Kinostarts April 2009
40 Morde hat er gestanden, unzählige Bankeinbrüche, Entführungen und Anschläge. Vier ebenso scheinbar mühelose wie spektakuläre Ausbrüche aus Hochsicherheitsgefängnissen gelangen ihm. Mit seiner im Gefängnis geschriebenen Autobiographie „Der Todestrieb“ wurde er zum Tagesgespräch in Frankreich, der Staatsfeind Nr. 1: Jacques Mesrine. 20 Jahre lang hielt er die Staatsgewalt auf Trab, bis er 1979 auf offener Straße von einem Trupp Polizisten ohne Vorwarnung förmlich hingerichtet wurde. Dies ist seine Geschichte...
1959. Angewidert von der sinnlosen Gewalt gegen Unschuldige im Algerienkrieg kehrt Jacques Mesrine der französischen Armee den Rücken und reist nach Frankreich zurück. Kein Gesetz, keine Autorität, nichts soll ihn künftig bremsen. Als Handlanger des Pariser Unterweltbosses Guido macht sich der junge Mann schnell einen Namen als ebenso charismatischer wie eiskalter Typ. Nach seinem ersten Mord taucht er zunächst in Spanien unter.
Als er zurückkehrt, heiratet Mesrine die Spanierin Sofia. Obwohl sie drei Kinder miteinander haben, hält es Sofia nicht lange mit ihm aus. Mesrine macht als Verbrecher unbeirrt weiter, mit der verwegenen Jeanne Schneider an seiner Seite und immer tollkühneren Coups. Bald ist Frankreich ein zu heißes Pflaster. Mesrine und Jeanne setzen sich nach Kanada ab und geraten dort in die Hände der Staatsgewalt. Die Haftbedingungen sind erbarmungslos, doch Mesrine schlägt zurück.
„Die Marseillaise spielte, als man mir eine Waffe in die Hand drückte - meine Hand entwickelte einen Geschmack für Waffen.“ - Jacques Mesrine
Eine Verbrecherlegende erobert das Kino. Er hielt die Gesetzeshüter in Atem, zeigte keinen Respekt gegenüber staatlicher Autorität. Das System, in dem er aufgewachsen ist, ist für ihn zum Spielball geworden. Nun bekam Regisseur Jean-François Richet den Ball zugeworfen, Mesrines Autobiographie zu verfilmen. Mesrine benutzte die Medien, um sich ins rechte Licht zu rücken und versuchte, seine gute Moral unter Beweis zu stellen, indem er über seine Revolte gegen Ungerechtigkeit im Allgemeinen und seinen Kampf für die Abschaffung von Hochsicherheitstrakten in Gefängnissen, wo Sträflinge in Isolationshaft vor sich hindarben, berichtete. Jetzt lag es an Richet, diese Persönlichkeit einem größeren Publikum bekannt zu machen.
»Viele Menschen haben eine eigene Fantasie davon, wer und wie Jacques Mesrine war«, erzählt Richet. »Man sieht ihn gerne als eine Art Robin Hood, was nicht zutrifft, oder als ganz profanen Mörder, was ihm ebenfalls nicht gerecht wird. Wir teilten gemeinsam einen Blickwinkel, wir wollten die finsteren Ecken ebenso zeigen wie das Licht. Nichts sollte verborgen bleiben.«
»Die Autobiographie, die Jacques Mesrine im Gefängnis kurz vor seinem letzten spektakulären Ausbruch schrieb, erzählt die unglaubliche Geschichte eines verträumten, tagwandelnden Jungen aus gutsituiertem Hause, der, Stück für Stück, das Image eines rebellischen und provokativen Gangster aufbaut«, erläutert Produzent Thomas Langmann.
»Am faszinierendsten ist die romantische Qualität dieser Figur. Während seiner Verwandlung übertrumpft die Realität die Fiktion immer und immer wieder in einem Umfang, dass man sich selbst heute noch die Frage stellt: Wer war der wahre Jacques Mesrine? Ein Junge aus der Oberschicht? Ein Pflichtsoldat während des Algerienkriegs? Ein Frauenheld? Ein Bankräuber? Ein liebender Vater? Ein Ausbruchkünstler? Ein extrem gewalttätiger Mann? Ein geschickter Manipulator der Medien? Mesrine trägt all diese Masken gleichzeitig. Tatsächlich war er so versiert im Verändern seines Aussehens, dass er der Polizei immer einen Schritt voraus war und er auch als „Mann mit den tausend Gesichtern“ bekannt war.
Um das in unserem Film überzeugend darzustellen, galt es, einen Schauspieler zu finden, der der zu spielenden Figur ebenbürtig sein musste. Als unsere Wahl auf Vincent Cassel fiel, war allen sofort klar, dass wir einen Volltreffer gelandet hatten. Die unvergleichliche Intensität, mit der er sich in eine Rolle stürzt, die Fähigkeit und das Talent, komplexe, ja gar widersprüchliche Emotionen abzurufen, und seine körperliche Gewandtheit waren die Voraussetzung, all die verschiedenen Dimensionen des komplizierten Charakters von Jacques Mesrine darzustellen. Und Vincent Cassels Einsatz - er zögerte keine Sekunde, als es galt, für den Part 20 Kilo zuzunehmen - macht es verlockend, jetzt schon zu sagen, dass es eine der großen Leistungen seiner Karriere sein und bleiben wird.«
„Wenn man im Schatten lebt, kommt man der Sonne niemals nahe.“ - Jacques Mesrine
Um die Geschichte so detailgetreu wie möglich einzufangen, setzte Richet Kameraregisseur Robert Gantz ein, der schon 2005 bei Assault on Precinct 13 mit Richet zusammengearbeitet hatte. Gantz färbte die verschiedenen Stationen Mesrines in unterschiedliche Farbtöne, um die Grundstimmung zu untermahlen. So dominierten Schwarz, Blau und Rot in Teil 1 und Braun und Orange im 2. Teil. Manchmal erinnert die Optik an amerikanische Filme der 1970er Jahre, an anderer Stelle an französische Werke jener Epoche, und hin und wieder an zeitgenössische Arthausfilme. ► weiterlesen ■ mz