Samstag, 20. April 2024
Red Tails
™ & © Lucasfilm Ltd.

Italien, 1944. Während der Zweite Weltkrieg unvermindert lodert, wird die 332nd Fighter Group in Italien stationiert, wo sie mit zweitklassigen Einsätzen abgespeist wird. Den Stolz der Piloten mindert das nicht. Jetzt wollen sie beweisen, was wirklich in ihnen steckt. Vor allem Marty „Easy“ Julian und Joe „Lightning“ Little brennen auf Einsätze - auch wenn das bedeutet, sich über die Anweisungen ihres Vorgesetzten Major Stance hinwegzusetzen. Gegen alle Widerstände machen sich die „Red Tails“ schnell einen Namen - nicht nur in den eigenen Reihen. Schließlich bekommen sie doch noch ihre große Chance und dürfen für ihr Land in die Schlacht ziehen...

23 Jahre lang träumte Star Wars-Erfinder George Lucas davon, die wahre Geschichte der „Red Tails“ Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg als spektakuläres Kinoabenteuer zu erzählen. Das Ergebnis, inszeniert von TV- Regisseur Anthony Hemingway, produziert vom legendären Filmstudio Lucasfilm, ist ein 60-Mio.-Dollar-Blockbuster mit atemberaubenden Luftkampfszenen.

Die Geschichte der Tuskegee Airmen begann, als die Civil Aeronautics Authority 13 Flugschüler auswählte, um an einem Experiment des Tuskegee Institutes, Alabama, mitzuwirken. Das Ziel war, „farbiges Personal“ als Kampfpiloten für den Dienst im Army Air Corps auszubilden. Leicht wurde es den jungen Männern nicht gemacht. Sie waren konfrontiert mit unverhohlenem Rassismus, einem eklatanten Mangel an Unterstützung von Seiten der Institutionen und der Überzeugung, dass sie nicht intelligent und begabt genug seien, als Piloten hinter dem Steuerknüppel eines Kampffliegers zu sitzen.

„Schwarze sind mental minderwertig, von Natur aus unterwürfig und Feiglinge, wenn man sie mit Gefahr konfrontiert. Deshalb sind sie nicht für kriegerische Auseinandersetzungen geschaffen.“
U.S. Army Kriegs-College-Studie aus dem Jahr 1925

In den Jahren 1943 bis 1945 schossen die Tuskegee Airmen mehr als einhundert deutsche Flugzeuge ab, darunter die drei ersten Jets, die jemals in einem Krieg zum Einsatz kamen. Ihre Maschinen, P-51 Mustangs, deren Hecks unverkennbar flammend rot angemalt waren, wurden vom Feind gefürchtet und von den Alliierten respektiert. Am Ende des Kriegs hatten sich die Tuskegee Airmen 96 Distinguished Unit Citations verdient. Die individuellen Piloten wurden mit Silver Stars, Purple Hearts und hunderten anderen Auszeichnungen und Medaillen überhäuft.

»Ich war mir sicher, dass ihre Geschichte einen großartigen Film abgeben würde«, erzählt George Lucas. »Einen inspirierenden Film, der all die unglaublichen Dinge zeigt, die diese jungen Männer durchmachen mussten, um ihrem Land dienen zu dürfen und der Welt zu helfen, die Bedrohung des Faschismus zu beseitigen. Es ist eine wunderbare Geschichte, und ich wollte ihrer Erinnerung gerecht werden.«

Um den Erlebnissen der Tuskegee Airmen so nahe wie nur möglich zu kommen, wollte man die überlebenden Airmen selbst befragen. Lucas und die Produzenten Rick McCallum und Charles Floyd Johnson verbrachten hunderte Stunden mit den Männern, besuchten sie bei sich zu Hause, wohnten der jährlichen Tuskegee Airmen, Inc. National Convention bei und luden viele von ihnen auf Lucas' Skywalker Ranch ein.

Obwohl man die historischen Hintergründe nicht vernachlässigen wollte, schwebte Lucas keine Geschichte vor, wie man sie in dicken, staubigen Wälzern findet, die in Bibliotheken aufgereiht sind. Vielmehr malte sich Lucas einen ebenso actiongeladenen wie inspirierenden Film über hochbegabte und mutige junge Männer aus, die unglaubliche Flugzeuge in ausgesprochen gefährlichen Situationen fliegen.

»Dies ist ein Abenteuerfilm und kein Drama über Bürgerrechte«, sagt Dr. Roscoe Brown, einer der originalen Tuskegee Airmen, die der Produktion als Berater zur Seite standen. »Es geht darum, das Hindernis Rassismus durch meisterliches Können und Freundschaft, Kameradschaft und Disziplin zu überwinden. Dies sind die ewigen Lehren, die alle Menschen betreffen.«

Im emotionalen Zentrum des Films stehen jedoch das wagemutige Flieger-As Joe „Lightning“ Little, das von David Oyelowo (Spooks - Im Visier des MI5, Der letzte König von Schottland, Planet der Affen: Prevolution) gespielt wird, und sein Schwadronführer Marty „Easy“ Julian, gespielt von Nate Parker. Oyelowo und Parker überzeugten für die beiden Hauptrollen mit großem Selbstvertrauen. »Sie kamen rein und es war sofort offensichtlich, dass sie diese beiden Figuren waren«, meint Regisseur Anthony Hemingway. »Ihre Vorsprechtermine waren Wahnsinn. Danach fiel es uns schwer, uns noch jemand anderen in diesen Rollen vorzustellen.«

Produzent Rick McCallum war genauso überzeugt von den beiden Schauspielern: »Ein Freund hatte mir von David erzählt. Er hatte mit ihm an einem Film für die BBC gearbeitet. Er kam in den Raum, stellte sich mit keinem Wort vor, trug seinen Text vor und ging wieder. Wir wussten sofort, dass wir diese Nuss in der Besetzung geknackt hatten. Mit Nate Parker war es kurz darauf genauso.«

Noch während er das Drehbuch las, begann Oyelowo, sich mit Lightning zu identifizieren: »Ich verspürte sofort eine große Leidenschaft für diesen Jungen. Mir gefiel, dass er dieses Selbstvertrauen und diese Unbesiegbarkeit ausstrahlt, wie man sich als junger Mann eben fühlt.

Es erschien mir, dass Lightning all das verkörpert, was nötig ist, wenn man ein Mann in seinen frühen Zwanzigern ist, der sich in ein Flugzeug setzt, das zwischen 500 und 800 Kilometer pro Stunde fliegt, dabei beschossen wird und gleichzeitig auf andere Flugzeuge schießt – und trotzdem immer keine Sekunde daran zweifelt, von seinem Einsatz lebend nach Hause zu kommen.«

Für Nate Parker stellte die Darstellung des „Easy“ eine großartige Herausforderung dar: »Für mich ist er eine sehr komplexe Figur, und das reizte mich. Easy war nicht einfach nur ein Pilot, er war auch der Führer der ganzen Schwadron. Und als Anführer spürte er den immensen Druck, der auf den jungen Männern lastete, ganz besonders.

Wenn ihnen eine Mission misslang, wenn sie einen Bomber verloren oder das Vertrauen von Captain Bullard enttäuschten, dann war es sein Versagen. Alles ruhte auf seinen Schultern, weil man ihm die Verantwortung übertragen hatte, seine Männer anzuführen.«

Die Figuren in Red Tails mögen als Gruppe erfunden sein, aber ihre Geschichte ist es nicht. Die Piloten in dem Film wurden zusammengesetzt aus real existierenden Helden. »Dies ist eine wahre Geschichte«, sagt Drehbuchautor John Ridley. »Aber leider konnten wir nicht die Geschichten all der Helden erzählen. Wir setzten es uns also zum Ziel, die Geschichten aller Beteiligten, ob Schwarz oder Weiß, zu ehren, den Männern ein Denkmal zu setzen, die zusammengearbeitet hatten, um Zeitgeschichte erzählen zu können.«

Um diesem Ziel gerecht zu werden, trafen sich einige der echten Tuskegee Airmen mit den Schauspielern. Sie wurden zudem nach Prag zu den Dreharbeiten des Films geflogen, um sich selbst ein Bild von dem Film zu machen, während die Kameras liefen. »Wir trafen Dr. Roscoe Brown, Lee Archer und Bill Holloman, bevor wir mit den Dreharbeiten begannen«, erzählt Michael B. Jordan. »Sie hielten all die Fakten bereit, die wir wissen mussten. Das war der nötige Hintergrund für uns, um diese Männer spielen zu können.«

»Ich war am Drehort in meiner Uniform, und ich ging sofort zu einem von ihnen, um ihn zu fragen, ob ich sie richtig trug«, erinnert sich David Oyelowo. »Sie um uns zu wissen, war eine fortwährende Erinnerung an die Tatsache, dass dies mehr war als eine gewöhnliche Filmproduktion.«

»Sie zeigten uns den Abflug, die Flugmanöver, das Kämpfen, wie man die Lenkstange bedient und das Landen«, erzählt Parker. »Eine Stunde lang gingen wir Schritt für Schritt durch die einzelnen Stufen und ließen uns erzählen, wie alles funktioniert und was realistisch aussieht und was nicht, wie viel Kraft man aufwenden musste, um die Lenkstange so nach vorne zu drücken, dass man zum Sturzflug ansetzt. Wenn ich mich daran zurückerinnere, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter – wie wir da auf unseren Stühlen saßen, eine imaginäre Lenkstange in den Händen, und uns auf die Seite oder nach hinten lehnten. Es war wie Synchrontanzen. Es war klasse!«

Zusätzlich zu diesem praktischen Unterricht gab es im Planes of Fame in Chino, Kalifornien, richtige Flüge in echten P-51s. »Das war das aufregendste Erlebnis meines Lebens«, sagt Oyelowo. »Es ist beeindruckend, wie schnell und akrobatisch diese Flieger sind.« Solche Erfahrungen waren essenziell, um realistisch agieren zu können, während man im simulierten Cockpit eines P-51 Mustang saß. Die Schauspieler nahmen in einem auf einem Aufhängering montierten Cockpit Platz, wurden von Mitgliedern der Crew nach vorne und hinten geschaukelt und einer nach dem anderen vor einem Visual-Effects-Greenscreen fotografiert.

»Mit einem Greenscreen zu arbeiten, ist wie der erste Tag in der Schauspielschule«, meint Parker. »Man fühlt sich wie der schlechteste Schauspieler, den man sich vorstellen kann. David beschrieb es, als würde man jemanden in einen Raum setzen und ihm sagen: „Und jetzt tu so, als wärst du ein Tiefseetaucher.“ Man muss es einfach richtig verkaufen. Man muss selbst glauben, dass all diese Dinge wirklich um einen herum passieren. Und das funktioniert nur, wenn man die Vorstellungskraft eines Kindes besitzt.«

Oyelowo und Parker sind grandios in diesem Kriegsschauspiel, das aber in zweiter Linie hauptsächlich als Drama funktioniert - als Drama um einen alkoholabhängigen Staffelführer und einen risikofreudigen Superschützen. Alle anderen Figuren sind da eher schmückendes Beiwerk, ohne deren schauspielerischen Qualitäten zu unterminieren! Als eine der wenigen Frauen in dem Film ist „NCIS: Los Angeles-Agentin“ Daniela Ruah zu sehen, die als Oyelowos Liebhaberin für ansehnliche Abwechslung sorgt:

»Ich spiele David Oyelowos Liebhaberin. Er ist einer der Hauptpiloten des Films. Er verliebt sich in mich, und ich bin sein Überlebensantrieb. Eine Italienerin zu spielen, war für mich eine große Herausforderung. Ich spreche kein Italienisch. Ich wollte schon immer etwas machen, was so viel Charakterarbeit wie möglich besitzt. Daher war es eine wundervolle Gelegenheit für mich.«

Der Film ist technisch hervorragend gemacht und vermutlich so historisch korrekt wie möglich. Interessant ist dabei, dass die Deutschen im Film nicht ganz so brutal inszeniert wurden, ja schon fast menschlich herüberkommen, so als ob es damals doch tatsächlich nicht nur Nazis gab! Insgesamt kann ich aber dem Hype um den Film nicht so ganz folgen, vor allem, da sich Produzent Lucas in die Arbeit von Regisseur Hemingway eingemischt hat, um einen gewissen Ton hineinzubringen. Alles in Allem ist der Film trotzdem als unterhaltendes Geschichtsstück über diese Fliegerstaffel zu empfehlen.

Als Alternative gibt es noch einen älteren TV-Film über die Tuskegee Airmen aus dem Jahr 1995, in dem ebenfalls Cuba Gooding jr. eine der Hauptrollen gespielt hat. Neben ihm sind so namhafte Schauspieler wie Laurence Fishburne, Andre Braugher, Mekhi Phifer, John Lithgow oder Vivica A. Fox zu sehen. (Die DVD-Rarität kann übrigens auch rechts im Anzeigenfeld bestellt werden.) ■ mz

16. November 2016

Trailer



Red Tails
NCIS: Los Angeles


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