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Kinostarts Oktober
Interview mit Nico Sommer
Interview mit Lina Wendel

Silvi


Lina Wendel
© Alexander du Prel
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Was für ein Film! Silvi wird mit 47, nach dreißig Ehejahren, von ihrem Mann verlassen: „Ich kenne jede Falte an dir. Das ist doch ein Albtraum!“ Es könnte der Anfang eines Melodrams sein, gar einer großen Tragödie, die einen mit hängenden Schultern das Kino verlassen lässt. Nicht so in Nico Sommers wunderbar leichtem, genau beobachteten Spielfilmdebüt.

Seine Protagonistin Silvi entscheidet sich, den Kopf nicht hängen zu lassen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Kontaktanzeigen sind ein erster Schritt. Dabei trifft sie in ihrer Offenheit und ehrlichen Suche nach Geborgenheit auf Männer mit einem beinahe zynischen Pragmatismus. Unvoreingenommen und manchmal ein wenig naiv, lässt sie sich auf Grenzerfahrungen und manch krude Männerfantasie ein und wächst daran.

Man mag kaum glauben, dass dieser reife Film von einem Regisseur Jahrgang '83 stammt, so genau wie er sich in diese Frau einer anderen Generation einfühlt. Silvis Erfahrungen basieren auf einer wahren Geschichte und die Wahrheit, laut Nico Sommer, soll noch viel krasser gewesen sein, als der Film erzählt. So genau wollen wir das dann doch nicht wissen!

Nico Sommer, Jahrgang 1983, beendet 2012 sein Filmstudium mit Auszeichnung und dreht gleich darauf seinen freifinanzierten Debütfilm Silvi. Kaum abgedreht, wird Silvi zur diesjährigen Berlinale eingeladen und tourt danach die Welt der internationalen Festivals: Mexiko, Kanada, USA, Iran und Singapur, auch im New Yorker MoMa wird der Film vorgestellt, um nur einen Auszug der Spielstätten zu benennen. In Deutschland wird Silvi nicht zu knapp mit Preisen ausgezeichnet, z.B. Achtung Berlin, new berlin film award, gleich doppelt prämiert als Best Feature Film und dem Preis des Verbandes der deutschen Filmkritik.

Im Statement des VDFK(Verband der deutschen Filmkritik)-Preises steht zu lesen: „Der Film überzeugt auf ganzer Linie: Mit dem Drehbuch von Julia Stiebe, tollen Darstellern und stimmig eingesetzter Musik. In keiner Sekunde führt er seine Figuren vor, sondern beobachtet mit beinahe dokumentarischer Präzision Silvis Odyssee im Liebesgeschäft. Sie beweist viel Mut, und das muss man auch von Hauptdarstellerin Lina Wendel sagen, die Silvi sehr überzeugend verkörpert. Nach ihrem großen emotionalen Auf und Ab verliert Silvi nie die Hoffnung und startet immer wieder durch. Wir Filmkritiker sind überzeugt, dass wir von Nico Sommer noch viel zu erwarten haben.“ (Bettina Hirsch, Ingrid Beerbaum, Sabine Köhler)

Die Reaktionen des Publikums bei Filmen dieser Art teilt sich wie so oft in die weibliche und männliche Sicht. Die Männer kommen bei Silvi nicht gerade gut weg, so erklärt sich deren Distanz zum Film. Das Thema könnte mit dem chilenischen Film Gloria verglichen werden. Gloria lief ebenfalls auf der diesjährigen Berlinale. Die Hauptdarstellerin erhielt den Silbernen Bären, wie auch Lina Wendel für ihre Darstellung der Silvi mehrmals ausgezeichnet wurde.

Bei Gloria hält sich die Dramatik in Grenzen, die Handlung endet eher tragisch. Bei Silvi hingegen wird der Kinobesucher gefordert. Bei so mancher Szene möchte man eher wegschauen. Am Ende schaut die Protagonistin direkt in die Kamera, von Verzweiflung keine Spur, weder im Blick, noch in der Stimme. Sie hat sich dazu entschlossen, die Liebe zu suchen, und mit dieser Entschlossenheit wird der Kinobesucher in den Abend entlassen. Mal sehen, was Nico Sommer uns als nächstes beschert (er arbeitet zur Zeit an gleich 3 verschiedenen Spielfilmprojekten und noch dazu an einem Serienformat). Diesen Regisseur kann und muss man sich merken. Silvi ist mein Herbstfilm diesen Jahres. ■ bh

4. Oktober 2013
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OT: Silvi
Drama
D 2013
97 min
FSK 16


mit

Lina Wendel (Silvi)
Thorsten Merten (Michael)
Harald Polzin (Uwe)
Iván Gallardo (Juan)
Peter Trabner (Thomas)
Judith Steinhäuser (Karin)
Leni Wesselman (Susann)
Gerdy Zint (Paul)
u.a.

drehbuch
Julia Stiebe
Nico Sommer

musik
Gitte Hænning

kamera
Alexander du Prel

regie
Nico Sommer

produktion
Süsssauer Filmproduktion

verleih
Bildkraft

Kinostart: 3. Oktober 2013