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The Raid 2


Rama muss sich undercover im Gefängnis behaupten.
© StudioCanal/Koch Media

Der waliser Regisseur Gareth Evans machte vor 3 Jahren auf sich aufmerksam, als The Raid in die Kinos kam und die Actionfans begeisterte. Das in Evans' Wahlheimat Indonesien gedrehte Hochhaus-Actionepos bot jede Menge Zweikampf- und Schusswaffen-Action, die dem Zuschauer (und damit auch dem Helden) kaum Luft zum Atmen ließ.

Nun, immernoch im Nirgendwo zwischen China und Australien, drehte Evans die Fortsetzung des Actionkrachers, die direkt an die Ereignisse des ersten Teils anknüpft, in dem der junge Polizist Rama mit einer großen Truppe der Polizei ein Hochhaus stürmt, das von einer Gangsterbande besetzt wird. Das zum Ende des ersten Films eingeführte Drehbuch (vorher wurde praktisch nur gemetzelt, was das Zeug hielt) offenbarte schließlich einen Korruptionsplot, demzufolge die Polizei von jeder Menge subversiver Elemente unterwandert sei und Ramas Bruder dieser gesetzesuntreuen Seilschaft angehört.

Rama erfährt durch seinen Vorgesetzten vom Tod seines Bruders. Ab diesem Moment lässt ihn der Gedanke an Rache nicht mehr los. Als er und seine Familie ebenfalls ins Visier des organisierten Verbrechens geraten, ist Rama bereit, sich als Undercoveragent in Jakartas Unterwelt einschleusen zu lassen - leichter gesagt als getan. So lässt er seine Familie unter Polizeischutz stellen und begibt sich auf ein schier auswegloses Unterfangen ein.

Er muss sich ins Gefängnis einschleusen, muss jedoch ein richtiges Verbrechen begehen, „nichts zu ernstes“, da er nicht auf die Hilfe der Polizei bauen kann (und darf). So prügelt er einen jungen Kerl zum Krüppel und bekommt drei Jahre aufgebrummt. Im Gefängnis angekommen, wird er erst einmal von scheinbar allen Insassen auf einmal attackiert. Als Yuda macht er sich schnell einen Namen und schließt sich seinem Zielobjekt an - Uco, dem Sohn des Mafiabosses Bangun.

Yuda wird zu einem von Ucos gefürchtetsten Schlägern. Ein Dienst, den Uco nicht vergisst. Als Yuda zwei Jahre später entlassen wird, besorgt Uco ihm einen Job in der Organisation seines Vaters. Yuda treibt gemeinsam mit seinem ehemaligen Mithäftling Drogengelder ein und lernt dabei die Geschäfte sowie die Hierarchie des mächtigen Verbrechersyndikats kennen.

Doch Bangun scheint ihm nicht zu trauen. Ramas Aufgabe, herauszufinden, wer im Polizeiapparat korrupt ist, wird zum Eierlauf, der ihm zwar nach und nach das Vertrauen Banguns einbringt, seine Recherche jedoch keinen Schritt weiter bringt. Zu allem Übel verbündet sich Uco schließlich mit dem berüchtigten Bejo, der schon seit längerem versucht, als Kartellgröße in Jakarta Fuß zu fassen.

Zusammen mit Bejo plant Uco, seinen Vater zu stürzen, um endlich das Oberhaupt der Organisation zu werden. Dabei übersieht Uco, dass Bejo eigene Pläne hat, nicht nur Banguns Organisation sondern den ganzen Verbrecherkuchen Jakartas zu übernehmen. Am Ende ist nicht nur Banguns Organisation in Luft aufgelöst, sondern auch Rama, endlos malträtiert, um keine der benötigten Informationen reicher als vor der ganzen Aktion.

Es ist schon ein zähes Machwerk, das Gareth Evans uns hier präsentiert - ein Hau-drauf-Film mit kampftechnischer Präzision gepaart mit wahnsinnig großen Kameraeinstellungen in CinemaScope, die nur im Kino auf entsprechend großer Leinwand ihre Wirkung voll entfalten können. »Eine meiner Lieblingsszenen spielt in einem Bordell«, berichtet Evans.

»Dort wird ein Schauspieler durch eine Scheibe nach draußen geworfen. Das Bild beginnt unten am Boden, folgt dem Mann durchs Fenster, geht außen mit ihm in die Tiefe und stellt sich auf den Kopf. Sobald der Schauspieler sich abrollt und aufsteht, rollt die Kamera mit ihm in eine aufrechte Position und schwenkt zurück zum Fenster. Das war eine komplizierte Sache, die perfektes Teamwork erforderte, denn über den Stunt hinaus mussten wir ständig aufpassen, dass dabei kein Kameramann ins Bild kam.«

Da Actionfilme von diesem Ausmaß in Indonesien nicht an der Tagesordnung sind, nahmen Logistik und Vorbereitung der Kameraeinstellungen viel Zeit in Anspruch. Die Kamerabewegungen wurden sorgfältig in die Choreographie der Kämpfe eingebaut, sodass nicht nur die Bewegungen der Kämpfer, sondern auch die der Kamera bis ins kleinste Detail festgelegt waren.

Um die technisch anspruchsvollen Kampfszenen zu meistern, mussten sich die Schauspieler einem knallharten Training unterwerfen. Als Vorbereitung auf die große Schlägerei beim Gefängnisaufstand erhielt Arifin Putra beispielsweise ein strenges Training von Iko Uwais und Yayan Ruhian.

»Das Training war außerordentlich hart«, gesteht Putra. »Die ersten drei Monate befassten wir uns nur mit Schrittfolgen und Kondition. Das ging ganz einfach los, ich musste ständig im Laufschritt Treppen hoch und runter rennen und ungefähr eine Millionen Liegestütze und Sit-ups machen. Anschließend wurde ich einen Monat lang in die Choreographie eingeführt, bis sich nicht nur der Verstand sondern auch der Körper an jede Bewegung erinnerte. So hatte ich beim Dreh alles automatisch parat.

Die anstrengendste Szene war der Aufstand im Gefängnishof. Ich wälzte mich mit über Hundert anderen Kämpfern im Schlamm, sobald nur einer von ihnen einen Fehler machte, musste alles wieder von vorne gedreht werden. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, wie komplex so eine Massenszene ist, aber ich bin verdammt stolz auf das Resultat.«

Da sich der Handlunghsort nicht mehr nur auf ein Gebäude konzentriert, kommt es auch zwangsläufig zu einer Autojagd, mit der Evans gänzlich neues Terrain betrat. Aus diesem Grund holte er sich den führenden Autostunt-Experten Hongkongs, Bruce Law, an seine Seite. Von der Automarke bis hin zum Schauplatz wurde alles exakt geplant. Evans erklärt dazu:

»Ich bin ein Fan von Filmen wie Bullitt oder Ronin, die berühmt sind für ihre Autoverfolgungsjagden. Da geht es viel um die Kunst der Fahrer, deren Autos dabei nur allmählich geschrottet werden, und das gefiel mir immer schon gut. Dass wir nicht mit Big-Budget-Filmreihen wie The Fast and the Furious konkurrieren können, war mir klar. Soviel Chaos und Zerstörung würden wir nicht herstellen, aber das war auch gar nicht nötig. Wir bemühten uns um Autostunts, die in die Welt von The Raid 2 passten.

Ich konzentrierte mich darauf, was den Personen im Inneren der Autos zustößt: Was passiert etwa mit dem Fahrer oder mit dem Beifahrer, wenn ein Auto in ein anderes kracht? Das gab unseren Autoszenen ein Alleinstellungsmerkmal, so etwas hat man noch nicht oft gesehen. Außerdem versuchten wir, die Umgebung zu integrieren – wir waren schließlich in Indonesien, das sollte man auch merken. Wir haben beispielsweise in einem typisch indonesischen Busbahnhof gedreht. Dadurch konnten wir etwas Ungewöhnliches zeigen, dem internationalen Publikum ein bisschen Exotik anbieten.«

Noch bevor The Raid 2 überhaupt spruchreif war, hatte Gareth Evans einen Kurzfilm mit dem Titel Outcall gedreht. Darin war auch die Schauspielerin Julie Estelle in einer Rolle zu sehen, in der sie in einen kurzen Kampf verwickelt wurde. Nachdem Evans gesehen hatte, wie gut sie sich dabei machte, merkte er sie als potentielle Kandidatin für das „Hammer Girl“ vor.

Das Casting verlangte, dass die Interessentinnen in einem Zeitraum von zwei Tagen eine Kampfchoreographie einübten, die ihnen von Uwais und Ruhian vorgegeben wurde. Am dritten Tag mussten sie vorführen, was sie gelernt hatten. Obwohl Julie Estelle bis dahin niemals Kampfsport betrieben hatte, verblüffte sie Evans, Ruhian und Uwais mit ihrer Darbietung. Sie konnte nicht nur eindrucksvoll kämpfen, sondern erschien dabei auch vollkommen glaubwürdig. Sie war genau die Frau, die sie für diese Rolle gesucht hatten.

Dem „Hammer Girl“ gehört eine der denkwürdigsten Szenen des ganzen Films – und eine, die Evans am meisten am Herzen lag: Ein junges Mädchen mit dem Äußeren eines Pop-Sternchens eliminiert in einem Waggon einer Bahn einen ganzen Trupp Männer, indem sie einen nach dem anderen mit ihren beiden Hämmern erschlägt. Zusammen mit dem „Baseballschläger“ bekommt sie später schließlich auch einen atemberaubenden Kampf mit Yuda alias Rama.

Dass aber nicht alles Gold ist, was glänzt, bemerkt nicht nur Rama im Film, sondern auch der Zuschauer. So hat Evans zwar eine komplexe Rahmenhandlung geschaffen, die allerdings nur schmückendes Beiwerk ist, um die megaultrabrutalen, jedoch perfekt inszenierten Kampfszenen zu präsentieren. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Kampfszenen hier kürzer gehalten, dafür ist jedoch die Anzahl dieser erhöht worden, was zwar für mehr Abwechslung sorgt, im Endeffekt aber viel zu unglaublich wirkt.

Wer auf fernöstliche Kampfeskunst steht, wird hier ordentlich bedient. Es wird ausgeteilt, was das Zeug hält. Wenn Köpfe gegen alle möglichen Kanten knallen, Klingen immer wieder durch Fleisch schneiden, das Blut ohne Ende spritzt, dann bekommt man vom Zuschauen schon Schmerzen. Wer diesen Film bis zum Ende durchsteht, der muss so richtig abgebrüht sein.

Es sind aber nicht nur die abgefahrenen Kämpfe, die an den Nerven zehren, sondern auch die Länge des Films. Der Film geht 2½ Stunden, fühlt sich jedoch doppelt so lang an. Die Handlung dümpelt scheibchenweise vor sich hin, echte Spannung wird nur selten erzeugt. Auch auf Wackelkamera kann Evans bei den Actionszenen nicht verzichten. Zwar hält sich das Wackeln in Grenzen, nervt aber immer öfter, besonders, wenn man die ausgefeilt choreografierten Kampfszenen wertschätzen will.

In Sachen Ästhetik kann dem Film kaum ein anderer das Wasser reichen. Man fühlt sich jedoch an manchen Stellen an Der Pate oder Only God forgives erinnert. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie Evans dieses Gangsterepos auflösen wird. Klar ist auf jeden Fall: Soviel, wie Iko Uwais mit seiner Figur Rama bereits einstecken musste, musste bislang kaum ein Filmheld. Dafür könnte er aber zum indonesischen Superhelden aufsteigen und eventuell im 4. Expendables-Film mitspielen... ■ mz

23. Juli 2014
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OT: The Raid 2: Berandal
Action/Krimi
RI/USA 2014
150 min


mit

Iko Uwais (Rama)
Arifin Putra (Uco)
Tio Pakusodewo (Bangun)
Oka Antara (Eka)
Alex Abbad (Bejo)
Yayan Ruhian (Prakoso)
Julie Estelle (Alicia „Hammer Girl“)
Very Tri Yulisman (Baseballschläger)
u.a.

drehbuch
Gareth Evans

musik
Aria Prayogi
Joseph Trapanese
Fajar Yuskemal

kamera
Matt Flannery
Dimas Imam Subhono

regie
Gareth Evans

produktion
Pt. Merantau Films
XYZ Films

verleih
StudioCanal

Kinostart: 24. Juli 2014