sich, davon bin ich überzeugt. Letzten Endes aber wünscht man sich nur, dass die Zuschauer danach verblüfft sind und eine „Wow“ -Reaktion zeigen.«
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Und die zeigen sie auch. Zunächst beginnt Black Panther wie jeder andere Marvel-Film, doch sobald wir Wakanda erleben, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wenn der Fluggleiter durch die Tarnschilde fliegt, fühlt sich das an, als würde man den Jurassic Park anfliegen - nur dass hier die afrikanische Ur-Zivilisation in aller Farbenpracht und Friedliebigkeit aufgezeigt wird. Klar, manche Kostüme laden ein wenig zum Schmunzeln ein, so die Tellerlippe oder die Bommelfrisur. Tatsächlich sind aber die meisten Kostüme in der afrikanischen Vergangenheit fundiert und inspiriert.
Ryan Coogler schafft es, nicht nur einen gelungenen Marvel-Film abzuliefern, er revolutioniert auch die Art, Schwarze im Film darzustellen. Er schafft es, Überheblichkeit und (anti)rassistische Untertöne mit soviel Stolz zu übertünchen, dass man gar nicht auf die Idee kommen kann, die Gesellschaftskarte anzuspielen. Auch wenn mit Martin Freeman, der ebenfalls in Captain America: Civil War eingeführt wurde, und Andy Serkis die nahezu einzigen Weißen im Film zu sehen sind, kommt man gar nicht auf die Idee, darüber nachzudenken, da die Geschichte hier auch in Afrika spielt und nicht irgendwo in den USA.
Black Panther im Comic ist der erste schwarze Superheld, der nur wenige Wochen vor der berühmten gleichnamigen Partei entstand. Black Panther im Film ist der erste schwarze Superheld, der sich nicht als Durchsetzer der Bürgerrechte von Schwarzen an sich versteht, sondern eher der Welt zeigt: Seht her! So könnte eure Welt aussehen, wenn ihr nur nicht ständig an Macht und Zerstörung denken würdet. Der Film zeigt uns, wie die Gesellschaft heute aussehen könnte, hätte die koloniale Verwüstung der „westlichen Zivilisation“ nie stattgefunden.
Man kann mit diesem Film so viele Diskurse über Gesellschaft, Politik und Weltgeschehen abhalten, doch es bleibt letztlich ein Marvel-Film! Und auch der zeigt sich von der besten Seite. Man darf gespannt sein, wie bzw. ob Black Panther mit den restlichen Avengers zurechtkommen wird, wenn es in Avengers | Infinity War ums Eingemachte gehen wird. Immerhin sind sie ja durch das Sokovia-Abkommen in zwei Lager gespalten. Auf jeden Fall ist Black Panther ein aufregender Superheldenfilm mit einer großen Bandbreite an vielschichtigen, ausgefeilten Figuren, die zusammen mit den überschwänglichen Bauten und (3D-)Effekten über die eher simple Haupthandlung hinweg helfen. ■ mz
28. Februar 2019
Action/SciFi/Fantasy
USA 2018
145 min
3D | IMAX
®

mit
Chadwick Boseman (T'Challa/Black Panther)
Michael B. Jordan (Erik Stevens/Killmonger/N'Jadaka)
Lupita Nyong'o (Nakia)
Danai Gurira (General Okoye)
Martin Freeman (Everett K. Ross)
Daniel Kaluuya (W'Kabi)
Letitia Wright (Shuri)
Winston Duke (M'Baku)
Sterling K. Brown (N'Jobu)
Angela Bassett (Ramonda)
Forest Whitaker (Zuri)
Andy Serkis (Ulysses Klaue)
Florence Kasumba (Ayo)
John Kani (König T'Chaka)
Sebastian Stan (Bucky Barnes/Weißer Wolf/Winter Soldier)
Stan Lee (Glücksspieler)
u.a.

drehbuch
Ryan Coogler, Joe Robert Cole
basierend auf der Comicvorlage von Stan Lee, Jack Kirby

musik
Ludwig Göransson

kamera
Rachel Morrison

regie
Ryan Coogler

produktion
Marvel Studios
Walt Disney Pictures
Korean Film Council
Film Victoria
Legend3D
Moonlighting Films

verleih
Marvel/Disney


vorspann
Prolog, 1. Akt, Logo

abspann
- Rücklaufender Vorspann mit Figurenmalerei der Visualisierungstechnik Wakandas mit zum Takt des Abspannliedes vibrierenden Pixeln und sich entschlüsselnder Filmschriftart
- Titeleinblendung
- Zusatzszene
- Normal rollender Abspann
- Zusatzszene
- Erwähnung, Logo

erwähnung
BLACK PANTHER will return in AVENGERS: INFINITY WAR