Guardians of the Galaxy
© Marvel
„Seit ungefähr einem Monat wird im Internet immer wieder über mein Mitwirken an Marvels Guardians of the Galaxy spekuliert. Bislang habe ich mich dazu nicht geäußert, weil ich versuche, bezüglich dieses Projekts etwas zurückhaltender zu sein als sonst. Doch gestern Abend kam das Okay von Kevin Feige, Euch alle darüber zu informieren, dass ich in der Tat das Drehbuch umschreiben und Guardians of the Galaxy inszenieren werde. Als lebenslanger Fan von Marvel-Comics, Weltraumabenteuern und Waschbären ist dies der Film, den ich letztlich drehen will, seit ich neun Jahre alt war. Kevin und seine Marvel-Kollegen sind die absolut besten Mitstreiter und wir alle arbeiten daran, Euch etwas Majestätisches, Wunderschönes und Einzigartiges präsentieren zu können.“
Nachdem Regisseur James Gunn dies über Facebook verkündete, gab es kein Halten mehr - die Werbemaschinerie lief von dort an auf Hochtouren. Immer wieder fütterte Gunn seine Fans und die des Marvel-Universums mit Updates vom Dreh, wodurch die Erwartungen an den Film in unerwartete Höhen empor stiegen. Doch haben sich diese auch letztlich erfüllt?
Ihren Einstand als Comic-Helden feierten die von Arnold Drake und Gene Colan geschaffenen „Guardians of the Galaxy“ 1969 als Team von Superhelden des 31. Jahrhunderts, in dem jedes Mitglied das letzte seiner Art ist. Die Idee, dieses Konzept schließlich auch auf die Leinwand zu übertragen, leuchtete dabei ohne Frage ein.
So bot sich nicht nur die Gelegenheit, von einer Gruppe bemerkenswerter Charaktere und ihrer ganz eigenen Welt zu erzählen, sondern auch die Möglichkeit, anhand von Zeitgenossen der Avengers eine andere Seite des Marvel-Universums zu erkunden – mit dem gleichen Maß an Action, Humor und Aufwand, sowie den gleichen hohen Einsätzen, die den ersten Film jenes anderen Superheldenteams zum Erfolg hatte werden lassen.
Peter Quill wuchs Anfang der 1980er-Jahre irgendwo in den USA auf - ein ganz gewöhnlicher Junge, der Comics las und über seinen neuen Walkman Mixtapes hörte. Als er seiner totkranken Mutter, die er über alles liebte, und die ihn beim Sterben nicht zusehen lassen wollte, am Sterbebett entrissen wurde, lief er davon...und wurde von Außerirdischen mitgenommen.
Die Geschichte des Films wird aus Quills Perspektive erzählt, und Chris Pratt hatte auf Anhieb einen Bezug zu den jungenhaften Seiten seiner Figur, wie er berichtet: »In seinem Herzen ist er definitiv ein Kind. Er hat seinen Vater nie gekannt, nach dem Tod seiner Mutter verschlug es ihn ins All und großgezogen wurde er von einem blauhäutigen Humanoiden.
Sein ganzes Leben lang wurde ihm gesagt, er müsse ein härterer Kerl werden. Und das Ergebnis ist ein ziemlich falsches Verständnis von Wagemut. Aber tief in seinem Inneren ist er recht einsam. Einerseits ist er ein Kerl, der durchs Weltall reist und tut oder lässt, was er will. Doch andererseits vermisst er seine Familie und sein Umfeld. Im Verlauf der Geschichte lernt er, dass es im Leben um mehr geht, als sich immer nur zu nehmen und zu tun, was man will.«
Der Pilot und intergalaktische Vagabund Peter Quill, der versucht, sich unter dem Pseudonym „Star-Lord“ bekannt zu machen, ist stets auf der Suche nach kostbaren Relikten und gerät durch einen dummen Zufall zwischen die Fronten eines (welten-)allumfassenden Konfliktes. Bei seinem letzten Beutezug stiehlt er, ohne es zu ahnen, eine mysteriöse Superwaffe, auf die offensichtlich das ganze Universum scharf ist, und macht sich damit nicht nur zum neuen Lieblingsfeind des gewieften Schurken Ronan.
Wer immer diese Waffe besitzt, ist in der Lage, den gesamten Kosmos zu unterwerfen. Auf seiner wilden Flucht verbündet sich Quill notgedrungen mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen Außenseiter: dem waffenschwingenden Waschbären Rocket Racoon, dem intelligenten Baummenschen Groot, der ebenso rätselhaften wie tödlichen Gamora und dem raffinierten Drax, der Zerstörer. Unter dem Namen „Guardians of the Galaxy“ zieht diese ziemlich spezielle Heldentruppe schließlich gemeinsam in den Kampf um das Schicksal des gesamten Universums. Irgendjemand muss ja den Job erledigen...
Das Interesse der Marvel Studios war groß, ein Weltraumabenteuer zu erzählen, und gleichzeitig ihr Kinouniversum in eine neue Richtung auszudehnen. »Guardians of the Galaxy ist der riskanteste Film, den wir seit Iron Man auf die Beine gestellt haben«, erklärt Produzent Kevin Feige. »Aber nicht zuletzt deswegen ist er in gewisser Hinsicht auch unser spannendster Film seit Iron Man. Dieses Mal können wir die Leute wirklich wieder überraschen und damit auch Erwartungen übertreffen.
Als ich ein Kind war und ins Kino ging, hatte ich von den Figuren, die es dort auf der Leinwand zu sehen gab, noch nie vorher gehört: Indiana Jones, Marty McFly, die Gremlins. Bei uns basieren die Geschichte und Figuren natürlich auf den großartigen Comicbüchern. Doch weil in diesem Fall nicht allzu viele Zuschauer diese kennen, konnten wir auch mit einer ganz neuen Originalität an die Sache heran gehen. Das gefiel mir sehr, und ich hoffe wirklich, dass der Film auf das Publikum genauso neu und frisch wirkt, wie in meiner Jugend das mit dem Kino der Achtziger Jahre der Fall war!«
Den richtigen Tonfall mit der richtigen Mischung aus Humor, Emotionen und Action zu treffen, war für die Filmemacher von größter Wichtigkeit. Entsprechend war es von besonderer Bedeutung, den passenden Regisseur für das Projekt zu finden. Eine Suche, die sie schließlich zu James Gunn führte, wie der ausführende Produzent Jeremy Latcham berichtet: »Wir wollten einen Regisseur finden, der etwas zu sagen hat, jemanden, dem das bereits einmal in kleinerem Rahmen gelungen war und dem wir nun die riesige Marvel-Leinwand zur Verfügung stellen konnten.
James Gunn hatte mit Slither und Super schon zwei wirklich interessante Filme gedreht und einige sehr spannende Drehbücher geschrieben. Doch noch hatte ihn niemand ans Steuer eines so gigantischen Vehikels gelassen. Ihm war dabei natürlich von Anfang an klar, dass dies keiner seiner James-Gunn-Filme werden konnte, der nur mit einem R-Rating in die Kinos kommt. Aber der Witz, der Humor und der Charme, die seine vorherigen Filme ausgemacht hatten, waren natürlich auch in diesem Fall von Nöten. Guardians of the Galaxy ist ein bisschen weniger glatt als die meisten unserer Filme. Die Bedrohung ist ein wenig greifbarer und die Figuren sind etwas abgründiger. James ließ sich darauf sofort ein und brachte diesen sehr realen Look mit ein, der für diese Geschichte genau richtig ist.«
Gunn freute sich sehr darauf, neue Figuren in Marvels Kinouniversum einführen und das Publikum auf der ganzen Welt mit den Guardians bekannt machen zu können. Weil die Guardians of the Galaxy selbst unter Comic-Fans vergleichsweise unbekannt sind, hatte er in der Gestaltung unerwartete Freiheiten, wie er erläutert: »Es gibt bei den Guardians einfach nicht so viele Hardcorefans wie etwas bei den Avengers, und auch nicht annähernd so viele Comics. So konnte ich diese Helden sehr viel einfacher auf die Leinwand holen, ohne mir die ganze Zeit Sorgen machen zu müssen, dass das Publikum womöglich andere Erwartungen an die Figuren hatte.«
Es hat im Laufe der Jahre immer wieder verschiedene Versionen der Guardians gegeben, doch Marvel plante von Anfang an, sich für den Film an den Comics von Dan Abnett und Andy Lanning aus dem Jahre 2008 zu orientieren - sehr zu Gunns Freude, der diese Richtung mehr als begrüßte: »Wir verwenden die Charaktere, wie Abnett und Lanning sie damals entworfen haben. Und natürlich setzen wir für den Film auch auf den gleichen Tonfall, diese interessante Mischung aus Witz und Düsternis.«
Laut Gunn ging es vor allem darum, »die richtige Balance zwischen Drama, Humor und Action zu finden. Im Kern ist der Film für mich ein Actionabenteuer. Aber trotzdem stecken in ihm viele Elemente einer waschechten Komödie und eines großen Dramas. Mit dem Witz rechnen die Zuschauer vermutlich. Aber ich denke, für das Drama gilt das nicht unbedingt, deswegen wird das eine echte Überraschung sein.«
Gut, Drama gibt es nicht allzu viel, dass es groß aufstößt. Einzig der Anfang mit dem Tod von Peters Mutter duselt ein wenig in dem Bereich, doch der Rest des Films ist eine wilde Mischung aus Indiana Jones, Doctor Who und Star Wars. Der etwas eigenwillige Humor, den man eindeutig James Gunn zuordnen kann, besteht aus verbalen Anspielungen, Slapstick und dem kindlich-naiven Spaß, diesen unterschiedlichen Figuren bei ihrem Abenteuer beizuwohnen.
Zoë Saldaña spielt Gamora, eine Tod bringende grünhäutige Auftragsmörderin, die Thanos’ Adoptivtochter ist. Mit den Weiten des Alls hat die Schauspielerin bereits jede Menge Erfahrungen, spielte sie doch nicht nur Neytiri in James Camerons Blockbuster Avatar, sondern auch Uhura in den Star-Trek-Filmen von J.J. Abrams. Schon relativ früh im Castingverfahren entschied man sich für sie, und so konnte die Schauspielerin über den Verlauf von mehreren Drehbuchfassungen entscheidenden Einfluss auf ihre Rolle nehmen.
»Zoë hat die Figur auf jeden Fall entscheidend geprägt«, führt James Gunn aus. »Gemeinsam haben wir viel an der Rolle der Gamora gefeilt, um aus ihr eine starke Frau zu machen, die aber gleichzeitig auch viele Schwächen hat. Als Schauspielerin ist sie in dieser Rolle absolut furchtlos, weil sie es nicht darauf anlegt, unbedingt und die ganze Zeit gemocht zu werden.
In unserer Branche wollen Schauspieler eigentlich immer gemocht werden und sympathische Figuren spielen. Aber Zoë hat solche Überlegungen beiseitegeschoben um wirklich der Rolle treu zu bleiben. Gamora ist adlig, aber sie ist auch sehr verletzlich und benimmt sich oft ziemlich schlecht. Das Verhalten der Figuren untereinander ist dabei sehr interessant. Quill zum Beispiel kann ja ein ziemlicher Idiot sein, aber zu Gamora versucht er immer nett zu sein. Dafür behandelt sie ihn recht mies. Zoë hat mir wirklich von unserem ersten Gespräch an dabei geholfen, der Rolle mehr Tiefe und Komplexität zu verleihen.«
Laut Saldaña gibt es nicht wirklich Gemeinsamkeiten zwischen ihr und ihrer Figur, was die Charaktereigenschaften angeht. Allerdings, so erklärt sie, »berührte es mich sehr, dass sie eine Waise war, die gewaltsam aus ihrem Zuhause gerissen und schon früh einem Leben voller Gewalt ausgesetzt wurde. Sie wuchs zu dieser knallharten Mörderin heran, doch eigentlich hat sie ein Herz aus Gold. Deswegen will sie sich von ihrem bisherigen Leben lossagen und frei sein. Letztlich spielt sie eine entscheidende Rolle dabei, den anderen klar zu machen, dass sie gemeinsam dafür sorgen müssen, dass Ronan nicht weiter die Bevölkerungen ganzer Planeten umbringt.«
Eine Actionheldin zu spielen, war für Saldaña ein besonderer Anreiz, die Rolle zu übernehmen - eine taffe Heldin, wie sie sie auch schon in Luc Bessons Colombiana verkörpert hatte: »Als Frau, die selbst schon als Kind Actionfilme geliebt hat, habe ich mir immer gewünscht, mehr weibliche Figuren in Actionrollen zu sehen. Deswegen freut es mich so, solche Filme zu drehen, die mich früher begeistert und inspiriert haben.
Ich hoffe wirklich, dass damit die Messlatte höher gelegt und ein neuer Standard für kommende Generationen von Schauspielerinnen gesetzt wird. Frauen müssen ja nicht immer nur die Opfer sein, die aus irgendeiner Notlage gerettet werden müssen. Wir können, wenn man uns lässt, genauso gut die Heldin in einem Marvel-Film sein und eine echt knallharte Rolle spielen.«
Die Rolle des Drax übernahm Dave Bautista. Drax ist ein ruhiger, aber brachialer Kerl, der davon besessen ist, den Tod seiner Frau und seines Kindes zu rächen. Die Suche nach dem geeigneten Darsteller gestaltete sich schwierig, wie Jeremy Latcham berichtet: »Drax ist eine sehr komplexe Figur. Er ist ein Mann, der an jenen Rache üben will, die seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen, sein Leben ruiniert und ihm alles genommen haben.
Er ist ein großer, massiger Typ, der am ganzen Körper mit Tätowierungen bedeckt ist. Er sieht bedrohlich aus, doch im Verlauf des Films zeigt sich immer mehr, dass er vor allem ein sehr trauriger Kerl voller Bedauern ist. Er ist ein viel facettenreicherer Mann, als sein Äußeres es vermuten lässt. Hierfür einen Darsteller zu finden, der den körperlichen Anforderungen entsprach und trotzdem nuanciert genug spielen konnte, war verdammt schwierig.«
Doch David Bautista, ein ehemaliger Profi-Wrestler, der viermal die World Heavyweight Championship und zweimal die WWE Championship gewann, überzeugte auf Anhieb. Nach dem Ende seiner WWE-Karriere gelang es Bautista erfolgreich, sich mit Rollen in Riddick oder The Man with the Iron Fists als Schauspieler zu etablieren. Doch dass er für diesen Film zum Vorsprechen eingeladen oder gar eine Rolle bekommen würde, konnte er sich kaum vorstellen, wie Bautista zugibt: »Ich wusste, was für eine große Nummer dieser Film wird und wie viele talentierte Menschen daran beteiligt waren. Das verunsicherte mich gehörig.
Ich wollte auf keinen Fall der große Muskelprotz sein, der sich am Set die ganze Zeit blöd anstellt. Aber das Drehbuch war einfach unglaublich gut. Ich fand auf Anhieb Gefallen an der Figur und war begeistert von der Möglichkeit, die gesamte Bandbreite ihrer Emotionen darstellen zu können. Drax steckt voller Leidenschaft. Er ist ein echter Krieger, der aber auch mit einem großen Schmerz ringt. Sein Herz ist gebrochen. Er lebt einzig und allein für die Rache und hat darüber den Bezug zu allem anderen verloren.«
Abgerundet wird das Team der Guardians durch Rocket, einen genetisch veränderten, kybernetisch manipulierten, und vor allem sprechenden Waschbären, und seinen Freund Groot, eine hoch entwickelte humanoide Baum-Kreatur. Gesprochen werden die beiden in der englischen Fassung von Bradley Cooper und Vin Diesel. Regisseur Gunn (und nicht nur dieser) ist begeistert von diesen beiden Wesen: »Rocket ist nicht unbedingt der glücklichste Kerl der Welt.
Er ist eine traurige, deformierte Kreatur, die mehr als einmal auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurde, wenn man so will. In seinem Leben hat er schon unglaublich viel Schmerz erlebt und als Resultat dessen lässt er sich nichts vormachen. Dadurch ist er in vielerlei Hinsicht das Herzstück des Films, genau wie sein einziger echter Freund Groot. Der kann lediglich mit drei Worten („Ich bin Groot.“) kommunizieren, doch seine Geschichte bricht einem das Herz.«
Für Bradley Cooper stellte es eine Premiere dar, einer Filmfigur lediglich seine Stimme zu leihen: »Dieses ganze Verfahren ist neu für mich. Das war wie eine komplett neue Ausbildung und hoch interessant. Der Film hat verdammt viel Humor und Herz. All die Beziehungen zwischen den Figuren sind klar definiert und sehr emotional. Für alle steht viel auf dem Spiel, und James Gunn hat dem Ganzen eine sehr spezielle komödiantische Note verpasst. Ich bin mir sicher, dass der Film die Zuschauer umhauen wird, so einzigartig und frisch ist er!«
Die Freundschaft zwischen Rocket und Groot ist ohne Frage eine einzigartige, wie Cooper erklärt: »Das ist eigentlich so eine altmodische Männerfreundschaft, in der kein bisschen über Gefühle gesprochen wird. Rocket ist ziemlich beschützend, wenn es um Groot geht. Allerdings wird man auch das Gefühl nicht los, dass das berechnend sein könnte, denn gleichzeitig ist Groot natürlich auch so etwas wie sein Beschützer. Als Waschbär kann Rocket natürlich vieles nicht, was dieser Baum kann.« Cooper lacht. »Macht das für Euch Sinn, was ich sage? Bäume können Dinge tun, die Waschbären nicht können? Ganz schöner Irrsinn, oder?«
Um der Bandbreite von Bradley Cooper auch hierzulande gerecht zu werden, konnte Fahri Yardim als deutsche Stimme von Rocket Raccoon gewonnen werden. Der Hamburger Schauspieler hat in den letzten Jahren bereits erfolgreich seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt, sei es in humorvollen Parts, wie in der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Komödie Almanya - Willkommen in Deutschland oder in actionlastigen Rollen wie an der Seite von Til Schweiger im Tatort Hamburg.
Für sein galaktisches Alter Ego hat er sehr ehrliche, aber auch sehr positive Worte übrig: »Rocket Raccoon ist ein Bastard. Ein kleiner schlechtgelaunter Bastard, dem es ums Geld geht. Er ist sehr reizbar, hat eine sehr dünne Haut und ist nicht sehr geduldig mit seinen Mitmenschen. Er ist kein achtsamer Typ, haut immer noch mal nach, stichelt noch mal rum. Und trotzdem ist er liebenswert. Wenn er ein bisschen einen über den Durst getrunken hat, wird er auch traurig und hat das Gefühl, die gesamte Welt ist gegen ihn.«
Dass als Stimme von Groot niemand geringeres als Vin Diesel gewonnen wurde, freut James Gunn ganz besonders, wie er berichtet: »Meiner Meinung nach prägt Vin seine Rolle und überhaupt den ganzen Film genauso wie alle anderen unserer Schauspieler auch. Er hat nur eine Handvoll von Sätzen und hunderte Grunzer. Doch das reichte ihm, um eine Figur zu schaffen, die vollkommen phantastisch und gleichzeitig liebenswert ist.
Ich kann mir niemand vorstellen, der diese Mischung aus Schroffheit und Süße so gut hinbekommen hätte wie Vin – und genau die macht ja Groot aus. Manchmal habe ich Aufnahmen von Groot gesehen und konnte kaum glauben, dass das wirklich die Stimme eines Menschen ist. Dabei stand ich die ganze Zeit neben Vin, als er seine Aufnahmen machte. Er verkörpert diese Rolle wirklich auf eine geradezu überirdische Weise.«
„Lass mich raten, was deine Antwort ist: Ich bin Groot.“
─
Der Schauspieler berichtet, dass es Groots einziger Satz war, der ihn von der Rolle überzeugte: »Es hat mich wirklich beeindruckt, wie sie es geschafft haben, das Thema, die Bedeutung und die Botschaft des gesamten Films in einen einzigen Satz zu packen. Die Wirkung, die dieser Satz im dritten Akt entfaltet, wird den Zuschauern endgültig das Gefühl geben, Teil dieser einzigartigen Welt zu sein und zu verstehen, was für diese Charaktere auf dem Spiel steht und was sie durchmachen.«
Vin Diesel hatte zuvor bereits die Titelrolle im Animationsfilm Der Gigant aus dem All gesprochen und stellte schnell fest, dass die Aufgabe im Fall von Groot genauso viel Spaß machte. »Einer Figur Leben einzuhauchen ist unbezahlbar, weil zeitlos«, berichtet er. »Der „Iron Giant“ etwa ist seit 15 Jahren ein Teil von mir, und wenn ich heute mein Kind von der Schule abhole, begrüßen mich die Mitschüler manchmal sogar als „Iron Giant“. Nächstes Jahr um diese Zeit bin ich für die Kids also vielleicht schon Groot.« [wohl eher sehr wahrscheinlich]
Die Gegenspieler der Guardians in diesem epischen Weltraumabenteuer werden von Ronan angeführt, einem mächtigen, mit Thanos verbündeten Scharfrichter, den Lee Pace spielt. Der Schauspieler wurde durch seine Hauptrolle in der Fernsehserie Pushing Daisies bekannt, die ihm Nominierungen für den Golden Globe® und den Emmy® einbrachten. Doch auch mit seinen Rollen als Garrett im letzten Film der Twilight-Reihe und als Thranduil in den Hobbit-Filmen brachten ihm Heerscharen von Fans ein. Derzeit ist er in der Serie Halt and catch Fire zu sehen, in der es um die Entstehung der PCs Anfang der 80er Jahre geht.
James Gunn beschreibt Ronan als »böse, wie man nur böse sein kann. Er ist ein absoluter Soziopath, der es liebt, anderen Schmerz zuzufügen.« Als großer Fan, nicht nur von den Filmen aus dem Hause Marvel, sondern auch von Gunns Arbeit, war Lee Pace auf Anhieb begeistert von der Vorstellung, diese Rolle zu übernehmen: »Ronan hat im Laufe der Jahre viele Entwicklungen durchgemacht, und je mehr ich über die Figur nachdachte und an ihr arbeitete, desto spannender fand ich, wofür sie steht. Es ist ihre Universalität, die diese Figur in all ihren Ausformungen über die Jahre so ikonisch gemacht hat. Er ist der Richter, der Ankläger – und unglaublich brutal.
Ronan hat ein ganz spezifisches Verständnis von Gerechtigkeit, und ich glaube, man muss nicht besonders weit gucken, um Leute wie ihn in unserer Gesellschaft zu sehen. Manchmal steht er damit auf der richtigen Seite. Doch in diesem Fall ist Ronan ein unglaublich böser Mann, der all seine Macht und Brutalität zu zerstörerischen Zwecken einsetzt und alle Schwachen auslöschen will. Er ist eine Bestie. Er ist blind für alles, was nicht mit der Durchführung seines Ziels zu tun hat. Ihn interessiert nur das Starke. Alles Schwache dagegen muss sterben, und er sieht es als seine Aufgabe, genau dafür zu sorgen.«
Nebula, gespielt von Karen Gillan, ist eine blauhäutige Killerin, Gamoras Adoptivschwester und Ronans loyale Stellvertreterin. Mit Blick auf die Wahl der Darstellerin erinnert sich Regisseur James Gunn: »Ich war neugierig darauf, Karen vorsprechen zu sehen. Doch eigentlich glaubte ich nach ihrer Rolle in Doctor Who nicht, dass sie die Richtige für den Part sei. Aber dann hat sie mich vollkommen umgehauen. Niemand war bei seinem oder ihrem Vorsprechen für diesen Film so gut wie Karen. Ich liebe sie! Für mich ist sie auf der Leinwand Clint Eastwood und jenseits davon „Hello Kitty“. Denn bei niemandem ist der Unterschied zur Rolle so groß wie bei ihr.«
Die Schauspielerin ist ein großer Marvel-Fan und hat dank ihrer Rolle als Amy Pond in der fanatisch verehrten Kultserie Doctor Who selbst eine große Schar begeisterter Anhänger. Dass sie für die Rolle von Nebula sogar so weit ging, sich die Haare abzurasieren, enthüllte sie auf der Comic Con in San Diego, wo sie zum Erstaunen, und zur Begeisterung der Fans, ihre Perücke abnahm. An ihrer Hingabe für die Rolle, zu der sie sich auf Anhieb hingezogen fühlte, bestand also keinerlei Zweifel. »Ich fand diese Erfahrung unglaublich befreiend«, erzählt Gillan. »Die Glatze bedeutete eine vollkommene Veränderung meiner Identität. Und sie half mir enorm dabei, mich in diese Figur zu verwandeln.«
Die Aussicht, mit James Gunn zu arbeiten, stellte für Gillan einen großen Anreiz dar. Aber auch die Vielzahl der großartigen Figuren im Drehbuch begeisterten sie: »James verleiht einer Geschichte eine komödiantische Note, aber auch eine enorme Tiefe. Die Figuren waren unglaublich rund und toll geschrieben. Sie alle sind sehr vielschichtig und nicht einseitig, was für uns Schauspieler immer spannend ist. Ich jedenfalls liebe meine Rolle, weil sie so interessant ist. Immerhin ist sie eine Profikillerin, was ich ausgesprochen cool finde. Außerdem steht sie in einem höchst schwierigen Verhältnis zu Gamora.
Selbst in den mitunter überhöhten Situationen, in denen sich die Figuren teilweise befinden, muss man als Schauspieler das Wahrhaftige finden. Für mich waren das Spannendste auf jeden Fall die Schwesternbeziehung zwischen Gamora und Nebula und die Eifersucht, die damit einhergeht. Diese vereinnahmt Nebula komplett und verwandelt sie in ein sadistisches, gestörtes Mädchen, das sich neben seiner Schwester minderwertig fühlt.«
Sowohl körperlich als auch emotional bereitete sich Gillan ausgiebig auf die Rolle vor, für die sie jeden Tag Make-up-Sitzungen von rund fünf Stunden über sich ergehen lassen musste. Für die Kampfszenen trainierte sie zwei Monate lang täglich im „Actionhelden-Bootcamp“, wie sie selbst es nennt.
Der zweifach Oscar®-nominierte Djimon Hounsou spielt Korath, einen gefürchteten intergalaktischen Kopfgeldjäger im Dienste Ronans. »Korath ist ein Verfolger, eine echte Tötungsmaschine«, beschreibt Hounsou seine Rolle. »Das einzige, was er im Sinn hat, ist sein Opfer. Mir gefiel, dass die Geschichte nicht in unserer Welt auf der Erde spielt. Natürlich wusste ich, dass das gewisse Herausforderungen mit sich bringt. Aber so hatte ich auch jede Menge Freiheiten und konnte meine Phantasie darauf verwenden, die Figur bis ins Extrem zu treiben.«
Hounsou verleiht der Rolle eine außergewöhnliche Intensität, die gleich zu Beginn die Messlatte hochlegt, als Quinn am Anfang des Films feststellen muss, dass Korath ihm auf der Suche nach dem Orb auf den Fersen ist. »Es ist nicht so, dass wir es hier mit einem stümperhaften, zweitrangigen Bösewicht zu tun hätten«, erklärt Jeremy Latcham. »Er ist der härteste Typ, den du je gesehen hast. Bei ihm hat man schon auf den ersten Blick das Gefühl, dass er Quill in Windeseile zerfleischen wird.«
Michael Rooker, langjähriger Wegbegleiter und Freund von Regisseur James Gunn, spielt den blauhäutigen Freibeuter Yondu, der zu Quills Ersatzvater wurde, als es ihn als kleinen Jungen ins All verschlug. Das Fernsehpublikum kennt Rooker vor allem als Merle Dixon aus der Erfolgsserie The walking Dead, und tatsächlich befürchtete der Schauspieler zunächst, aufgrund seiner zeitlichen Verpflichtungen mit der Serie dieses Mal nicht mit Gunn arbeiten zu können. So kam es ihm ironischerweise gar nicht ungelegen, als die Macher der Serie entschieden, Dixon sterben zu lassen, wodurch Rooker plötzlich doch die Rolle annehmen konnte, die Gunn ihm angeboten hatte.
Vor allem die Beziehung zwischen Yondu und dem von Pratt gespielten Peter Quill interessierte Rooker: »Es ist eine wunderbare, sogar erbauliche Geschichte, und ich fand das Verhältnis von Quill und Yondu sehr spannend. Yondu hat ihn damals von der Erde ins All geholt, und aus irgendeinem Grund beschlossen, ihn nicht wie geplant abzuliefern, sondern selbst großzuziehen. Er hatte einen Draht zu diesem Jungen und freut sich nun, dass Quill den Mut hat, sein eigenes Ding zu machen.«
Zur Begeisterung der Filmemacher zeigte Benicio del Toro Interesse daran, die Rolle von Taneleer Tivan alias „der Sammler“ zu übernehmen, dem Hüter der größten Sammlung intergalaktischer Pflanzen, Spezies und Relikte des gesamten Universums. So sehr del Toro die Möglichkeit reizte, eine außergewöhnliche Figur in einer Welt voller Außerirdischer zu spielen, so sehr genoss er auch die Freiheit, dass das Publikum diese Figur kaum kennt. Ganz zu schweigen davon, dass sie in der Geschichte eine so wichtige Rolle spielt. Denn es ist der Sammler, der Quill und Gamora bezüglich der Macht des Orbs die Augen öffnet.
Ebenfalls zum hochkarätigen Ensemble gehören die sechsfach Oscar®-nominierte Glenn Close als Nova Prime Rael sowie John C. Reilly als Corpsman Dey vom Nova Corps, den militärischen Truppen Xandars, die für Recht und Ordnung im Weltall sorgen. Das Nova Corps ist auf Xandar stationiert und soll zunächst die Guardians verhaften. Doch letztlich tun sie sich zusammen, um Ronans Plan der Zerstörung des Planeten zu verhindern.
Glenn Close war nur für einige wenige Drehtage vor Ort, doch sie freute sich sehr, Teil der Produktion zu sein, wie sie berichtet: »Ich staune über all die Kunstfertigkeit, mit der dieser Film entstand. Inmitten dieses verrückten und unterhaltsamen Spektakels befinden sich außergewöhnliche emotionale Beziehungen, die den Film so besonders machen!«
Regisseur James Gunn sorgte am Set nicht zuletzt dank der Filmmusik für eine stimulierende Stimmung. Gunn hatte den Komponisten Tyler Bates gebeten, einige Tracks schon vor Beginn des Drehs fertigzustellen, was nicht nur den Ton für die Szenen vorgab, sondern auch zur gutgelaunten, kollegialen Stimmung am Set beitrug. Neben den Stücken der Filmmusik liefen außerdem jede Menge Songs aus den 70er Jahren, die Peter Quill im Film auf seinem Kassettenrekorder hört.
Die nicht unbedingt leichte Aufgabe, den perfekten Kassettenspieler zu finden, fiel dem Requisiteur Barry Gibbs zu. Obwohl er vier Monate lang das Internet durchforschte, trieb sein Team am Ende lediglich 16 geeignete Kassettenspieler auf, die für den Film in Frage kamen und unterschiedlich reparaturbedürftig waren.
Produktionsdesigner Charles Wood und sein Team entwarfen und bauten mehrere große Sets für Guardians of the Galaxy. Das Kyln, das Weltraumgefängnis, in dem sich die Guardians begegnen, war dabei die größte Kulisse des Films: ein 360-Grad-Set, das über drei Ebenen verlief, aus über 150.000 Kilo Stahl bestand und eine technische Meisterleistung war. In der Postproduktion wurde das Gefängnisschiff sogar noch einmal um über 60 Meter verlängert.
All diese aufwändigen Monströsitäten zeigen, dass sich James Gunn so richtig ins Zeug gelegt hat, um seine Vision der Guardians so lebendig wie möglich wirken zu lassen. Dass er dabei stellenweise das Augenmerk für das Wesentliche verlor, erkennt man nicht nur an den zahlreichen Details, die den Film, und damit den Zuschauer, ein wenig überladen, sondern auch an diversen Anschlussfehlern beim Schnitt.
Genrefans werden bei diesem knallbunten Abenteuer ihren Heidenspaß haben, während Andere sich optisch und akustisch ein wenig überfordert sehen. Dennoch ist Gunn der ultimative Sommerblockbuster gelungen, bei dem es einfach Spaß macht, zuzusehen, wie ein Waschbär, ein Baum, ein Riese, eine giftgrüne Frau und ein Durchschnittsgulli zu Helden des (Film-)Universums werden... Und nach dem Abspann gibt es, wie immer bei den Marvel-Filmen, noch eine zusätzliche Szene, die allerdings nichts mehr mit dem Marvel-Universum zu tun hat, sondern lediglich Gunns Vorliebe für Howard, die Ente, aufzeigt. ■ mz