Away we go
Auf nach Irgendwo
Nach der Strenge und Tragik seines preisgekrönten 50er-Jahre-Dramas Zeiten des Aufruhrs wollte Sam Mendes eine leichtere Geschichte mitten aus dem Leben erzählen. Das Skript von Dave Eggers und Vendela Vida lieferte da genau die richtige Mischung aus überhöhtem Alltagswitz, kluger Beobachtung und modernem Lebensgefühl.
Der Film erzählt mit großer Leichtigkeit und viel Humor von den kleinen und großen Schwierigkeiten, seinen Platz im Leben zu finden: Burt und Verona, beide Anfang Dreißig und ohne feste Karrierepläne, leben glücklich in den Tag hinein und bestreiten ihren Lebensunterhalt als kreative Freiberufler. Erst Veronas unerwartete Schwangerschaft rüttelt die beiden Träumer auf. Plötzlich ist es wichtig, irgendwo sesshaft zu werden und ein echtes Heim für die gemeinsame Zukunft zu finden. Die Suche nach dem perfekten Ort für ihre neue Familie führt das Paar kreuz und quer durch Nordamerika.
Sie treffen alte Freunde, Ex-Kollegen und nahe Verwandte und erhalten ganz nebenbei einen turbulent-vergnüglichen Einblick in unterschiedlichste Lebensentwürfe, bis sie ihr unkonventioneller Trip schließlich auf ihren ganz eigenen Weg in ihr persönliches Glück führt...
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Erstmals seit seinem Ocsar®-gekrönten Film American Beauty (1999) realisierte Sam Mendes wieder einen Film nach einem Originaldrehbuch. Ein weiteres Novum war, dass er mit den Vorbereitungen und den Dreharbeiten für den Film schon begann, während er noch mit der Postproduktion von Zeiten des Aufruhrs beschäftigt war.
»Ich wollte einen Film machen, der von der Vision der Autoren getragen wird. Das Skript von Dave Eggers und Vendela Vida ist hinreißend und von einer wunderbaren Leichtigkeit, selbst wenn es um ernste Themen geht. Und vor allem brachte es mich zum Lachen«, erklärt der Regisseur. »In gewissem Sinn ist Away we go auch das Gegenstück zu Zeiten des Aufruhrs. Auch hier geht es um ein Paar, das seinem Alltag entfliehen will, um wieder zu sich selbst zu finden. Aber jetzt schaffen sie es. In ihrem Drehbuch beschreiben Dave und Vendela, wie es einem Paar ergeht, das durch die Geburt ihres Kindes in eine neue Lebensphase eintritt, ihre Hoffnungen und Ängste und die Aufregung, die diese Zeit mit sich bringt. Ich bin selber Vater und konnte mich gut damit identifizieren.«
Produzent und Oscar®-Gewinner Edward Saxon fügt hinzu: »Ein Drehbuch von so talentierten Autoren angeboten zu bekommen, ist wirklich ein Geschenk. Mich haben der Humor, der Tiefgang der Story und die sehr lebendigen Figuren sofort in ihren Bann gezogen.« Die Chance, mit Sam Mendes an einem hervorragenden Drehbuch zu arbeiten, lockte auch viele Schauspieler. Die Wahl der Hauptdarstellerin fiel Edward Saxon leicht: »Maya Rudolph hat uns mit ihrer Tiefgründigkeit und Menschlichkeit einfach umgehauen. Sie besitzt einen fantastischen Sinn für Humor und eine unglaubliche Wandlungsfähigkeit, wie ihre Auftritte bei Saturday Night Live beweisen. Sie ist die perfekte Verona.«
Die Schauspielerin stimmt von ganzem Herzen zu: »Die Figur ähnelt mir sehr, sie ist mir wirklich nah. Jemanden wie Verona findet man sonst nicht in Filmen oder Drehbüchern. Einiges, was ihr während der Schwangerschaft widerfährt, habe ich auch erlebt. Das Coolste war allerdings, dass ihre Eltern verschiedene Hautfarben hatten und ihr Partner ihr überhaupt nicht ähnelt. Dass dies im Film nie zum Problem wird, entspricht auch meiner eigenen Erfahrung.«
Für John Krasinski, der in Sam Mendes' Film Jarhead eine kleine Rolle hatte und mittlerweile mit der US-Fassung der britischen Serie The Office Erfolge feiert, ist das Projekt »ein Feuerwerk kreativer Superkräfte - ein großartiges Skript, ein toller Regisseur und eine unglaublich gute Kamerafrau. Ich hatte von dem Projekt schon gehört, bevor Sam dazu kam. Es war so ein cooles Drehbuch. Ich freute mich schon darauf, den fertigen Film im Kino zu sehen. Und plötzlich ruft mich Sam an und sagt: „Du kommst als einziger für die Hauptrolle in Frage.“
Total abgefahren! Das Drehbuch ist sehr komisch, aber mich hat noch ein anderer Aspekt besonders angesprochen: Es handelt davon, wie man seinen Platz im Leben findet. Ganz egal, was man mit seinem Leben anstellt, ist das doch der größte Wunsch, den man hat. Burt und Verona machen sich auf die Suche, und das finde ich sehr mutig. Und durch die Art, wie sie miteinander reden, bekommt man auch das Gefühl, dass sie sich so gut verstehen, dass sie ganz sie selbst sein können. Das erhofft man sich doch von einer Beziehung.«
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Ganz ohne Zweifel treffen die obigen Kommentare auf den Film zu. Mendes ist eine tiefer gehende Komödie gelungen, die mit ihrem oft subtilen Humor unterhält. Nach außen hin wirken Burt und Verona eher verhalten, besitzen so gut wie keine Mimik. Doch je näher man die beiden kennenlernt, desto mehr kann man sich von ihrer Liebe und Treue zueinander überzeugen, was vor allem an den beiden Hauptdarstellern liegt. Die Figuren wirken insgesamt sehr authentisch und leicht nachvollziehbar. Die Mischung aus Unterwegsfilm, (Familien-)Komödie und Sozialdrama ist in der derzeitigen Filmlandschaft einzigartig und komplettiert den Film zu einem großartigen Kleinod, das auf jeden Fall zu empfehlen ist, angeschaut zu werden, besonders wenn man ein Baby erwartet. ■ mz
23. September 2018
Komödie/Drama
USA 2009
93 min


mit
John Krasinski (Burt Farlander)
Maya Rudolph (Verona de Tessant)
Carmen Ejogo (Grace de Tessant)
Catherine O'Hara (Gloria Farlander)
Jeff Daniels (Jerry Farlander)
Allison Janney (Lily)
Jim Gaffigan (Lowell)
Maggie Gyllenhaal (LN Fisher-Herrin)
Josh Hamilton (Roderick)
Chris Messina (Tom Garnett)
Melanie Lynskey (Munch)
Paul Schneider (Courtney Farlander)
Pete Wiggins (Beckett)
u.a.

drehbuch
Dave Eggers, Vendela Vida

musik
Alexi Murdoch

kamera
Ellen Kuras

regie
Sam Mendes

produktion
Focus Features
Edward Saxon Productions
Big Beach Films
Neal Street Productions
Twins Financing

verleih
Tobis


vorspann
Logos, 1. Szene, Titeleinblendung

abspann
gewöhnlich rollender Abspann

erwähnung
keine