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Spuren


Robyn Davidson mit ihrer treuen Begleiterin und besten Freundin Diggity
© Ascot Elite

Sie suchte die Einsamkeit – und wurde weltberühmt. Mit ihrem Buch „Spuren“ über ihre einzigartige Reise durch die Wüste ihrer Heimat, begeisterte und inspirierte die Australierin Robyn Davidson Millionen von Lesern. Nun endlich kommt diese auch heute noch bemerkenswerte emotionale und körperliche Grenzerfahrung auf die Leinwand.

»Ich war eine solche Puristin, dass ich die Geschichte nicht nach Hollywood geben wollte«, sagt Robyn Davidson. »Für mich war klar, dass das ein australischer Film werden musste. Er sollte möglichst nah dran sein an dem, was die Reise und auch das Buch für mich und andere bedeutet hatten.«

1975 kommt die junge Robyn Davidson mit einem scheinbar verrückten Traum nach Alice Springs: Sie will zu Fuß die australische Wüste bis zum Indischen Ozean durchqueren – 2.700 Kilometer durch eine lebensfeindliche Wildnis, begleitet nur von vier störrischen Kamelen und ihrem geliebten Hund. Ihre Freunde und Eltern können Robyn ebenso wenig zurückhalten wie die vielen Widrigkeiten, die mit ihrem Plan verbunden sind.

Als sie nach langer Vorbereitung plötzlich mit leeren Händen dasteht, macht Robyn einen Deal mit dem Fotografen Rick Smolan: Er finanziert ihre Reise und darf sie dafür gelegentlich für ein Magazin fotografieren. Fern der Zivilisation erkennt Robyn langsam, was sie wirklich zum Glücklichsein braucht. Doch nicht nur die Fototermine mit Smolan stören ihr neu gewonnenes Gleichgewicht. Je länger die Reise dauert, desto öfter gerät Robyn in lebensgefährliche Situationen...

Robyn Davidson stand dem Film von Beginn an beratend zur Seite, doch sie ist mehr als glücklich damit, dass er als eigenständiges Kunstwerk gesehen werden muss. »Selbstverständlich mache ich mir keine Illusionen, dass der Film werkgetreu und 1:1 mein Buch widerspiegelt. Jeder Autor, der so etwas von einer Verfilmung erwartet, ist naiv. Es handelt sich dabei um die Vision der Filmemacher, und das ist auch gut so«, gibt sie zu Protokoll und betont das Vertrauen, das sie in das Team hatte.

»Als erstes hatte ich Kontakt zum Produzenten Emile Sherman und mochte ihn auf Anhieb unglaublich gerne. Aber der letzte Rest von Zweifel verschwand, als Mia Wasikowska mit an Bord kam. Sie war immer meine erste Wahl und ich hatte John und Emile frühzeitig gesagt, wie glücklich es mich machen würde, wenn sie die Rolle übernehmen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn sie ist wirklich eine tolle Schauspielerin und einfach reizend. Überhaupt mochte ich wirklich alle, die an dem Film beteiligt waren, und das macht sehr viel aus. Das gesamte Team war großartig. Und Adam Driver? Umwerfend!«

»Das Buch ist aus der Ich-Perspektive und als innerer Monolog erzählt, was natürlich im Film nicht möglich ist«, erklärt Regisseur John Curran. »Deswegen mussten wir eine Erzählstimme und -haltung finden, die es so im Buch nicht gibt. Als ich Robyn Davidson kennenlernte, war sie diesbezüglich sehr aufgeschlossen und hilfreich, wollte sich aber auch auf keinen Fall aufdrängen. Genauso wie sie eben auch in ihrer eigenen Beschreibung im Buch rüberkommt. Sie verzichtete darauf, allzu sehr auf ihre eigentliche Motivation für ihre Reise einzugehen und überließ es letztlich größtenteils mir, meine eigenen Ideen diesbezüglich ins Spiel zu bringen.«

Die Australierin Mia Wasikowska, einer großen Filmgemeinde bekannt aus Filmen wie Alice im Wunderland, Stoker oder zuletzt in Only Lovers left alive, fühlte sich auf Anhieb von der Rolle angezogen: »Schon beim Lesen des Drehbuchs spürte ich einen starken Bezug zu dieser Figur. Ich kann gar nicht genau erklären, warum eigentlich. Aber ich war sofort von ihr fasziniert und hatte das Gefühl, sie und diesen bestimmten Abschnitt in ihrem Leben sehr gut nachvollziehen zu können.

Was Robyn getan hat, ist unglaublich, und gerade heute unglaublich spannend, wo es immer schwieriger wird, den Moment zu genießen und im Hier und Jetzt präsent zu sein. Alles was wir tun, das gesamte Tempo und die Technologie unserer Gesellschaft, ist darauf ausgerichtet, uns in die Zukunft zu katapultieren oder sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Hin und wieder habe ich selbst schon das Gefühl erlebt, dass mir das alles zu viel wird. Da sitze ich dann an einem Filmset und wünschte mir, die Kameras wären nicht da. So ähnlich wird sich Robyn gefühlt haben, als ihre Reise für die Außenwelt dokumentiert wurde.«

Wasikowska und Davidson lernten sich noch vor Drehbeginn kennen, als die beiden gemeinsam nach Südaustralien reisten. Dort trafen sie auf die Kamele, und Davidson zeigte der Schauspielerin, wie sie mit den Tieren umging, was für beide eine ganz besondere Erfahrung war. »Es war wundervoll, Robyn kennenzulernen«, erinnert sich Mia Wasikowska. »Ich war vor unserem Treffen ziemlich nervös, weil wir ja noch nicht einmal angefangen hatten zu drehen und ich nicht sicher war, wie wohl sie sich mit dem Gedanken fühlte, dass ich sie in einem Film spielen würde. Aber dann lernte ich sie kennen, und sie war nicht nur unglaublich warmherzig und freundlich, sondern stand dem gesamten Projekt sehr offen gegenüber.

Wir fuhren zusammen in den Süden Australiens ins Kamelcamp, wo sie mir zeigte, wie sie als Frau mit den Tieren arbeitete. Es gibt sehr verschiedene Arten, wie man mit Kamelen umgehen kann. Robyn war dabei sehr liebevoll, ohne die nötige Strenge vermissen zu lassen. Das war wirklich ein tolles Erlebnis, und überhaupt war ich nach unserem Kennenlernen ganz erleichtert, weil ich sie, ihr Abenteuer und ihre Geschichte einfach liebe. Sie nun meine Freundin nennen zu können ist sicherlich eine der großartigsten Erfahrungen, die ich bei diesem Film gemacht habe.«

Gedreht wurde der Film im Oktober und November 2012, also zu Beginn der heißen Jahreszeit, in den australischen Wüsten, die sich über den Bundesstaat South Australia und das Northern Territory erstrecken. Das Drehen an entlegenen Orten ist immer eine Herausforderung, und in diesem Fall hatte das Produktionsteam nicht nur mit der Hitze in der Wüste, sondern auch mit Buschfeuern, Überschwemmungen und einmal (ungewöhnlicherweise) sogar mit Schnee zu kämpfen. Ganz abgesehen davon, dass mit allen Mitteln versucht werden musste, den feinen roten Staub, der die Landschaft dort ausmacht, aus dem empfindlichen Film Equipment herauszuhalten - eine Schwierigkeit, der damals schon Rick Smolan gegenüberstand.

Die Bedingungen in der Wüste machten die Dreharbeiten für die Schauspieler und das gesamte Team zu einer mühsamen Erfahrung, die ihnen nur noch mehr Respekt abzollte für das, was Davidson damals auf sich genommen hatte. Doch so anstrengend die Landschaft auch in vielerlei Hinsicht war, so sehr machte der spektakuläre Anblick der Wüste die Arbeit auch zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Das ikonische australische Wahrzeichen Uluru, auch als Ayers Rock bekannt, liegt im Uluru-Kata Tjuta National Park im Northern Territory. Der Felsen spielt eine große Rolle in der Geschichte der australischen Ureinwohner, gehört zum Land des Anangu-Volkes und ist Ort zahlreicher traditioneller Rituale. So kommt auch Robyn Davidson dort nicht mit ihren Kamelen durch und muss den Felsen umkreisen, um weiter zu gelangen. Und auch dann darf sie nicht ohne Weiteres durchs heilige Land der Aboriginals, denn dort darf sie nur in Begleitung eines Mannes hindurch. Auch Tiere schlachten darf sie nicht, denn das ist nur den Männern erlaubt. So macht sie Bekanntschaft mit den Eingeborenen und ergattert einen Führer, der sie durch das heilige Territorium geleitet.

Nirgends auf der Welt leben mehr wilde Kamele als in Australien, wo man (je nach Schätzung) von zwischen 800.000 und 1 Million Kamelen ausgeht, über Western Australia, Queensland, Northern Territory und South Australia verteilt. Die ersten Tiere kamen 1840 nach Australien und wurden unter anderem 1860 bei der legendären Burke-Wills-Expedition zum Einsatz. Zu Pionierszeiten wurden tausende Kamele nach Australien importiert und nach den Expeditionen einfach in der Wüste ausgesetzt, wo sie bald heimisch wurden und sich vermehrten.

Es war Davidson selbst, die der Produktion Andrew Harper als Kameltrainer für die Filmproduktion empfahl. Harper, der zur Outback Camel Company gehört, die sich auf (meist wissenschaftlichen) Wüstenexpeditionen spezialisiert, war schon mehrfach mit Davidson unterwegs gewesen, so dass sie wusste, dass er genau der richtige Mann für den Film sein würde. Davidsons Einfluss auf die Situation der Kameltreiber in Australien ist beträchtlich, wie Harper erzählt:

»Interessanterweise stand Robyns Reise damals eigentlich am Ende einer Ära. Es gab nur noch ein paar letzte lebende afghanische Kameltreiber, ansonsten waren Kamele ab den 50er Jahren nach und nach in Vergessenheit geraten. Robyn war die erste, die sich wieder dafür interessierte und tatsächlich lernte, wie man die Tiere bepackt und mit ihnen reist. Ihre Expedition ließ das Interesse an Kamelen in Australien ganz neu aufflammen. So entstand erfreulicherweise ein ganz neuer Touristikzweig. Ausflüge auf dem Kamel in die Wüste – das hatte es vorher noch nicht gegeben.«

Insgesamt waren 19 Kamele an der Entstehung des Films beteiligt. Glücklicherweise erwies sich Wasikowska als Naturtalent im Umgang mit den Kamelen, wofür nicht zuletzt ihr Regisseur enorm dankbar war: »Würde Mia nicht Tiere so sehr lieben, hätte sie sich sicherlich nicht so sehr zu dieser Rolle hingezogen gefühlt. Sie ist ein unglaublich sanfter, herzlicher und liebevoller Mensch, nicht zuletzt im Umgang mit den Kamelen. Man sieht sofort, wie gut sie mit Tieren kann.«

Die Arbeit mit den Kamelen war eine einzigartige Erfahrung, die Mia Wasikowska sehr genoss: »Diese Tiere sind einfach unglaublich. Mein erstes Aufeinandertreffen mit Robyn bestand ja darin, dass sie, Andrew und ich drei Tage mit den Kamelen in Flinders Ranges verbrachten, noch bevor die Dreharbeiten begannen. Die beiden brachten mir bei, wie ich mit den Kamelen umgehen musste.

Sie lernen einen Menschen zuerst über seinen Geruch, dann über den Klang seiner Stimme kennen. Und je mehr Zeit man mit ihnen verbringt, desto enger ist natürlich die Bindung, die da entsteht. Kamele sind wundervolle Tiere, die ich wirklich lieben gelernt habe. Und sie sind irgendwie die idealen Tiere für einen Filmdreh: treue Wegbegleiter, die entspannt selbst durch den größten Trubel gleiten.«

Die gesamte Filmcrew begeisterte sich für die Kamele, und fast jeder hatte, so wie Kamerafrau Mandy Walker, einen Liebling: »An den Hunden und Kamelen hatten wir alle einen Narren gefressen. Mein besonderer Liebling war Morgan, der im Film Dookie darstellt. Er machte für uns in jeder Einstellung das gleiche, so als wüsste er genau, worauf es beim Film ankommt. Sich am Ende von ihm und den anderen Tieren zu verabschieden war richtig traurig.«

Eine kaum geringere Rolle für die Figur der Robyn Davidson spielt ihr Hund Diggity, der vom 6-jährigen Special Agent Gibbs verkörpert wird, der genau wie sein Stuntdouble Ziva (NCIS lässt grüßen!) von Kirstin Fedderson trainiert wurde, Filmneuling ist. Da unglaublich viel davon abhing, dass sich Mia Wasikowska mit den Hunden prächtig verstand, war Fedderson nach dem ersten Aufeinandertreffen mit der Schauspielerin mehr als erleichtert: »Die Hunde mochten sie auf Anhieb. Und sie kniete sofort bei ihnen auf dem Boden, um sie zu begrüßen. An ihren wedelnden Schwänzen war nicht zu übersehen, dass die Chemie stimmte.«

Nicht ganz so unproblematisch verlief die Begegnung zwischen den Hunden und den Kamelen. Diggity musste auf der Leinwand immerhin auf dem Rücken der Kamele reiten, was für Fedderson ohne Frage »die größte Herausforderung des Films war. Aber als wir Ziva, das Stuntdouble, endlich soweit hatten, liebte sie es schließlich, hoch oben auf diesem großen Tier zu sitzen und auf uns herunterzuschauen.«

Marion Nelsons Drehbuchadaption ist zwar sehenswert, doch hätte die Ich-Perspektive des Buchs dem Zuschauer ein wenig mehr die inneren Gedanken Davidsons vermittelt. Der Film driftet da immer wieder so vor sich hin, springt von einem Moment zum nächsten, anstatt wenigstens einmal die Naturgewalt der Ödnis und die tägliche Langwierigkeit aufzuzeigen. Einzig die Szene, in der Robyn aufwacht und ihre Kamele verschwunden sind, und sie sich dann auf die Suche begibt, vermag die Tortur anzukratzen.

Vom Nobody zum Star: Je länger Robyn sich in der Wüste aufhält und die Geschichte im Time Magazine voranschreitet, bekommt sie umso öfter Besuch von Touristen oder trifft auf diese rein zufällig. Klar, dass diese Fotos von und mit ihr schießen wollen. Da wird Robyns Taktgefühl aufs Äußerste gefordert, als auch der innere Schweinehund, einfach aufzuhören, denn je länger ihre Reise dauert, umso mehr wird Robyn klar, dass das eine wahnsinnig blöde Idee war. Aber sie zog das durch und ging somit in die Geschichte ein, die nun einer neuen Generation vorgestellt wird.

Aber neben den Touristen traf sie auch auf Menschen, die ihr halfen und ihr Unternehmen unterstützten. Sie tifft auf ein älteres Ehepaar, das da mitten in der Wüste in einer Oase lebt, das sie ein wenig aufpäppelt, ihr neue Kraft gibt, oder auch die Eingeborenen, mit denen sie sich anfreundet, die ihr dann auch einen Führer zur Seite stellen, um durch das heilige Land zu reisen. Ansonsten hätte es einen riesigen Umweg und zusätzliche Torturen gekostet, ihren Plan zu verwirklichen.

Mia Wasikowska war offensichtlich die richtige Wahl, denn sie sah nicht nur so aus wie die echte Robyn Davidson, sondern konnte auch mit den Tieren klarkommen. Aber trotzdem die nicht minder abenteuerliche Produktion für alle Beteiligten zufrieden fertiggestellt wurde, so ist der Film doch eher nur eine Aneinanderreihung von Tagebucheinträgen - sehr interessant, aber einfach zu distanziert. Mia Wasikowska versucht zwar, den Zuschauer ihren Spuren folgen zu wollen, doch die Begeisterung hält sich in Grenzen. Für Australienfans ist der Film allemal zu empfehlen, auch wenn keine Kängurus oder Koalas drin vorkommen. Das ist alles recht interessant und teilweise auch tragisch, man muss sich allerdings auf den Film und das Abenteuer einlassen wollen, um Gefallen daran zu finden. Die Hauptdarstellerin gehört auf jeden Fall dazu. ■ mz

14. April 2014
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OT: Tracks
Drama/Biografie
AUS 2013
113 min


mit

Mia Wasikowska (Robyn Davidson) Marie-Luise Schramm
Adam Driver (Rick Smolan) Leonhard Mahlich
Emma Booth (Marg) Luise Helm
Jessica Tovey (Jenny) Nicole Hannak
Melanie Zanetti (Annie) Nadine Zaddam Leopold
Rainer Bock (Kurt Posel) Robert Missler
Robert Coleby (Pop) Gerald Paradies
Lily Pearl (junge Robyn Davidson) Sarah Kunze
u.a.

drehbuch
Marion Nelson
basierend auf dem Buch von Robyn Davidson

musik
Garth Stevenson

kamera
Mandy Walker

regie
John Curran

produktion
See-Saw Films

verleih
Ascot Elite

Kinostart: 10. April 2014