Das Glück der großen Dinge
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Patchworkfamilien gibt es ja heutzutage en gros. Vor 100 Jahren sah das noch ganz anders aus. Nach der Kurzgeschichte „What Maisie knew“ von Henry James (1843-1916) entstand eine neuzeitliche Adaption von Carroll Cartwright und Nancy Doyne, die noch nicht so viel Erfahrung auf dem Gebiet besitzen. So ist es auch kein Wunder, dass weder der deutsche, noch der Originaltitel einen Sinn ergeben, wenn man nicht vorher den Roman gelesen hat.
Bereits 1968 entstand unter Regie von Derek Martinus eine Verfilmung als TV-Serie für die BBC, 1976 folgte eine weitere Verfilmung durch Babette Mangolte. Henry James' Roman wurde 1897 zunächst als Serie im Literaturmagazin „Chap-Book“ und danach als Buch veröffentlicht. Im Gegensatz zu seinen anderen Veröffentlichungen löste das Werk damals kontroverse Kritiken aus.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 6-jährige Maisie, dessen Eltern, die Rock-Ikone Susanna und der Kunsthändler Beale, im Begriff sind, sich scheiden zu lassen. Maisies Leben gerät aus den Fugen. Während Beale eine Beziehung mit dem Kindermädchen Margo beginnt, heiratet Susanna den Barkeeper Lincoln.
Zwischen der ehrlichen Liebe für ihre Tochter, neuen Partnern und aufreibenden Jobs drohen ihre Eltern an der Situation zu scheitern. Maisie muss ihren eigenen Weg durch eine neue Welt finden, in der sie plötzlich an so vielen Orten zu Hause sein soll. Zwischen kleinen Wünschen, großen Ängsten und der Sehnsucht nach Liebe muss jeder für sich begreifen, was es wirklich bedeutet, füreinander da zu sein.
»Wir mochten das Drehbuch sehr und wir dachten, dass es nicht nur ein interessanter Ansatz für die Geschichte von Henry James ist, sondern eine auch heute noch sehr relevante Geschichte. Der Kontext ist jetzt ganz anders als zur Zeit Henry James’. Für ihn war die einfache und neue Idee des gemeinsamen Sorgerechts an sich so skurril, dass er sie zum Thema seines Buches machte«, erzählen die Regisseure Scott McGehee und David Siegel, deren Filme bislang eher in der Masse untergingen.
»Heute sind solche Vereinbarungen alltäglich, dennoch belasten sie viele Familien und sie können ungeheure Strapazen für Kinder bedeuten. Was aber die Geschichte von Henry James so langlebig macht, sind natürlich die Beziehungen der Charaktere. Er hatte ein großartiges Auge für die Details, wie Menschen zueinander in Beziehung stehen, wie sie sich gegenseitig benutzen, um ihre persönlichen Absichten zu verfolgen und so weiter.«
Ein großes Lob geht an die junge Hauptdarstellerin Onata Aprile, die mit ihren großen Kulleräuglein das Publikum verzaubert. Dazu die Regisseure: »In einem großen Teil des Films ist Maisie vor allem Beobachterin. Sie nimmt das Chaos um sich herum auf und versucht, einen Sinn für ihre Welt zu finden und ihren Platz darin zu verstehen. Wir glauben, sie ist eine Person, natürlich eine sehr junge Person, die um ihre Selbstverwirklichung ringt. Sie versucht, ihre Stimme in einem sehr chaotischen Universum zu finden. Wir stellen auch Maisies Großmut in den Mittelpunkt. Sie schafft es, zu sehen, was das Beste in den Menschen ist und damit macht sie die Welt um sich herum irgendwie besser.«
»Maisies Blick auf die Welt ist unschuldig und großherzig«, so die Regisseure weiter. »Er gibt dem Film seine Leichtigkeit – eine Leichtigkeit, die angesichts der Entwicklung der Geschichte erstaunlich ist. Und es ist vor allem diese Leichtigkeit, die uns bei diesem Projekt angezogen hat. Das Glück der großen Dinge erzählt eine berührende Geschichte über eine schwierige Lebenssituation.
Doch dem Film gelingt es, ein Gefühl von Hoffnung und Zuversicht einzufangen – und manchmal bringt er uns sogar zum Lachen. Allerdings läuft der Film nie Gefahr, sentimental zu werden. Trotz Maisies Arglosigkeit hat ihre Geschichte eine ursprüngliche, reale Wahrheit. Maisie hat einen einfachen, scharfsichtigen Blick auf die Welt, der wie nebenbei ein wenig von den schwierigen Seiten des Lebens erfasst und ein wenig von dem, was lustig ist und absurd – und manchmal ein wenig von dem, was uns mit der Welt, so wie sie eben ist, versöhnt.«
Der ganze Film steht und fällt mit der Mimik des Mädchens. Die Dialoge sind relativ real gehalten und kurz, was einen großen emotionalen Spielraum für die Schauspieler lässt, die ihren Charakteren jede Menge Tiefe verleihen. Der Film wirkt ein wenig zäh und anstrengend angesichts der kargen Dialoge und der drögen Filmmusik. Einzig die Rockband The Kills, die mit Julianne Moore für den Film ein paar Songs aufgenommen haben, vermögen ein wenig Lautstärke in den Film zu bringen. Allein der Fakt, dass Julianne Moore in einer Rockband singt, ist schon grandios!
Dass der Film nicht so endet wie der Roman, sondern eher mit einem Happy-End, falls man das überhaupt so nennen kann, liegt womöglich an der deprimierenden Grundstimmung des Films, die die Drehbuchautoren oder die Produzenten damit wegretuschieren wollen. Dass die Realität meist ein wenig anders aussieht, wird hier nur angedeutet. Trotzdem bleibt der Film allein wegen der hervorragenden Schauspieler eines der wenigen sehenswerten US-Independent-Highlights des Jahres. ■ mz