Words & Pictures

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Regie-Veteran Fred Schepisi is back. Einige seiner nennenswerten Filme wie Roxanne (1987) und Das Russland-Haus (1990) liegen schon eine ganze Weile zurück. Words & Pictures ist ein ehrgeiziges Projekt. Mit unbekannten Schauspielern befasst sich Schepisi nicht in seinen Filmen. So verwundert es nicht, dass diesmal sein Protagonistenpaar Juliette Binoche und Clive Owen ist.
Als Englischlehrer an einer Privatschule in Maine, Neuengland, unterrichtet Jack Marcus, nachdem sein Stern als gefeierter Schriftsteller längst gesunken ist. Um mit seinem Misserfolg als Autor klarzukommen, trinkt er und gerät dadurch mit der Schulleitung aneinander. Seine Existenz steht auf dem Spiel. Als die berühmte Malerin Dina Delsanto als Kunstlehrerin an dieselbe Schule berufen wird, wirbelt das noch mehr Staub auf. Auch Delsanto hat gerade einen schweren Karriereknick erlitten. Durch eine schmerzhafte Gelenkerkrankung ist sie kaum noch in der Lage, selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen, geschweige denn ohne Hilfe ihren Alltag zu bewältigen.
Der Film spinnt sich um die beiden Künstler, der eine mit Worten die andere mit Bildern, die sich durch ihre persönlichen Schaffenskrisen einen Wettstreit der Künste liefern. Marcus schwingt im Klassenraum hochtrabende Reden über Proust und Updike, um seine Klasse für ein Duell mit der darstellenden Kunst zu gewinnen. Delsanto wiederum stachelt ihre Klasse an, Bilder, als wahre Ausdrucksform überhaupt, zu verteidigen. Schnell erinnert man sich an den Club der toten Dichter.
Zu der Privatfehde der beiden frustrierten Lehrer gesellt sich dann auch noch die vorhersehbare Liebesgeschichte, was zu einem dramaturgischen Standardverlauf führt und den Vergleich mit dem Club der toten Dichter sofort wieder vergessen lässt. Am Ende bleibt die Frage: War das jetzt eher eine Liebesgeschichte unter Lehrern oder ein Wettstreit der Künste, eben Words versus Pictures? Beide Themen streift der Regisseur gerade einmal sanft, statt sie zu vertiefen. Und da liegt auch der Hase im Pfeffer: Lauwarm geduscht verlässt man das Kino.
Clive Owen, den ich einmal (vor langer Zeit) für den „most sexy U.S. Actor“ gehalten hatte, erkennt man kaum wieder. Strubbelig, unrasiert, etwas schwammig, Nerdbrille und grenzwertig verwahrlost, hat die Maske ganze Arbeit geleistet oder auch nicht? Juliette Binoche, als verbitterte Malerin, kneift im Film die sowieso schon schmalen Lippen noch mehr zusammen und verweilt in einer eher eindimensionalen Rolle als frustrierte Zicke. Der Film macht eigentlich nichts wirklich falsch, doch genau daraus resultiert: Vorhersehbarkeit. Vorhersehbarkeit ist für mich als Kinogängerin der Zeitpunkt wo mein Kopf auf Bildschirmschoner umschaltet.
Da hilft es auch nicht, ein totaler Juliette-Binoche-Fan zu sein, die in dieser Rolle Ihre persönliche Katharsis sieht: »Ich liebe das Thema des Films. Als Schauspielerin arbeitet man mit Worten. Aber Worte sind nur die Spitze des Eisbergs, alles andere hat man in sich drin. Und genau das ist das Bild: die Sichtweise, die man hat, die eigene Wahrnehmung. Man hat sie noch nicht in Worte gefasst, aber sie ist bereits da. Ich mag die Konfrontation der Lehrer. Ich habe noch nie eine Lehrerin gespielt. Meine Mutter war Lehrerin. Sie unterrichtete Französisch und Theater, deshalb gab es für mich eine Parallele. Auch, dass Dina im Film eine Malerin ist, fand ich reizvoll, denn ich male selbst. Also war das Projekt eine doppelte Herausforderung für mich - als Schauspielerin und als Malerin.«
Die großformatigen Bilder im Film hat Juliette Binoche übrigens höchst selbst gemalt. Na, immerhin hat eine/einer das Kunstduell „Words & Pictures“ so richtig zu ihrem/seinem Thema gemacht. ■ bh