Kinostarts Februar 2015
Trotz der Gefahr und der gravierenden Auswirkungen auf seine Lieben daheim bewährt sich Chris auf vier grauenhaften Einsätzen im Irak, wobei er persönlich für das SEAL-Motto einsteht, dass „kein Mann zurückgelassen wird“. Doch als er endlich zu seiner Frau Taya Renae Kyle und zu seinen Kindern zurückkehrt, merkt Chris, dass es der Krieg ist, den er nicht hinter sich lassen kann.
Chris Kyles Autobiografie erwies sich als Überraschungserfolg und hielt sich 18 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times – 13 davon auf dem ersten Platz - bei dem Nationalstolz der Amerikaner kein Wunder. Drehbuchautor und mit ausführender Produzent Jason Hall sprach jedoch bereits mit Kyle, noch bevor das Buch geschrieben war. Somit wurde der Held der Geschichte sogleich in dei Verfilmung mit eingebunden.
Die ganze Tragik an der Geschichte ist jedoch, dass Chris Kyle vier Einsätze im Irak vollendet hatte, zu seiner Familie zurückkehrte, dann jedoch eines Tages auf einem Schießplatz von einem anderen Veteranen erschossen wurde. Ein Jahr später trafen sich schließlich Clint Eastwood und Bradley Cooper mit Kyles Familie, die ihre Erinnerungen an den Helden mit den Stars teilten, was sich auch therapeutisch auf die Hinterbliebenen auswirkte.
Regisseur und Hauptdarsteller haben beide bereits ähnliche Filme gedreht, doch die Geschichte eines der größten Helden des Irakkriegs mussten sie einfach erzählen. Dabei ging es ihnen zwar auch um die vier Touren im Irak, aber hauptsächlich wollten sie dem Publikum zeigen, dass jeder Soldat, der im Krieg kämpft, eine Familie hat, die sich um ihn sorgt. Ganz eindrucksvoll war dabei die Szene, in der Chris vom Einsatzort mit seiner Frau telefoniert, die soeben die Ultraschalluntersuchung ihres schwangeren Bauchs beendet hatte. Als Chris plötzlich unter Beschuss gerät, verliert er das Satellitentelefon, während Ehefrau Taya daheim die Schüsse hört und keine Antwort mehr von ihm bekommt.
Aber natürlich wird auch der „Alltag“ eines Scharfschützen gezeigt - stundenlanges Warten und durchs Zielfernrohr gucken, „Geschäfte“ werden während der Stellung verrichtet, und wenn mal etwas passiert, muss man seine Nerven bewahren. Gleich zu Beginn wird veranschaulicht, wie knallhart ein Schütze sein muss und wie skrupellos manche Einheimische vorgehen, um gegen die Besatzer vorzugehen.
Der Film ist teilweise recht interessant und auch spannend. Bradley Cooper gelingt es, den in sich eingeschlossenen Chris Kyle zu porträtieren, den inneren Kampf zwischen der Liebe zu seiner Familie und seinem dringenden Wunsch, seinen speziellen Gegner endlich auszuschalten. Aber auch die Darstellung der posttraumatischen Störungen, als er endlich seine Einsätze beendet hat, werden hier veranschaulicht, damit man noch einmal vor Augen bekommt, was ein Krieg verursachen kann, und vor allem, dass nicht nur die Soldaten darunter leiden.
Clint Eastwoods dramatischer Heldengeschichte um den amerikanischen Scharfschützen fehlt etwas. Das sind jedoch nicht die bombastischen Kampfszenen oder das Herz ergreifende Bangen der Familie. Vielleicht fehlt dem Film ein wenig mehr Musik, um Eindrücke zu unterstreichen, etwas mehr Schmiss statt Pathos. Aber auf Letzteres steht ja bekanntlich der Durchschnittsamerikaner und auch der Regisseur. ■ mz