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Love Steaks


Clemens und Lara
© Timon Schäppi/Daredo Media

Eine deutsche Liebeskomödie in Zeiten von Vollpfostenhasen und Tante Brülla oder Vaterwürgen - die üblichen Kassenschlager des deutschen Komödienstadels lassen grüßen. Viele meiner Kollegen weigern sich mittlerweile, solche Filme zu besprechen. Til Schweiger veranstaltet schon gar keine offiziellen Pressevorführungen mehr, um dem Dauerbeschuss der rebellierenden Filmkritiker zu entgehen.

Und nach alldem kommt Love Steaks, eine Liebeskomödie, den Inhalt auf die kurze prägnante Form reduziert: „ein Masseur, eine Köchin, ein junges Paar, aufs Maul“. Ja, genau das sagen die Filmemacher selbst, ohne auf uns kritische Filmkritiker zu warten. Love Steaks darf sich zurecht eine kleine Sensation am deutschen Kinohimmel nennen, gerade in der ungeliebten, ja fast peinlichen Sektion: Liebeskomödie.

Ein Wellnesshotel, in kühler Jahreszeit, an der Ostsee. Auf der einen Seite der Mikrokosmos der Hotelangestellten, auf der anderen Seite die vornehmlich älteren Damen, die dem Personal auch schon mal während der Ganzkörpermassage an den Po greifen. Clemens ist der neue Masseur im Team. Schüchtern und ungelenk wird er gleich zur Zielscheibe der Hotelteamstreiche.

Wenn das Sprichwort stimmt: Gegensätze ziehen sich an, ist Love Steaks die filmische Umsetzung. Lara, Kochazubine, rebellisch, frech und gleichzeitig Objekt der Begierde beim Küchenpersonal, trifft auf den sanften Masseur. Erst knallt’s, dann wird’s schön und danach knallt’s noch einmal mit eimerweise „friendly film blood“ - eine Worterfindung der Autorin.

Love Steaks ist ein Debütfilm, Jakob Lass Regiestudent an der Berliner HFF „Konrad Wolf“. Das Projekt stemmte er ganz allein, ohne Fördergelder oder Senderbeteiligungen. Auch bei der Regie ging er neue Wege. Statt des vorgegebenen Drehbuches, stellte er seinen Newcomer-Schauspielern lediglich einen vorgegebenen Rahmen zur Verfügung. Innerhalb dieses Rahmens spielte das echte Hotelteam sich selbst, die Dialoge wurden improvisiert. Einzige Grundlage für alle waren 18 Skelettszenen - eine Art Rohbau, der vor Ort vom Team gefüllt werden musste.

Dahinter steckt ein strenges künstlerisches Konzept, das ein Regelwerk mit Anarchie, selbst gewählter Vorgaben mit größtmöglicher Offenheit und geregelte Arbeitszeiten (ja, richtig gelesen!) mit dem Urwort „Kreativität“ zu verbinden sucht. Jakob Lass und die Produzentinnen Ines Schiller und Golo Schultz nennen ihr Konzept „Fogma“, in ironischer Anlehnung an dänische Vorbilder. Herausgekommen ist ein Film, der sich sehen lassen kann und sprichwörtlich die Filmfeste abgeräumt hat.

In Berlin wurde Love Steaks auf der Berlinale gezeigt, in München gewann Jakob Lass in allen vier Kategorien den Förderpreis „neues deutsches Kino“ (auch den Drehbuchpreis ohne Drehbuch!), in Saarbrücken den großen Max Ophüls Preis (bester Langfilm), und für die Lola 2014, den Deutschen Filmpreis, ist Love Steaks sowieso nominiert.

Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, sich von diesem Film angenehm überraschen zu lassen, den mag das letzte Quäntchen zum Glück, die Filmmusik, bescheren. Lockere Dubstep-Tunes treffen auf Metal und eine Prise klassische Musik. Wenn es den Soundtrack zum Film als CD geben würde, diese stünde längst in meinem Regal. [gibt es - siehe Werbe-Kasten rechts unter den Credits!] Der Film, der den deutschen Komödienstadel erhellt, verdient in allen Kategorien mein Kritikerinnenlob. In diesem Sinne: „ein Masseur, eine Köchin, ein junges Paar aufs Maul“. ■ bh

27. März 2014
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OT: Love Steaks
Komödie/Drama
D 2013
89 min


mit

Lana Cooper (Lara Schmelzing)
Franz Rogowski (Clemens Pollozek)

drehbuch
Jakob Lass
Ines Schiller
Timon Schäppi
Nico Woche

musik
Golo Schultz

kamera
Timon Schäppi

regie
Jakob Lass

produktion
Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“
MAMOKO Entertainment

verleih
Daredo Media/Ferleih

Kinostart: 27. März 2014