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Hüter der Erinnerung - The Giver


Jonas sieht die Welt als zukünftiger „Hüter der Erinnerung“
mit anderen Augen als seine Freundin Fiona.
© StudioCanal/The Weinstein Company

Nach Die Tribute von Panem und Divergent - Die Bestimmung kommt ein weiteres utopisches Jugendabenteuer auf die Leinwand: Hüter der Erinnerung - The Giver basiert auf einem Jugendbuch von Lois Lowry, das Teil eines Bücherquartetts ist, das in jedem Buch zwar von anderen Hauptprotagonisten erzählt, jedoch in derselben utopischen Welt angesiedelt ist.

Lowry erinnert sich an die Entstehungsgeschichte des Buches: »Es gab keinen politischen Hintergrund. Das Buch wurde von meinem Vater inspiriert, der zu dieser Zeit sehr alt war und langsam seine Erinnerung verlor. Ich konnte ihn nur alle sechs Wochen besuchen, weil wir nicht sehr nah beieinander wohnten. Im Laufe der Zeit verblassten seine Erinnerungen, die mir so wichtig waren, immer mehr.

Mir fiel aber auf, wie zufrieden er war, weil er all die traurigen und beängstigenden Ereignisse in seinem Leben vergessen hatte, zum Beispiel seine Zeit im Zweiten Weltkrieg oder den frühen Tod seiner ersten Tochter, meiner Schwester. Ich dachte viel darüber nach, wie wichtig die Erinnerungen für uns Menschen sind, und was passieren kann, wenn man sie manipuliert.«

Weil Lowry durch den Beruf ihres Vaters auf vielen verschiedenen Militärbasen aufwuchs, die alle nahezu gleich aussahen und in denen einheitliche Regeln galten, sollten auch Jonas und der „Hüter der Erinnerung“ in einer Welt der Gleichheit leben. »Das ordentliche Umfeld und das geregelte Leben garantieren zwar eine gewisse Zufriedenheit, aber ich sehnte mich immer danach, aus dieser Struktur auszubrechen. Mein Leben konnte ich erst richtig genießen, als ich später die bunte Vielfalt der Städte und Nachbarschaften, die ich für mich ausgewählt hatte, erfahren durfte.«

Der 16-jährige Jonas lebt in einer scheinbar idealen Welt: Es gibt keine Kriege, keine Armut, keine Gewalt. Doch die Menschen zahlen einen hohen Preis für so viel Harmonie: Durch eine Droge, die ihnen jeden Tag verabreicht wird, empfinden sie keinerlei Gefühle und sehen keine Farben. Alle Menschen leben in völliger Gleichheit: Sie haben identische Häuser in identischen Nachbarschatten und tragen identische Kleidung.

Der Rat der Ältesten kontrolliert das gesamte Leben, von der Geburt über die Hochzeit bis zum Tod. Jede Familie darf nur zwei Kinder haben. Doch die Mütter und Väter sind nicht die leiblichen Eitern. Söhne und Töchter werden von Leihmüttern ausgetragen und einem Paar auf Antrag zugewiesen. Sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, wird die Familie aufgelöst und die jungen Menschen erhalten eine vorgegebene Aufgabe in der Gesellschaft.

Im Rahmen einer Zeremonie, bei der die jungen Männer und Frauen ihre künftige Bestimmung erfahren, ernennt die Vorsitzende des Ältestenrates Jonas zum neuen „Hüter der Erinnerung“. Ziel dieses ehrenvollen Amtes ist es, das gesamte Wissen der Menschheit stellvertretend zu verwalten. Nur der „Hüter der Erinnerung“ weiß, wie die Welt vor der Einführung der völligen Gleichheit aussah. Eine Weit der Unvollkommenheit und Aggressionen, aber auch der Liebe und der Solidarität unter den Menschen.

Jonas beginnt seine Ausbildung beim derzeitigen „Hüter der Erinnerung“. Der alte Mann ist freundlich, aber müde, weil die Bürde der Vergangenheit allein auf seinen Schultern lastet. Je mehr Zeit Jonas mit seinem Mentor verbringt, desto mehr kapseit er sich von seinen Freunden ab. Süchtig nach immer neuen Informationen aus der alten Welt, die außer ihm niemand kennen darf, lernt er Spaß und Freude, Traurigkeit, Schmerz und die Liebe kennen. Unverhofft fühlt er sich zu Fiona, mit der er seit Kindertagen befreundet ist, hingezogen.

Der „Hüter der Erinnerung“ und sein wissbegieriger Schüler erkennen, dass die Welt, in der sie leben, nur auf Lügen und Verbrechen aufgebaut wurde. Weil alle Menschen ihrer Erinnerungen beraubt werden, kann niemand wahre Freude oder echte Liebe empfinden. Die Beiden beschließen, das System zu stürzen. Doch die Hürden sind höher als befürchtet. Der Rat der Ältesten hetzt Asher gegen Jonas, seinen besten Freund seit frühester Kindheit, auf. Um die Menschen, die er liebt, retten zu können, muss Jonas die Flucht aus der Gemeinschaft gelingen. Doch vor ihm hat es noch niemand geschafft, diese lebend zu verlassen...

Der Film ist die Erfüllung eines 20 Jahre lang gehegten Traums des Schauspielers Jeff Bridges, der die Titelrolle spielt und das Projekt auch als Produzent vorantrieb: »Dass meine Töchter das Buch lieben, ist nur einer von vielen Gründen für mein Engagement«, sagt der Oscar®­Preisträger. »Ich war vor vielen Jahren auf der Suche nach einem guten Filmstoff, den auch meine Kinder anschauen konnten und in dem mein Vater, Lloyd Bridges, eine große Rolle spielen sollte. ln einem Katalog für Kinder- und Jugendbücher stieß ich auf ein wundervolles Buchcover, das einen alten, grauhaarigen Mann zeigte. Mir war klar, dass mein Vater diesen Mann spielen sollte.«

Jeff Bridges las das Buch aufmerksam und war überrascht: »Ich hatte ein Kinderbuch erwartet, aber die Geschichte funktioniert auch hervorragend auf einer reiferen, erwachsenen Ebene.« Bridges war so sehr davon überzeugt, das Buch zu verfilmen, dass er sogar mit seiner privaten Videokamera eine eigene Version drehte, in der sein Vater die Titelfigur und sein Neffe die Rolle des jungen Helden Jonas spielte. Leider fand er keine Produzenten, die das Projekt umsetzen wollten (oder konnten). Und nachdem sein Vater 1998 starb, vermoderte das Projekt in der sogenannten Entwicklungshölle.

Nachdem Produzentin Nikki Silver verschiedene Türen einrannte, diesen actionarmen Stoff zu verfilmen, stieß sie eines Tages auf Harvey Weinstein, der das Buch genauso mochte wie seine Kinder. So kam es, dass Jeff Bridges nun seinen Traum erfüllen konnte - mit ihm selbst in der Rolle, die er einst für seinen Vater vorgesehen hatte.

Michael Mitnick ist ein gefragter Autor in der Theaterwelt. Das Drehbuch zu Hüter der Erinnerung - The Giver ist erst seine zweite Arbeit für einen Kinofilm, jedoch die erste realisierte. Derzeit arbeitet Mitnick an mehreren Projekten, darunter eine Kinofassung von Oliver Jeffers Buch „The incredible Book Eating Boy“, ein Projekt für Sacha Baron Cohen sowie ein Broadway-Musical nach Motiven des Kinoklassikers Ich glaub, mich tritt ein Pferd mit Songs von David Yazbek.

Angesichts von 10 Millionen Fans des Buches hielten es auch die Filmemacher für wichtig, den Kern der Geschichte nicht zu verändern. »Lois Lowry gab uns am Ende den entscheidenden Rat«, sagt Nikki Silver. »Sie meinte, die besten Adoptionen seien jene, die dem Geist des Buches treu bleiben und nicht dem Buch selbst. Wir nahmen sie beim Wort und überlegten: Welche Botschaft soll der Film vermitteln? Und welche Themen soll er aufgreifen? Ich finde, dass Michael Mitnick ein tolles Drehbuch geschrieben hat, das dem Roman treu bleibt und zugleich die Vorlage für einen tollen Film ist, der die Zuschauer aller Altersklassen begeistern wird.«

Jeff Bridges stimmt der Produzentin zu: »Auf der 20 Jahre langen Reise von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Verfilmung, wollte ich das Buch anfangs so originalgetreu wie möglich auf die Leinwand bringen. Aber irgendwann mussten wir dem Film zugestehen, seinen eigenen Weg zu gehen. Das Tolle am Filmgeschäft ist, dass viele kreative Menschen gemeinsam an einem großen Projekt arbeiten.

Um das auszunutzen, darf man sich nicht an jeden Aspekt des Romans klammern. Michael Mitnick brachte viele eigene Ideen ein und war auch immer offen für unsere Ratschläge. Er griff sie auf und machte daraus etwas noch viel Besseres, als wir es uns hätten vorstellen können.«

Für die Regie zeichnet der Australier Phillip Noyce (Todesstille, Die Stunde der Patrioten, Der Knochenjäger) verantwortlich, dem man vertrauen kann, einen Film auch ohne viel Action spannend zu inszenieren. Mit Ross Emery hinter der Kamera (Wolverine: Weg des Kriegers, I, Frankenstein) gelang dem Team eine grandiose Umsetzung, indem der Film in Schwarzweiß beginnt und mit Jonas' Absetzung der Droge mehr und mehr Farbe ins Spiel kommt. Eine solche Mischung hatte man zuletzt 1998 in Pleasantville gehabt, in dem Reese Witherspoon mitspielte, die interessanterweise nun bei The Giver als Produzentin fungiert.

Jeff Bridges stellt die Sinnfrage: »Die Zuschauer sollen darüber nachdenken, ob der Zweck die Mittel heiligt. Was sind wir bereit, für ein geordnetes und zufriedenes Leben zu tun? Wollen wir jede Herausforderung in unserem Leben opfern? Wollen wir jede Art von Angst und Freude aufgeben, um ein neutrales, sicheres, relativ zufriedenes Dasein zu führen? Reicht uns das wirklich?«

»Wir erzählen eine klassische Coming-of-Age-Geschichte«, sagt Hauptdarsteller Brenton Thwaites. »Es geht um Emotionen, die wir alle jeden Tag erleben: Liebe, Schmerz, Verrat und eine natürliche Lust nach Leben und Abenteuer. Als Kind wollte ich reisen und alles Mögliche erleben. Genauso geht es auch Jonas, nachdem er bemerkt, dass außerhalb der ihm bekannten Welt eine viel spannendere Realität auf ihn wartet.«

Hüter der Erinnerung - The Giver ist interessant, spannend und lädt zum Mitdenken ein. Nicht umsonst gehört das Buch zur Pflichtlektüre an amerikanischen Schulen. Untermahlt wird der Film von der mitreißenden Musik von Marco Beltrami. Und Musikfans können sich auf Taylor Swift freuen, die eine kleine Rolle spielt und am Klavier musiziert. Man darf gespannt sein, ob die anderen 3 Giver-Bücher („Gathering Blue“, „Messenger“ und „Son“) nach und nach auch noch verfilmt werden... ■ mz

18. Oktober 2014
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OT: The Giver
Drama/SciFi
USA 2014
98 min | Farbe/schwarzweiß


mit

Brenton Thwaites (Jonas)
Odeya Rush (Fiona)
Jeff Bridges (Hüter)
Meryl Streep (Vorsitzende des Ältestenrats)
Katie Holmes (Mutter)
Alexander Skarsgård (Vater)
Cameron Monaghan (Asher)
Taylor Swift (Rosemary)
u.a.

drehbuch
Michael Mitnick
Robert B. Weide
nach dem Roman von Lois Lowry

musik
Marco Beltrami

kamera
Ross Emery

regie
Phillip Noyce

produktion
As Is Productions
Tonik Productions
Walden Media
The Weinstein Company

verleih
StudioCanal

Kinostart: 2. Oktober 2014