Friendship!
Die DDR - welch ein prachtvolles Land: Autos aus Plastik, Arbeit für alle, Rundumschutz durch die Stasi - und dann sind auch noch die Gedanken frei! Nur aus dem Rahmen sollte man besser nicht fallen. Tom fällt aus dem Rahmen. Angepasst zu sein ist nicht seine Sache. Das macht ihn zum Außenseiter. Bis er Veit kennenlernt. Der wird zuerst sein Banknachbar und kurz darauf sein bester Freund. Sie sind unzertrennlich, auch wenn die beiden Jungen nicht unterschiedlicher sein könnten.
Tom ist ganz der sorglose Draufgänger, immer eine große Klappe, Veit der Ruhige, eher schüchtern und in sich gekehrt, der ohne Vater aufwachsen muss. Von Anfang an gehen sie gemeinsam durch dick und dünn, hören Westradio und entdecken ihre Liebe zum Film: 19 Monsterfilme mit Tom in der Hauptrolle bannen sie auf Super 8.
1989: Die Mauer fällt, die Menschen jubeln, David Hasselhoff singt am Brandenburger Tor. Ganz Berlin ist eine einzige Party. Auch Veit freut sich: Mit seinem Begrüßungsgeld will er nach San Francisco, zum westlichsten Punkt der Welt. Zumindest erzählt er das seinem besten Freund Tom, der prompt das große Abenteuer wittert und unbedingt mitkommen will. Doch in Wahrheit sucht Veit seinen Vater, der in die Staaten ausgewandert ist, als Veit noch ein Kind war.
Nur ein Bündel Postkarten, abgestempelt an Veits Geburtstag in einem Postamt in San Francisco, zeugen noch von dessen Existenz. Veit möchte unbedingt an seinem Geburtstag in 3 Wochen dort sein! Doch das Geld reicht nur bis New York, es ist bitterkalter Winter und die Jungs kommen mit „Friendship“, dem einzigen Wort auf Englisch, das sie beherrschen, auch nicht wirklich weiter.
Erste Anlaufschwierigkeiten gibt es bei der Einreise: Es erweist sich als nicht so gute Idee, den Beamten in gebrochenem Englisch zu erzählen, sie seien keine Nazis, sondern freie Kommunisten. Einige Stunden und eine ausführliche Körpervisitation später landen sie schließlich doch in Manhattan, inmitten von Wolkenkratzern, Lärm, Geschäften und Massen von Menschen - Kulturschock total!
Auf ihrer Odyssee von der Ostküste zur Westküste geraten sie in so manche Turbulenzen. Sie treffen u.a. auf den durchgeknallten Comiczeichner Darryl, haben Beinahe-Sex mit den Geschwistern Amber und Dorothee, treffen auf eine Bikergang, Highwaycops und verdienen schließlich Geld mit gefälschten Stücken der Berliner Mauer.
✈️ 🛂 💵 👬
Der Film ist, wie der Titel schon sagt, ein Film über Freundschaft - das Grußwort der FDJ in der DDR, die Freundschaft der beiden Jungs als auch die Freundschaften, die man unterwegs auf einer Straßenreise schließen kann. Es ist ein Film über zwei naive Ossis (okay, die meisten Ossis waren diesbezüglich auch naiv, damit sollte lediglich dieser Sachverhalt unterstrichen werden, was ja auch letztlich die Essenz dieser Komödie ist), die ein völlig fremdes Land entdecken, ihren eigenen amerikanischen Traum erleben und am Ende im mehrfachen Sinne des Wortes im „Westen“ ankommen. Doch eines ist geblieben - Freundschaft!
Mit bemerkenswerten Aufnahmen von Ueli Steiger, der schon für Roland Emmerich bei Godzilla und The Day after Tomorrow gearbeitet hat, inszenierte Markus Goller die wahre Geschichte von Produzent Tom Zickler, der mit seinem besten Freund Veit Jagoda 1989 noch vor dem Mauerfall aus der DDR in die USA gereist war.
Mit 55 Dollar in der Tasche und alten Super-8-Projektoren im Gepäck sind sie in die USA aufgebrochen, um sich in einer abenteuerlichen Reise von New York an das Wunschziel San Francisco zu kämpfen. Als er zurückkehrte, gab es die DDR nicht mehr.
»Es war die schönste Reise, die ich je gemacht habe«, erinnert sich Tom Zickler. »Als wir damals hinkamen, kannten wir niemanden. Wir standen auf einmal da in der Wall Street, Manhattan, und hatten zehn Dollar für den Bus bezahlt und gesagt: „Jetzt können wir noch viermal Bus fahren, dann sind wir pleite.“ Weil ich kein Geld hatte, musste ich immer auf die Leute zugehen. Wenn wir abends um elf in eine Stadt kamen, hatten wir immer um halb zwölf einen Platz zum Schlafen. Wir mussten nicht ein einziges Mal unter der Brücke schlafen. Wir waren auch in gefährlichen Situationen, aber im Endeffekt ist es immer gut gegangen. Es war wirklich ein ganz tolles Erlebnis. Auf der Reise ist wirklich alles passiert, was passieren kann.«
»Fünfzig Prozent von dem, was der Film erzählt, ist wahr«, gesteht der Produzent. »Ich werde aber nicht verraten, welche fünfzig Prozent!« Wahrscheinlich ist es dieser Bezug zur Realität, der diesen Film so bemerkenswert macht. Auf jeden Fall ist es ein Film, der Spaß macht, zum Schmunzeln einlädt und jeden Ossi noch einmal seinen Traum träumen lässt. ■ mz
14. Januar 2010
Drama/Abenteuer/Komödie
D 2009
100 min


mit
Matthias Schweighöfer (Tom)
Friedrich Mücke (Veit)
Alicja Bachleda-Curus (Zoey)
Todd Stashwick (Darryl)
Cameron Goodman (Amber)
Kimberly J. Brown (Dorothee)
Peter Macon (Hope)
Kevin Rankin (Marvin)
Kirsten Block (Ursel)
Gitta Schweighöfer (Toms Mutter)
Michael Schweighöfer (Toms Vater)
Hans-Uwe Bauer (Falker)
u.a.

drehbuch
Martin Probst
nach Erzählungen von Tom Zickler

musik
Ueli Steiger

kamera
Oliver Ziegenbalg

regie
Markus Goller

produktion
Deutsche Columbia Pictures Film Produktion
Sony Pictures
Wiedemann & Berg Filmproduktion
barefoot films
Mr. Brown Entertainment
SevenPictures
Marco Beckmann
David Groenewold Medien
Förderung: medianboard BB, FFA, Deutscher Filmförderfomds, Der Beautragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, filmnewmexico

verleih
Sony


vorspann
Logos, Titeleinblendung im Prolog

abspann
Rücklaufender Vorspann, Abspann mit Originalfotos

erwähnung
keine