Brautalarm - Melissa McCarthy
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Von Die Nacht vor der Hochzeit bis zu Die Braut, die sich nicht traut: Auf der Leinwand waren Hochzeit und Humor schon immer ein grandioses Paar. Nach gerne auch mal wilderen Abschieden vom Singledasein wie Die Hochzeits-Crasher und ►Hangover gesellt sich nun mit Brautalarm ein weiteres deftiges Exemplar dieser Gattung dazu und lässt ehrenwerte Heiratstraditionen auf hemmungslosen Witz prallen.
Auf die Leinwand gebracht wird dieser ausschweifende Spaß von Regisseur Paul Feig, der jede Menge Erfahrung mit Fernsehcomedys wie 30 Rock und The Office hat, sowie Produzent Judd Apatow, der sich wie kein Zweiter auf erfolgreiche Komödien versteht.
TV-Veteran Melissa McCarthy stiehlt in dem Film mit ihrer penetranten Aufdringlichkeit den anderen Brautjungfern die Show. Sie spielt Megan, eine Selfmade-Frau im Männlichkeitswahn, mit unersättlichem sexuellen Appetit, mysteriösen finanziellen Ressourcen und einer echt scheußlichen Garderobe. Wie es zu dieser Rolle kam, sprach GQ mit ihr, Regisseur Paul Feig und ihren Kolleginnen vor der Kamera.
Melissa McCarthy: »Ich las das Drehbuch und hatte eine merkwürdig schnelle Reaktion auf Megan. Ich wusste genau, wie sie aussehen, sich anhören sollte und hatte das tiefe Gefühl ,Ich mag sie so sehr! Das wird niemals klappen!‘ Zum Vorsprechen trug ich keinerlei Makeup und eine schlechte Hose. Sehe ich erstmal wie die Figur aus, schließt es mich fest ein, selbst wenn die Leute manchmal sagen: „Wir wollen nicht, dass du abstoßend bist.“«
Paul Feig: »Wir improvisieren oft während der Vorstellungsgespräche, und uns wurde schnell klar: ,Heilige Scheiße, diese Frau brennt!‘ Eine Menge Leute machen beim Besetzen oft den Fehler, dass sie sich dermaßen an die Worte und Figuren binden, die sie geschrieben haben, dass sie nicht sehen, wenn jemand besser ist als das, was auf ihren Blättern steht. Melissa kam mit dieser Figur herein und war einfach eine Naturgewalt. Erst dachte ich: ,Spielt sie das als Lesbe?‘ Und dann ging es immer mehr um dieses merkwürdige Sexzeug.«
Melissa McCarthy: »Ich liebe diese „Kein-Nonsens“-Frauen mit ihren kurz geschnittenen Haaren, die man zusammen sieht und denkt: ,Ist das ihr Partner?‘ Dann sprechen sie über ihre Ehemänner und sechs Kinder. Ich liebe jede, die sich so in ihrer eigenen Haut wohlfühlt. Doch die ganze Zeit auf dem Heimweg vom Vorsprechen dachte ich: ,Das war zu schräg. Sollte ich nicht doch lieber umdrehen und dieses käsige Schauspielerding „Ich kann das noch besser! Geben Sie mir noch einen Versuch!“ machen?‘«
Rose Byrne: »Melissa sagte, sie wolle Megan wie ►Guy Fieri vom Food Network aussehen lassen.«
Melissa McCarthy: »Ben und ich stehen voll auf Diners, Drive-ins and Dives. Ich wollte eine kurze Perücke mit weißen Spitzen tragen, und sie würden sagen: „Du kannst nicht wirklich Guy Fieri sein.“ Immer wieder wollte ich verrückte weiße Oakley-Sonnenbrillen auf dem Hinterkopf tragen, doch irgendwie kam es niemals dazu.«
Kristen Wiig, „Annie“, Mitautorin: »Ihre Garderobe hatte eine eigene Rolle in dem Film: „Wenn ich diese schrecklichen Kulotten und diese Golfshirt trage, vielleicht sollte ich dann auch lange Fingernägel und Perlen tragen...“«
Maya Rudolph: »Ich glaube sie trug SAS Komfortsandalen. Für alte Leute. Aber sie sagte, sie seien unglaublich bequem.«
Paul Feig: »Melissa besitzt die Gabe, etwas zu personifizieren, das schräg oder herausfordernd ist, und es echt wirken zu lassen. Während der Szene im brasilianischen Restaurant spricht Helen über das große Haus, das sie hat, und dass Leute dort übernachten können, wenn sie es wollen. Melissa spricht sie sofort darauf an, weil es in ihrem Haus eine Eichhörnchenplage gäbe, dass sich ein Eichhörnchen in ihrer Vagina eingenistet hat und jetzt dort lebt. Ich konnte es dann doch nicht im Film lassen, aber es ließ mich Tränen lachen.«
Rose Byrne: »Melissa ist so gar nicht wie Megan. Das ist nicht, dass man jemanden engagiert, um etwas zu tun, was er macht. Das ist echte Darbietung! Melissa ist wunderschön und feminin, aber Megans Tonfall wirkt, als wär sie ein Trainer. Es gibt keinen Zweifel in ihrer Stimme. Eine Menge ihres Lustspiels kommt meines Erachtens von der Spannkraft zwischen der Wildheit ihrer Ideen und der Art, wie sie sie mit solch einer Autorität und Sicherheit und Geschwindigkeit spricht.«
Kristen Wiig: »Die Zeilen kommen ihr so schnell zugeflogen. Ich glaube nicht einmal daran, dass sie dachte ,Wie hört sich das an? Wie sehe ich aus?‘ Sie wurde einfach zu Megan.«
Paul Feig: »In der Brautladensequenz wiegte sie sich auf die Couch: „Oh, das ist nett.“ Ich erinnere mich, ihr gesagt zu haben, sie solle einfach hinüber springen. Sie hing fest, spielte die Szene jedoch weiter. [lacht] Die „Schaut nicht hin!“-Szene war im Drehbuch, doch der Rest der Szene war improvisiert, wie sie plötzlich die Geschäftsführerin anschreit „Geben Sie mir Ihre verdammte Jacke!“ Sie wollte sich mit der Jacke dieser Frau den Hintern abwischen.«
Ben Falcone: »Melissa würde alles tun, um Lacher zu bekommen. Das ist krankhaft. Einmal hatte sie einen Sketch, wo dieser Typ sie verachtend zurückweist und sie dermaßen verärgert reagiert, dass sie die Ballons, die sie für ihn mitgebracht hatte, zum Platzen bringen wollte. Sie konnte jedoch keinen zum Platzen bringen, wollte jedoch nicht verlieren. Als sie schließlich das blöde Ding mit einer Kopfnuss zum Platzen bringen konnte, schmettert sie ihr Gesicht in die Bühne und bricht sich dabei die Nase. Bis heute sagt sie: „Nun, dem Publikum hat's gefallen.“«
Annie Mumolo, Mitautorin: »Die Flugzeugsequenz stand nicht im Originaldrehbuch. Für vier Jahre war dort eine Vegas-Sequenz, die wir nach einigen Stunden fallen ließen. Judd sagte: „Wir können Vegas nicht machen, das ist momentan in allen Filmen.“ Als Autor müsste man sich jetzt in die Hosen machen. Judd schlug vor, dass sie nicht nach Vegas kommen, weil etwas im Flugzeug geschieht. Somit war die Flugzeugsequenz geboren.«
Ben Falcone: »Vom Drehbuchgerüst aus wurde im Flugzeug wild improvisiert. Melissa spricht davon, einen Nano in meinen Hintern zu stecken, oder ihren Hintern - der Nano wurde in irgendeinen Hintern gesteckt. Ich ruinierte Millionen von Takes, weil ich lachen musste. In der Szene vor der Toilette hatte sie zu sagen: „Lass uns aufs Klo gehen und Spaß haben.“ Danach stand es ihr frei, zu improvisieren. Sie hatte solch gute Sätze, die ich ruiniert habe, wie: „Magst du das Bein? Ich habe noch eins, das genauso ist. Ich kann beide über meinen Kopf machen und mein gottverdammtes Haar kämmen.“«
Maya Rudolph: »Ehrlich, ich empfand schon immer, dass Melissa zweifellos eine der unglaublichsten Darstellerinnen war, mit der ich je zusammengearbeitet habe. Ich habe über die Jahre hinweg Leute sagen hören: „Ich mag sie wirklich bei Gilmore Girls.“ In meinem Hinterkopf sagte ich immer: ,Wartet nur ab!‘ Als wir Brautalarm drehten, war ich insgeheim erfreut darüber, zu wissen, dass die hervorragende McCarthy kurz davor stand, auf die Welt losgelassen zu werden. Und ich war aufgeregt, der Welt zu sagen: „Haltet eure Ärsche fest!“«
Paul Feig: »Stellen Sie alle Debatten zum Thema „Frauen sind nicht komisch“ ein. Ich würde alles mit ihr machen, und sie hat solch eine Palette anzubieten, dass sie wirklich alles machen kann. Das Schlimmste, was man tun kann, wenn man Melissa McCarthy engagiert hat, ist, zu sagen: „Kannst du dich einfach ans Drehbuch halten?“ Das geschieht aber sehr häufig. Warum zum Teufel sollte man das je machen wollen?«
Brautalarm ist sozusagen die weibliche Antwort auf ►Hangover, nur irgendwie nicht komisch genug. Es macht Spaß, den Brautjungfern zuzusehen, und die Szene im Brautmodengeschäft ist an Fäkalhumor einfach nicht zu toppen. Doch Hauptdarstellerin Kristen Wiig ist daheim bei Saturday Night Live einfach witziger und der Film mit seinen unendlich dialoglastigen Szenen, bei denen man sich einen Woody Allen herbei wünscht, größtenteils schleppend wie das Hochzeitskleid der Braut. ■ mz | Quelle: GQ