Kinostarts März 2015
Familie Esnard, beziehungsweise das, was von ihr übrig ist, gerät in noch größeren Aufruhr. Vater Michel, ohnehin konsterniert über den eigenen Ausstieg aus dem Leben, kriegt einen Wutanfall nach dem nächsten. Und Romains Mutter erklärt, dass sie die Scheidung will. Eines Tages findet Romain in seinem Briefkasten eine Postkarte. Und am nächsten Tag eine weitere, kleine Hinweise, an welchem Ort nach Madeleine zu suchen ist. Romain macht sich auf den Weg an die Nordküste Frankreichs und begegnet nicht nur einem unverhofften Tankstellenorakel, das Auskunft über die große Liebe gibt, sondern auch Erinnerungen an erste und späte Dinge des Lebens.
Frei nach dem Roman „Les Souvenirs“ von David Foenkinos erzählt der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Jean-Paul Rouve eine Geschichte von Lebensträumen, Enttäuschungen und Erinnerungen dreier Generationen. Mit einer gewissen Melancholie steht der Mittzwanziger Romain am Anfang seines Berufswunsches. Eigentlich weiß er noch nicht wie die Zukunft als Schriftsteller für ihn aussehen wird, denn die Suche nach einer Freundin scheint ihm momentan fast wichtiger zu sein, als die Berufskarriere anzuleiern. Die Eltern in der Ehekrise, der Vater unausstehlich, weil frisch pensioniert, und die Oma unauffindbar, weil man sie gegen ihren Willen ins Altersheim abgeschoben hat.
Zu Ende ist alles erst am Schluss ist eine typisch französische Familienkomödie. Den Regisseur habe ich im Interview gleich gefragt ob in Frankreich denn alle Familien so eng miteinander verbandet sind wie in seinem Film. Im Gespräch betonte er mehrmals, dass ihm die Abbildung der Realität in seinem Film besonders wichtig gewesen sei. Für mich sind Familienbande zunehmend Relikte aus vergangener Zeit. Jean-Paul Rouve hat sich auf meine Nachfrage zu diesem Thema dann doch zurückhaltender geäußert und eher mühsam herausgeredet. So würde ich das Abbilden der Realität diesem Film nicht zuordnen wollen.
In Frankreich hat der Film in den ersten Wochen nach seinem Kinostart gleich 1 Million Zuschauer ins Kino locken können. Vielleicht haben wir es mit einem zweiten Monsieur Claude und seine Töchter-Blockbuster zu tun. Für mich ist der Film nette Unterhaltung und auf gar keinen Fall dem Autorenkino zuzuordnen, wie es in der Pressenotiz des Verleihs zu lesen steht. Zu Ende ist alles erst am Schluss passt nach einem harten Arbeitstag mit einer Tüte Popcorn in der Hand und auf jeden Fall bei einem alkoholhaltigen Getränk im Open-Air Kino, das sicher bald wieder seine Tore öffnen wird. ■ bh